Einkaufen Die Rückkehr der Gummibäume

Langenfeld · Grün ist wieder in, nicht nur im Garten, auch im Wohnzimmer. Da trifft man alte Bekannte wieder.

 Nicolaas van Paridon zeigt zwei aktuell beliebte Zimmerpflanzen: Spathiphyllum (l.) und Fatsia japonica (r.).

Nicolaas van Paridon zeigt zwei aktuell beliebte Zimmerpflanzen: Spathiphyllum (l.) und Fatsia japonica (r.).

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Wem derzeit der Aufenthalt im Garten noch zu frisch ist, der kann durchaus drinnen schon im Shirt im Grünen sitzen. Wohnzeitschriften machen es uns vor: Da räkeln sich hübsche Frauen auf Design-Ledersofas, während neben ihnen die Monstera ihre platztellergroßen glänzenden Blätter in den Raum streckt. Gummibaum, Ficus Benjamini und Philodendron – die Pflanzen-Ungetüme von vor 50 Jahren sind wieder im Kommen.

Nicht nur in Journalen schmücken sie weitläufige Wohnzimmer, auch in Durchschnittswohnungen finden sich nach jahrzehntelanger Pause hier und da wieder Plätzchen für die alten Bekannten im Topf. Die Zimmerpflanze gewinnt langsam an Land, sagen übereinstimmend Boris Adams, Marktleiter im Dehner-Gartencenter Langenfeld, und Nicolaas van Paridon, Chef des gleichnamigen Blumen-Geschäfts an der Düsseldorfer Straße. „Der Absatz hat in den letzten drei Jahren um 20 Prozent zugenommen“, sagt Adams. „Es sind vor allem die so genannten Solitärpflanzen – grüne Einzelgänger – wie Efeutute, Drachenbaum und Calathea mit ihrem hübsch gemusterten Blatt, die Käufer finden. Blühpflanzen weniger“, sagt er.

Ähnliche Erfahrungen macht van Paridon. Die Topf-Pflanze als eine Art Designobjekt in einem attraktiven schlanken hohen Topf erfreue sich zunehmender Beliebtheit. „Und Pflanzen, die uns gut tun und die Luft verbessern, sind gefragt“, ergänzt er. Viele sind wahre Künstler in Sachen Frischluft. Sie sorgen für Verdunstungsfeuchtigkeit in geschlossenen Räumen und funktionieren als Schadstofffilter. Sehr beliebt – auch fürs Büro – ist da laut der beiden Experten das Spathiphyllum, besser bekannt als Einblattpflanze, mit markantem weißen Hochstand-Blatt und Blütenkolben. Als Luftverbesserer sei ebenso Zimmerfarn wieder aktuell. „Auch wenn er viel Pflege braucht“, sagt van Paridon. Ein  ausgefallenes Exemplar ist das Phlebodium mit tropisch-bizarr anmutender Blattform.

Auch die Jugend dekoriert die erste Wohnung gerne mit Grünzeug im Topf. Während ältere Kunden die hingebungsvolle Pflege der Zimmerpflanze nicht scheuen, setzen die meisten Jüngeren auf den unkomplizierten Kaktus oder die Sukkulente. „Sieht gut aus, macht wenig Arbeit. Die müssen kaum gegossen werden und halten ziemlich lange durch“, sagt Boris Adams. Als Kolben, stacheliges fleischiges Blatt, als so genannter Schwiegermutter-Sessel von Eierbecher- bis Kleinkind-Größe, von 2,99 bis 60 Euro – das Angebot ist da. Ein paar prächtige Kakteen in ein Meter Höhe, die echte Wüsten-Atmosphäre in die Wohnung holen, gibt es bei Dehner. Die Optik ist modern und passt sich in junge Wohnungen ein.

Van Paridon hat ein paar andere schicke ausgefallene Exemplare für Wohnzimmer oder Wintergarten: den Rovawee beispielsweise, eine Art größerer Bonsai, der weniger Pflege braucht und auch etwas günstiger in der Anschaffung ist. Mit seinem knorrigen Stamm und kleineren Blättern ist er sehr dekorativ.

Und ja, man sollte es nicht glauben, aber die Grünpflanze hängt in modernen Wohnungen auch wieder im Makramee-Behältnis von der Decke. Van Paridon hat eine schöne Auswahl dieser gehäkelten Nostalgie-Objekte, die wir noch aus Studentenwohnungen der 68er kennen. Der Gummibaum ist ebenfalls so ein Relikt längst vergangener Tage, das seine glänzenden Blätter dem Kunden bei Dehner präsentiert. „Die werden aber bei uns mehr von älteren Damen gewünscht“, sagt Adams, wenngleich auch diese Zimmerpflanze derzeit im Einrichtungsbereich ihre Renaissance erlebt.

Wobei sich für den unverwüstlichen alten Bekannten aus Kindheitstagen in normalen Wohnungen sicher eher ein Plätzchen finden dürfte, als für die raumgreifende Monstera. „Ja, ja“, sagt van Paridon, „was in unseren Wohnzeitschriften vorgestellt wird, sieht toll aus, hat aber in der Durchschnittswohnung kaum Platz.“ Es gibt aber jede Menge Alternativen im akzeptablem Format für jedes Zuhause.

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