Langenfeld Staatsschutz: Keine islamistische Szene

Langenfeld · Kommt einer der drei gesuchten mutmaßlichen Bombenleger vom Bonner Hauptbahnhof aus Langenfeld? Zu dieser Meldung gab es auch am Montag, am dritten Tag ihrer Verbreitung, weder eine offizielle Bestätigung noch ein Dementi.

Bombenfund in Bonn - der brisante Tascheninhalt
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Die Bundesanwaltschaft gibt mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen weiter keine Einzelheiten zu dem Fall preis. Am Samstag hatte der WDR "unter Berufung auf Sicherheitskreise" berichtet, bei einem der Tatverdächtigen handele es sich um einen Mann aus Langenfeld mit Verbindungen zum islamistischen Terrornetzwerk Al-Kaida.

Dieser oder einer seiner Komplizen sollen am Montag voriger Woche auf einem Bahnsteig in Bonn eine Sporttasche mit einem Sprengsatz abgestellt haben, der gezündet wurde, aber wegen seiner fehlerhaften Konstruktion nicht explodierte. Seitdem suchen die Ermittler nach mehreren Tatverdächtigen, die sie offenbar unter anderem in der radikalislamistischen Salafisten-Szene in Solingen vermuten. Im Juni hatten Salafisten vor dem Monheimer Rathaus Gratis-Exemplare des Koran verteilt.

Im Zuständigkeitsbereich des Düsseldorfer Staatsschutzes, wozu Langenfeld und Monheim zählen, gibt es nach dessen Erkenntnissen keine besonderen islamistischen Organisationsstrukturen: "Wir haben unsere wenigen auffällig gewordenen Islamisten im Blick, aber keine ,Szene', wie sie anderswo besteht", hieß es gestern bei der Behörde. Frank Sobotta, Pressesprecher der Kreispolizei Mettmann, sagte zu der Meldung, ein Langenfelder gehöre zu den Tatverdächtigen: "Davon haben wir intern nichts gehört, selbst gerüchteweise nicht."

Wegen der dürftigen Informationslage lehnte Bürgermeister Frank Schneider gestern eine offizielle Stellungnahme ab. "Wir haben wahrgenommen, dass da was im Raum steht. Aber da es keine verlässlichen Informationen gibt, sehen wir keinen Grund, uns zu dem Fall zu äußern", erklärte Stadtsprecher Andreas Voss.

Am Samstag war die Meldung von dem angeblich tatverdächtigen Langenfelder fast den ganzen Tag stündlich in den Nachrichten des WDR-Hörfunks gesendet worden, tags darauf tauchte das "rheinische Langenfeld" im Zusammenhang mit dem versuchten Bombenanschlag deutschlandweit in der Sonntagspresse auf. Schneider hatte von der Meldung am Samstagmittag beim Weihnachtsmarkt in Richrath erfahren.

Bei der Seniorenweihnachtsfeier der Arbeiterwohlfahrt am Nachmittag in der Stadthalle ging der Bürgermeister kurz auf die Neuigkeit ein: Oft glaube man, der Terror sei weit weg, doch dann habe man ihn plötzlich vor der eigenen Haustür, sagte Schneider sinngemäß in seiner Ansprache.

(RP/ila)
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