Leichlingen Nuhr testet neues Programm Am Hammer

Leichlingen · Die Zuschauer in der Aula ließen sich von dem 52-Jährigen Comedian nur zu gerne als Versuchskaninchen benutzen.

Er ist noch mitten in der Erprobungsphase und sorgt trotzdem schon für einen ganzen Abend bester Unterhaltung: Vor ausverkauftem Haus feierte der Kabarettist Dieter Nuhr am Samstag in der Aula des Gymnasiums die Vorpremiere seines neuen Programms "Nuhr die Ruhe".

Obwohl das Ganze als "Lesung" aus seinem Manuskript gedacht war, begeisterte Nuhr die Zuschauer mehr als zwei Stunden lang. Dabei hatte er noch zu Beginn angekündigt: "Die Showtreppe auf der Bühne ist noch nicht fertig, Sie können sich also vorstellen, was Sie wollen. Der Text ist auch noch nicht fertig, er wird diesmal franziskanisch bescheiden".

Was indes fertig war, stand unter der Fragestellung: "Kann man dem Leben auch positive Seiten abgewinnen?" Dabei kam Dieter Nuhr immer wieder zu demselben Ergebnis: Das Leben spielt sich im Kopf ab – quasi wie ein Traum. "Es liegt an dir, wie du durch das Leben gehst. Das ist ein psychologischer, kein politischer Prozess", erklärte der Kabarettist. Allerdings attestierte er gerade den Deutschen, dass Lebensfreude oft schon bei Kindergartenkindern wie eine Geisteskrankheit behandelt werde. Obwohl heute eigentlich richtig gute Zeiten seien, war er sich sicher, dass neben Klimaerwärmung, Baumsterben, Ozonloch und Tropenkrankheiten auch die Eurokrise spätestens nach der Bundestagswahl zurückkäme.

Dabei sieht Dieter Nuhr, dass es uns eigentlich gut geht. Immerhin hätten sich Luchs und Wolf schon wieder in Deutschland angesiedelt, wenn der Löwe auch noch auf sich warten lasse. Sein Credo: Das Leben ist eine Chance und keine Bedrohung. "Wir sollten uns die Laune nicht verderben lassen".

Die Laune verdirbt dem Kabarettisten indes jede Form von Bevormundung: "Ich esse gerne vegetarisch, will aber nicht demnächst das Ordnungsamt zuhause haben, dass das kontrolliert". Und auch der Fahrradhelm ist nicht sein treuer Gefährte: "Ich will auf meinem Fahrrad nun mal nicht aussehen wie Ritter Rost!"

Alle zwei Jahre stellt der 52-Jährige ein neues Programm zusammen, gesammelt aus Ideen und Anregungen aus Büchern, Fernsehen, Zeitungen und immer mehr aus dem Internet. Seine Position auf dem großen Markt der deutschen Unterhalter hat er dabei nicht eindeutig definiert: "Natürlich versuche ich, lustig zu sein. Insofern bin ich ein Comedian. Da meine Geschichten aber immer über das Leben gehen, bin ich auch Kabarettist", sagt Nuhr über sich selbst.

In den nächsten drei Wochen will er in weiteren Lesungen spüren, wie das Publikum auf das neue Programm reagiert, entsprechend kürzen und am Text feilen. "Das kann man nur auf der Bühne machen", erklärte Dieter Nuhr. Das Leichlinger Publikum jedenfalls war auch von dieser Fassung begeistert.

(inbo)
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