50 Jahre „Jugend trainiert für Olympia“ Wie der Schulsport den Kreis Heinsberg eroberte

Erkelenz · Vor 15 Jahren war das letzte Mal ein Team des Cusanus-Gymnasiums im Rahmen des Schulsportwettbewerbs „Jugend trainiert für Olympia“ beim Bundesfinale in Berlin vertreten. Mit einer Schülerin, die im Mai als Lehrerin in der Hauptstadt dabei sein wird.

Kreis Heinsberg: Das wurde aus den Cusanus-Turnerinnen von 2004
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Das wurde aus den Cusanus-Turnerinnen von 2004

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Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Ausgelöst durch die Vergabe des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) an die Bundesrepublik Deutschland, 1972 in München die Spiele zur XX. Olympiade auszurichten, ging ein euphorischer Ruck durch die deutsche Gesellschaft, tief und breit natürlich durch die Sportszene. Genau 50 Jahre ist es her, dass zwei kluge Köpfe, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten, hier initiativ wurden: Das war einerseits in Hamburg der große Verleger und Publizist Henri Nannen (1913 – 1996), der durch den „Stern“ 1969 den Schulsportwettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ initiierte, der heute mit etwa 800.000 Teilnehmern der größte Schulsportwettbewerb der Welt ist.

Und 450 Kilometer südwestlich im alten Kreis Erkelenz, aus dem zur Kommunalen Neugliederung am 1. Januar 1972 der neue Kreis Heinsberg hervorging, war es andererseits mit Karl Fischer (1923 – 2006) ein ebensolcher Sportvisionär, der dem Schulsport im Kreis das Laufen beibrachte. Fischer war seit 1962 Kreisjugendpfleger im Kreis Erkelenz, dann von 1972 bis 1983 in Heinsberg Schulsportbeauftragter und damit „Erfinder“ der Schulkreismeisterschaften. Und aus diesen gingen dann auch die großen Erfolge Kreis Heinsberger Mannschaften bei „Jugend trainiert für Olympia“ hervor. Am schnellsten erkannte das Mädchengymnasium Erkelenz (heute Cornelius-Burgh-Gymnasium) die Attraktivität dieses Wettbewerbes. 25 Mal waren dessen Leichtathletikteams als NRW-Landesmeister beim Bundesfinale in Berlin, um im Olympiastadion siebenmal zum Bundessieger gekrönt zu werden – erstmals 1971. Später sind dann auch andere Schulen aus dem Kreis Heinsberg auf den Geschmack gekommen, qualifizierten sich mit Mannschaften im Tischtennis, Tennis, Fußball, Schwimmen und Turnen für das große Ziel Berlin.

Aktuelle Berlinfahrer aus dem Kreis sind vom 7. bis 11. Mai fünf Turnmädchen des Erkelenzer Cusanus-Gymnasiums, die im Januar in Hamm als NRW-Meister in der Wettkampfklasse IV (Jahrgänge 2006-2009) die Fahrkarten in die deutsche Hauptstadt gewannen. Für den auch von Experten als „kleine Sensation“ eingestuften Erfolg sorgten Mia Rotärmel, Janne Winzen, Greta Parletta sowie Emma und Eva Lang, die die Regierungsbezirksmeister Münster, Detmold, Arnsberg und Düsseldorf hinter sich gelassen hatten.

 Die Cusanus-Turnerinnen 2004 auf dem Bock (v.l.) Linnea Schöpfs, Anna Savvaidis, Ruth Reiners, Monika Rausch und Cynthia Gaidzik.

Die Cusanus-Turnerinnen 2004 auf dem Bock (v.l.) Linnea Schöpfs, Anna Savvaidis, Ruth Reiners, Monika Rausch und Cynthia Gaidzik.

Foto: Jürgen Laaser (Archiv)/privat
  Monika Rausch ging zur Bundeswehr und ist dort bei der Marine.

 Monika Rausch ging zur Bundeswehr und ist dort bei der Marine.

Foto: privat
 Dr. Anna Götz (geb. Savvaidis) ist Medizinerin und wohnt in Neu-Ulm.

Dr. Anna Götz (geb. Savvaidis) ist Medizinerin und wohnt in Neu-Ulm.

Foto: privat
 Ruth Peters (geb. Reiners) ist Lehrerin in Heinsberg.

Ruth Peters (geb. Reiners) ist Lehrerin in Heinsberg.

Foto: privat
 Cynthia Gaidzik wurde Polizistin und sitzt hier im Polizeihubschrauber.

Cynthia Gaidzik wurde Polizistin und sitzt hier im Polizeihubschrauber.

Foto: Jürgen Laaser (Archiv)/privat
 Linnea Schöpfs (mit Kind Frieda auf dem Arm) ist Lehrerin am Cusanus.

Linnea Schöpfs (mit Kind Frieda auf dem Arm) ist Lehrerin am Cusanus.

Foto: privat
 Turnerinnen 2004: stehend (v.l.) Monika Rausch, Ruth Reiners, Linnea Schöpfs, Anna Savvaidis und Cynthia Gaidzik.

Turnerinnen 2004: stehend (v.l.) Monika Rausch, Ruth Reiners, Linnea Schöpfs, Anna Savvaidis und Cynthia Gaidzik.

Foto: Jürgen Laaser (Archiv)/privat
 Logo Jugend trainiert für Olympia

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Foto: DOSB
 Sportvisionär Karl Fischer (1923 – 2006) war der „Erfinder“ der Schulkreismeisterschaften.

Sportvisionär Karl Fischer (1923 – 2006) war der „Erfinder“ der Schulkreismeisterschaften.

Foto: Stadtarchiv

Vom großen Erkelenzer Jubel war Lehrerin und Trainerin Linnea Schöpfs ganz speziell betroffen, gingen ihre Gedanken unweigerlich um 15 Jahre zurück: 2004 war zum letzten Mal ein Cusanus-Team in Berlin – und Linnea gehört zu der Mannschaft, die damals Platz vier unter den Meistern aus den 16 Bundesländern erreichte. Das war auch ein Jahr zuvor der Fall, da fehlten Linnea Schöpfs, Cynthia Gaidzik, Monika Rausch, Ruth Reiners und Anna Savvaidis nur die Winzigkeit von 0,05 Punkten zum Sprung aufs Treppchen. Da hatten Cusanus-Studiendirektorin Rita Hündgen (heute Schulleiterin) sowie die mitgereisten Trainerinnen des TV 1860 Erkelenz, Birgit Jessat und Evi Schöpfs, viel Tröstungsarbeit zu leisten, in die sich sogar der Reckweltmeister von 1974, Eberhard Gienger, und auch der Erkelenzer Bürgermeister Erwin Mathissen einschalteten.

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