Kandidatenporträt Michael Zalfen/SPD "Tango tanzen ist mein größtes Hobby"

Leverkusen · Michael Zalfen kandidiert zum ersten Mal für den Bundestag. Mit Frau und zwei Kindern lebt er in Bergisch Gladbach.

 Zalfen beim Treff im "Küchenhof" am Altenberger Dom.

Zalfen beim Treff im "Küchenhof" am Altenberger Dom.

Foto: schameitat

Bei der Verabredung morgens um zehn ist die Stimme des Kandidaten noch etwas heiser. "Ich musste gestern so viel reden", entschuldigt sich Michael Zalfen. Für seinen Arbeitgeber, eine Baustoff-Firma aus Bendorf (Rheinland-Pfalz), musste der Außendienstler einen Vortrag bei einem Kunden halten. "In der Woche fahre ich ungefähr 2000 Kilometer", erzählt der 50-Jährige. Termin-Hopping ist ihm also durchaus vertraut. Vielleicht wirkt er auch deshalb im Wahlkampf so vergleichsweise entspannt, fuhr sogar Anfang August noch mal zwei Wochen in den Familienurlaub, während die Mitbewerber im Kreis für sich warben.

"Der Wahlkampf läuft ja eigentlich schon seit Mai", sagt Zalfen. Er habe vor den Sommerferien schon mit den SPD-Hausbesuchen begonnen, "aber da hatten die Leute die Wahl noch gar nicht auf dem Schirm." Also habe er getrost vor der ganz heißen Phase ruhigen Gewissens auf der Insel Ibiza entspannen können.

Zalfen kandidiert zum ersten Mal. Und das in einem Wahlkreis, in dem bei den letzten fünf Wahlen immer der CDU-Mann Wolfgang Bosbach gewann und in den Bundestag einzog. Eine aussichtslose Lage? "Überhaupt nicht", sagt der zweifache Vater. "Dieses Jahr haben wir das beste Wahlprogramm", sagt er und ergänzt: "Thematisch kann uns dieses Mal keiner schlagen."

Die Themen Mindestlohn, Mindestrente, Beitragsfreiheit für Kindergärten und die Steuergerechtigkeit müsse die Partei jetzt nur noch in Stimmen umsetzen. Sein Schwerpunkt sei vor allem die Steuergerechtigkeit und damit meine er auch die Mehrwertsteuer. "Es ist einfach nicht fair und familienfreundlich, dass wir zum Beispiel Luxusgüter wie Kaviar oder Gänseleberpastete mit sieben Prozent besteuern, und Windeln mit 19 Prozent."

Zalfens Eintritt in die SPD war 1989 vor allem ein Protest gegen Rechts. "Die Republikaner waren damals in den Berliner Senat eingezogen und ich wollte mich demokratisch engagieren", sagt er. Und "wie jeder Demokrat" habe er sein Ziel nicht erreicht, bevor er nicht im Bundestag sitze.

Seine Partei schickte den gebürtigen Kölner schon mehrmals zu Führungsnachwuchs-Seminaren mit prominenten SPD-Dozenten, darunter auch Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. "Mit ihm haben wir bis ein Uhr nachts an der Theke gesessen und er hat mir die Zigaretten weggeraucht", erzählt Zalfen. Der kühle Norddeutsche sei wirklich ausgesprochen witzig und "immer sympathischer, je näher man ihm kommt."

Seine Familie, Ehefrau Jeannette Koschmieder, und die zwei Kinder — ein Sohn und eine Tochter, sechs und acht Jahre alt — sowie Kater Toto müssten bei einem Einzug in den Bundestag in den 22 Sitzungswochen auf ihn verzichten. "Die Kinder sind aber schon daran gewöhnt, dass ich nicht viel zu Hause bin", sagt Zalfen. Seine Frau müsste sich allerdings eventuell für die Sitzungswochen einen anderen Tanzpartner suchen. "Tango ist das größte Hobby von mir und meiner Frau, sagt Zalfen. Zuletzt hätten sie bei einem Festival in Nijmegen quasi drei Tage am Stück getanzt.

Zurzeit renoviert Zalfen das 70 Jahre alte Haus, dass ihm dieses Jahr geradezu "vor die Füße gefallen war." Er berichtet: "An Wochenenden verputze ich, lege Fliesen, schneide Hecken." Er freue sich, fügt er hinzu, dass er mit dem Haus noch fünf bis zehn Jahre "gut zu tun" habe.

(RP)
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