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Stadtgespräch Der Karneval füllt Säle und Kirchen

Langenfeld/Monheim · Drei Wochen vor den tollen Tagen heißt es „Jeck im Bürgerhuus“ Baumberg und „All onger eenem Hoot“ in Richrath. Außerdem in Langenfeld: die Herrensitzung der Postalia und die Mundart-Messe in St. Martin.

 Im Richrather Pfarrkarneval sind „All onger eenem Hoot“. Selbst die Teufelin gehört dazu, und das gleich in mehrfacher Ausführung. Tags darauf ging’s in die Kirch, zur Mess op Platt.

Im Richrather Pfarrkarneval sind „All onger eenem Hoot“. Selbst die Teufelin gehört dazu, und das gleich in mehrfacher Ausführung. Tags darauf ging’s in die Kirch, zur Mess op Platt.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Die Stadt Monnem ist so jeck, da klappt es sogar mit dem Fasteleer, auch wenn er amtlich ist. Das bewies jetzt einmal mehr die traditionsreiche Baumberger Bürgerhaus-Sitzung. Jeck im Bürgerhuus – so heißt inzwischen, was 1980 als „Karnevalistischer Nachmittag“ begann, ins Leben gerufen vom Monheimer Kulturamt unter der Leitung von Karlheinz Lange. Möglicherweise wollte die Stadt Monheim damals ihr Dorf im Norden auch brauchtumstechnisch wieder pattexfest an sich binden, nachdem der große Nachbar Düsseldorf ein paar Jahre zuvor seine klebrigen Finger nach Baumberg (und Monheim) ausgestreckt hatte und beide Ortsteile anderthalb Jahre sein Eigen nennen durfte. Egal, 40 Jahre nach der Premiere wurde auch diesmal wieder ordentlich geschunkelt, gesungen und gelacht. Das Publikum erlebte die Größen des heimischen Karnevals, darunter Prinzenpaar, Gänselieschen und Spielmänner, Marienburg-Garde, Rheinstürmer und Boomberger Jungs. Zur Vitalisierung der Abwehrkräfte gegen Düsseldorf wurden überdies zwei Kölsche gebucht und gefeiert: Ne Knallkopp Dieter Röder und Kabarettistin Ingrid Kühne.

 Lustig ist das Narrhallesen-Leben: „Jeck im Bürgerhuus“ bot wieder reichlich Programm, gestaltet von den Größen des Baumberger und Monheimer Karnevals.

Lustig ist das Narrhallesen-Leben: „Jeck im Bürgerhuus“ bot wieder reichlich Programm, gestaltet von den Größen des Baumberger und Monheimer Karnevals.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Anders als die Monheimer haben die Langenfelder kein Eingemeindungstrauma, ausgenommen vielleicht ein paar versprengte Immigrather, die seit Menschengedenken namentlich untergebuttert werden, ob in der Gemeinde Richrath-Reusrath, in Langenfeld (Rhld.) oder seit 1948 in der gleichnamigen Stadt. Aber auch Langenfeld setzt im Karneval auf Kölsche, wie sich bei der Herrensitzung der Postalia im Carl-Becker-Saal erwies. Vor ausverkauftem Haus führte Sitzungspräsident Markus „Shorty“ Klapper durch das von Literat Rolf Maaßen wohlkomponierte Programm. Wie der gesamte Elferrat im Hawaii-Hemd, kurzer Hose und Sandalen, begrüßte Klapper die Jeckenschar, darunter Ostwestfalen aus Borgenteich, die „11 Pille“ aus Angermund, die Garde Kin Wiever aus Monnem und sogar kegelnde Insulaner vom Verein „Dünenrose“ aus Norderney. Ne Knallkopp brachte mit seinem trockenen Humor super Stimmung in den Saal. Nach den Fünf Fleje und ihrer Musik zum Mitsingen tischte Oli (Materlik) der Köbes lustige Brauhaus-Geschichten auf. Die Steinenbrücker Schiffermädchen brachten Bewegung auf die Bühne, gefolgt von Feuerwehrmann Kresse und der kölschen Partyband Rabaue. Ein Glanzlicht: die Drummerholics mit ihren fliegenden Stöcken. Und als krönender Abschluss die Fidele Kölsche, die seit 25 Jahren Originale in den unterschiedlichen Uniformen der Kölner Traditionscorps verkörpern.

 Seit Generationen heuern Steinenbrücker Schiffermädchen im Fasteleer an. Auch bei der Langenfelder Postalia brachten sie Bewegung in die Herrensitzung.

Seit Generationen heuern Steinenbrücker Schiffermädchen im Fasteleer an. Auch bei der Langenfelder Postalia brachten sie Bewegung in die Herrensitzung.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Der Langenfelder Pfarrkarneval trat drei Wochen vor den tollen Tagen in zweierlei Gestalt auf. Zunächst hieß es in der Richrather Schützenhalle: All onger eenem Hoot. Die von den Schützen und dem Kirchenchor St. Martin organisierte Traditionssitzung lebt von jecken Eigengewächsen, so auch diesmal. Mit dabei waren zudem das Langenfelder Prinzenpaar und das Tanzcorps Echte Fründe. Tags darauf die Mundartmesse in St. Martin mit Fanfarenklängen, Chorgesang, schmuck uniformierten Karnevalisten, Standarten um den Altar, Tollitäten und klappernden Orden. Zelebrant war der humorige, dialektkundige Pastor Gerhard Trimborn. Der Gottesdienst nach dem Motto „Wo jelaacht weet, is d’r Hemmel opp d’r Ääd“ – mit von Ehrenbürger Manfred Stuckmann übersetzten Worten in Langenfelder Platt – erlebte seine inzwischen 20. Auflage. Der Festkomitee-Vorsitzende Helmut Schoos freute sich über eine volle Kirche. Im Publikum unter anderen Bürgermeister Frank Schneider und die Landtagsabgeordnete Claudia Schlottmann. Vom Karnevalsauftakt im Kölner Dom inspiriert, hatte das Langenfelder Prinzenpaar Sebastian I. und Tino I. erstmals eine Karnevalskerze gestiftet, die vom Pastor geweiht wurde. Trimborn verglich die Kerze, die ganze Räume erhellen kann, mit Menschen, die mit ihrer Freude in die Welt strahlen. In seiner auch in Mundart gehaltenen Predigt forderte Trimborn von allen Gläubigen, dass sie auch im täglichen Leben das tun, was sie sagen und beten. So könne die Kirche zu einem Ort der Barmherzigkeit werden, an dem sich alle auf- und angenommen fühlen. Mit Blick auf populäre TV-Formate warnte er vor der Wahrnehmung „Superstar oder nix“. Es brauche Christen, die „ohne Bohei ihr Werk tun – wir brauchen keine Super-Jünger. Jeder ist auf seine Art wichtig“. Stuckmann, der mit Roswitha Maus an der Messfeier mitwirkte, ließ wissen, wann „de Kääls de Hööt aff- oder wedder aantrecke“. Charmant kündigte er die Kollekte an, die für die Armen der Pfarrgemeinde gedacht ist. Nach dem Segen und nach Dankesworten von Trimborn und Schoos erklang zum Abschluss das Langenfelder Heimatlied. gut/mmo

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