Jazz im Rondell in Heinsberg Fulminantes Konzert von Mike Stern

Heinsberg · Fusion, Jazz, Jazz-Rock und Blues erlebten die Besucher bei „Jazz im Rondell“ der Jugendmusikschule Heinsberg.

 Gitarrist Mike Stern begeisterte bei seinem Auftritt in Heinsberg.

Gitarrist Mike Stern begeisterte bei seinem Auftritt in Heinsberg.

Foto: Ruth Klapproth

Eigentlich wollte das proppenvolle „Rondell“ der Jugendmusikschule Heinsberg keine Zugabe, eigentlich wollte das proppenvolle Rondell, dass Mike Stern, Dave Weckl, Tom Kennedy und Bob Franceschini einfach weiter das tun, was sie bis kurz vor 23 Uhr netto zwei Stunden getan hatten: Fulminanten Fusion, Jazz, Jazz-Rock und Blues spielen. Und welche Klasse Theo Krings als umtriebiger Chef der Jugendmusikschule in seinem Institut versammelt hatte, mag Laien der Umstand deutlich machen, dass Yamaha Mike Stern mit der „Pacifica MS 1511“ eine eigene Gitarre gewidmet hat.

Schon um 19.30 Uhr hatte sich vor dem Rondell eine lange Menschenschlange gebildet, die gespannt auf den Einlass wartete, die aber erst nach dem planmäßigen Start um 20 Uhr eingelassen werden konnte. Den Grund nannte Theo Krings in seiner Kurz-Begrüßung um 20.25 Uhr: „Um 19 Uhr hatten wir Hall, um 19.20 Uhr hatten wir keinen Hall. Wir haben für die Elektrik-Elektronik noch einen Experten kommen lassen müssen. Den Sound-Check konnten wir nur ohne Publikum machen, jetzt freue ich mich aber wie ein Schneekönig!“

Und dass Hall mit Verzerrer für Mike Sterns Musik, vor allem für die von ihm komponierten Fusion-Stücke unerlässlich ist, zeigte sich schon beim Auftakt mit „Nothing Personal“, das stammt allerdings von Don Grolnick, mit typisch-lakonischem Reinschleichen, um für 25 Minuten zu Furiosität mit Akkord-Kaskaden aufzulaufen. Wie in der Mehrheit der Stücke erhielten alle Musiker ausgedehnt Gelegenheit zu Solo-Partien, von denen Drummer Dave Weckl den Anfang machte und geschickt bewies, warum Größen wie Chick Corea, George Benson und Robert Plant regelmäßig auf sein ideenreiches Spiel und den sehr dynamischen Groove setzten.

Und auch Tom Kennedy muss sich nicht mit fremdem Gerät abmühen, er spielt (u.a.) einen fünfsaitigen Fodera-E-Bass namens „Tom Kennedy Signature Emperor II“ mit dem er lange Soli in bester Lead-Gitarren-Manier hinlegte, Szenenapplaus war öfter der Lohn eines enthusiastischen Publikums, unter dem eine Reihe bekannter Musiker der Region zu sehen waren. Auch seine Musik-Biografie ist gespickt mit Größen wie Dizzi Gillespie, Al de Meola u.v.a.m. Nicht zurückstehen muss da Tenorsaxophonist Bob Franceschini, der als Komponist, Studio- und Tourmusiker mit u.a. George Benson, Rubén Blades, Chaka Khan unterwegs war.

Und bei Mike Stern muss man nur diese Namen nennen: Blood, Sweat und Tears und Trompeten-Gott Miles Davis, den einige Zuhörer noch mit Stern zusammen auf der Bühne erlebt haben.

Musik-Klasse zeigt sich wohl immer daran, dass Interpreten zu Jams in der Lage sind, Improvisationen einer Band mit blindem Verständnis untereinander, freundlich-zurückhaltendem Auftreten in prächtiger Studio-Atmosphäre, stehende Ovationen beendeten den Abend. Nicht ohne eine Zugabe, ein wunderbarer Blues mit Mike Sterns adäquater Stimme – Jimmy Hendrix‘ „Red House“. Danach leerte sich das Haus nur langsam, man wollte schließlich gemeinsam den Eindruck nachgenießen.

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