Für junge Leute Speed-Dating eröffnet Karrierechancen

Langenfeld · In der Langenfelder Stadthalle haben junge Menschen jetzt die Möglichkeit gehabt, sich 47 heimischen Unternehmen in maximal zehn Minuten zu präsentieren und bestenfalls von sich zu überzeugen.

Somaye Mehrabi (l.) ist interessiert an einer Ausbildung bei Dücker – und Personalwerberin Claudia Thienenkamp sucht Auszubildende.

Somaye Mehrabi (l.) ist interessiert an einer Ausbildung bei Dücker – und Personalwerberin Claudia Thienenkamp sucht Auszubildende.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Roxane ist aufgeregt. Kein Wunder: Beim Azubi-Speeddating in der Langenfelder Stadthalle geht es für die 23-Jährige um ihre berufliche Zukunft. „Ich bin hier, weil ich darauf hoffe, einen Ausbildungsplatz zu finden“, erzählt die Erkratherin und streicht sich die langen blonden Haare aus dem Gesicht. Roxane hat ein freundliches Wesen, ein offenes Lachen, auf dem Stehtisch vor ihr liegen ihre Bewerbungsunterlagen, sauber abgeheftet in einer durchsichtigen Kladde. Ein erster Blick darauf zeigt: Roxane hat sich Mühe gegeben. Der Lebenslauf mit hochwertigem Passfoto ist vollständig, keine Rechtschreibfehler, keine Knicke im Papier.  Eigentlich gibt es keinen Grund, warum die Schülerin der Wirtschafts- und Sprachenschule (WiPA) in Mettmann unsicher sein müsste.

„Es ist so voll hier, die vielen Unternehmen, die vielen Schüler – ich weiß nicht, ob ich eine Chance habe. Ich bin ja schon 23, und die meisten wollen doch ganz junge Azubis“, sagt Roxane. Ihre Zweifel sind indes übertrieben – angesichts von 47 lokalen Unternehmen, die an ihren Tischen Logos aufgestellt und Infomaterial bereitgelegt haben. Manche verschenken Kugelschreiber, Aufkleber, Post-it-Blöcke. Davor junge Menschen, manche in Gruppen mit ihrer Schule, manche alleine, viele trauen sich noch nicht so richtig, auf die Mitarbeiter der Unternehmen zuzugehen, die an den Tischen auf erste Kontakte warten.

Jörg Thiebach von Möbel Hardeck (unter anderem in Hilden) erkennt das und spricht potentielle Kandidaten von sich aus an, lächelt, ermuntert. Und so nimmt auch Roxane Platz vor ihm, die blaue Sanduhr wird umgedreht, ab jetzt haben die beiden zehn Minuten Zeit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Für Roxane wäre ein Ausbildungsplatz in einem so großen und namenhaften Unternehmen  ein Glückgriff.

„Ich denke, dass ich bei Möbel Hardeck gute Chancen auf eine langfristig Zusammenarbeit habe und somit eine Zukunftsperspektive, denn ich möchte später auch ein Familie gründen und meinen Kindern etwas bieten können“, lässt die Schülerin den Personalreferenten wissen. Der nickt, lächelt und freut sich, als er in ihrem Lebenslauf entdeckt,  dass Roxane in ihrem Wunschbereich – Kauffrau für  Büromanagement – bereits ein Praktikum gemacht hat. „Das war toll“, schwärmt sie und man merkt ihr die Begeisterung an. „Es ist so ein vielseitiger Beruf, ich mag das sehr.“

Einen Tisch weiter sitzt die Iranerin Somaye Mehrabi im Gespräch mit Claudia Thienenkamp, Personalreferentin beim Langenfelder IT-Unternehmen Dücker. Man spürt gleich: Der Austausch zwischen den beiden ist intensiv, und Claudia Thienenkamp  äußerst interessiert an der  eher „untypischen“ Bewerberin. „Ja, ich bin schon 38 Jahre alt“ erklärt Somaye Mehrabi, die seit 2014 in Monheim lebt und sehr gut Deutsch spricht. „Ich habe im Iran Informatik studiert, das ist aber so lange her, dass ich jetzt gerne noch eine praktische Ausbildung anhängen möchte.“

Roxanes Zeit ist abgelaufen. Jörg Thierbach erklärt ihr, wie es nun weitergeht. „Ich behalte ihre Unterlagen und werde Ihnen in den kommenden Tagen meine Entscheidung mitteilen, ob Sie potentiell als Auszubildende für uns in Frage kommen.“  Wie alle anderen anwesenden Unternehmen  hat auch Möbel Hardeck noch freie Lehrstellen. „Es ist zunehmend schwierig, geeignete Azubis zu finden. Viele haben Probleme mit den Arbeitszeiten, teilweise bis 20 Uhr oder auch samstags – das wollen die meisten nicht.“ Ein Pluspunkt für Roxane: Sie hat ganz klar signalisiert, dass das für sie keine Rolle spielt. Jetzt ist sie erst einmal erleichtert. „Ich glaube, es war okay. Ich hoffe so sehr dass ich eine Chance bekomme.“

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