Leichlingen Biomüll: Entsorger bestraft Mitarbeiter

Leichlingen · Folgen haben die Hinweise von RP-Lesern, dass die Reloga-Müllabfuhr Bio- und Restmüll gemeinsam entsorgt hat. Die Firma schult jetzt alle Mitarbeiter in Mülltrennung nach. Personelle Konsequenzen hat sie ebenfalls angekündigt.

 Das soll Biomüll sein? Solche Mengen an Plastik müssen aus dem Biomüll, der auch aus Leichlingen, Wermelskirchen und Hückeswagen angeliefert wird, auf der Deponie Leppe noch mühselig aussortiert werden.

Das soll Biomüll sein? Solche Mengen an Plastik müssen aus dem Biomüll, der auch aus Leichlingen, Wermelskirchen und Hückeswagen angeliefert wird, auf der Deponie Leppe noch mühselig aussortiert werden.

Foto: H. F. Hoffmann

Schlichtweg veräppelt hatten sich Leichlinger Bürger zunächst von der Ankündigung der Biotonnen-Kontrollen von BAV und AVEA gefühlt. Denn mehrfach war Leichlingern aufgefallen, dass der Entsorger keineswegs mit gutem Beispiel voranging, sondern sogar selbst in Einzelfällen als Müllsünder ertappt wurde. Aus Bergerhof und vom Rothenberg meldeten Bürger der RP ihre Beobachtungen, dass die Inhalte der Bio- und der Restmülltonnen in ein und denselben Müllabfuhrwagen unmittelbar hintereinander gekippt wurden. Von der Stadtverwaltung hatte es zwar zunächst geheißen, das könne nicht sein. Der Entsorger halte sich strikt an die Mülltrennung. Aber die Bürger hatten doch Recht!

Das hat jetzt die durch die RP-Berichterstattung ausgelöste Recherche des Bergischen Abfallwirtschaftsverbandes (BAV) ergeben, wie Pressesprecherin Annette Göddertz gestern berichtete. Der BAV hatte die Firma Reloga, die mit der Müllabfuhr für Leichlingen beauftragt ist, zu den Vorwürfen aus der Bevölkerung um Stellungnahme ersucht: "Die Stellungnahme liegt jetzt vor. Ein Mitarbeiter der Firma hat zugegeben, Biomüll und Restmüll vermischt zu haben", sagte Göddertz gestern. Reloga werde aus diesem Fall sogar personelle Konsequenzen ziehen und habe darüber hinaus angekündigt, sämtliche Mitarbeiter nachzuschulen. Der Entsorger habe dem BAV gegenüber zugesichert, dass solche "Müllsünden" nicht mehr vorkommen werden.

Leichlinger Bürger hatten außerdem beklagt, dass der Seitenlader, in den die Mülltonnen entleert werden, die Tonnen hin und wieder komplett "verschlucke". Eine RP-Leserin hatte sogar berichtet, dass sie deshalb mittlerweile die fünfte Mülltonne hat nachbestellen müssen.

Bei einem Besuch der RP gestern auf der Deponie Leppe, wo der komplette Müll auch aus Leichlingen angeliefert und, wenn möglich, wiederverwertet wird, bestätigte sich diese Beschwerde aus der Blütenstadt. Diplom-Biologe Dr. Berthold Häßlin bereitet es zunehmend Sorgen, wenn tatsächlich ganze Mülltonnen etwa bei der Anlieferung von Biomüll aus den Müllwagen in die Sortieranlagen gekippt werden.

Denn das ganze Vergärungs- und Kompostiersystem werde nicht nur immer wieder durch verunreinigenden Plastikmüll beeinträchtigt. "Von der Plastiktüte oder -Windel bis hin zu einem Vorschlaghammer oder eben ganzen Mülltonnen finden wir in unserer Anlage alles, was nicht hinein gehört", wundert sich der stellvertretende AVEA-Bereichsleiter Verwertung. Der Vorschlaghammer hatte übrigens einen Zerkleinerer der aufwendigen Vergärungs- und Kompostieranlage derart zerstört, dass dieses Müll-Teil tatsächlich auch für Maschinenschrott in Höhe von 80 000 Euro gesorgt hatte.

Aber auch kleinere Plastikteile, vor allem die Plastiktüten, in die der Biomüll immer wieder fälschlich gesteckt wird, verursachen nicht nur erhebliche Mehrkosten und zusätzliche Sortierarbeit, die sich dann für den Bürger in höheren Gebührenkalkulationen niederschlagen. Richtig spürbar kann schlecht getrennter Biomüll sogar dann werden, dass nur schlechter Kompost aus der Anlage in Lindlar käme. Da sei aber der Gesetzgeber vor: "Wir dürfen keinen Humus ohne Gütesiegel an die Landwirtschaft und den Gartenbau abgeben", betont Häßlin. Denn schließlich gehe es bei der Landwirtschaft um die Nahrungsqualität für alle Menschen in der Region.

(RP)
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