Handball-Interview: Thomas Wirtz & Manfred Fothen „Krefelds Fans müssen wir uns erarbeiten“

Krefeld · Zur neuen Saison fusionieren die ersten Handball-Teams des SC Bayer und Adler Königshof zur HSG Krefeld. Die neue Mannschaft spielt in der Dritten Bundesliga West. Trainer wird Olaf Mast. Die Trikotfarben werden schwarz und gelb sein.

 Thomas Wirtz (links) und Manfred Fothen sind die Handball-Macher im Hintergrund bei der DJK Adler Königshof und dem SC Bayer Uerdingen. Im November fanden die ersten Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss der beiden Drittliga-Teams statt, im Januar gaben sie das Vorhaben bekannt

Thomas Wirtz (links) und Manfred Fothen sind die Handball-Macher im Hintergrund bei der DJK Adler Königshof und dem SC Bayer Uerdingen. Im November fanden die ersten Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss der beiden Drittliga-Teams statt, im Januar gaben sie das Vorhaben bekannt

Foto: Lammertz, Thomas

Im Januar haben Sie bekannt gegeben, dass Königshof und Uerdingen künftig die HSG Krefeld bilden werden. Wie macht man eigentlich einen Heiratsantrag im Handball?

Thomas Wirtz Der Gedanke, dass beide Vereine mal etwas zusammen machen wollen, ist nicht neu. Manfred Fothen und ich kennen uns schon seit langem. Im November haben wir uns dann mal zusammengesetzt, aber eigentlich gar nicht mit dem Ziel, uns zusammenzuschließen. Wir haben aber mittlerweile erkannt, dass es nicht möglich ist, mit zwei Clubs aus einer Stadt in der Dritten Liga zu bestehen.

Warum nicht, wenn der Etat doch stimmt?

Wirtz Es hängt natürlich auch ab, welche Spieler man holt. Wir haben beide den Weg eingeschlagen, Spieler aus unserer Region zu verpflichten, greifen also quasi den gleichen Spielerpool ab. Da machen wir uns gegenseitig Konkurrenz. Das wollen wir künftig vermeiden.

Also ist der Zusammenschluss im Grunde aus Kostengründen erfolgt?

Manfred Fothen Mit jeder Fusion erhofft man sich natürlich auch, dass sich so genannte Synergieeffekte ergeben, das ist ganz normal.

Waren es harte Verhandlungen, bis Sie übereingekommen sind?

Fothen Nein, eigentlich nicht. Wir waren uns schnell in vielen Punkten einig. Beim Namen HSG Krefeld zum Beispiel.

Damit geben Sie aber die etablierten Namen zweier Vereine mit Tradition auf.

Wirtz Das stimmt natürlich. Aber um die neue Mannschaft als Werbeträger zu verstehen, musste das Wort Krefeld im Namen auftauchen. Königshof und Uerdingen sind eben zwei Vororte der Stadt. Das sehe ich ja immer bei unseren Auswärtsspielen. Königshof kennt niemand.

Befürchten Sie nicht, dass Sie erst einmal vor halbleeren Hallen spielen werden? Tradition im Sport sollte man nicht unterschätzen - siehe die TSG Hoffenheim im Fußball.

Wirtz Natürlich gab und gibt es Bedenken. Es kann auch durchaus sein, dass wir demnächst mit unserer Oberliga-Mannschaft, die weiter als Adler Königshof spielt, vor mehr Zuschauern spielen werden als die HSG. Unsere Fans kommen aus dem Stadtteil und stehen zu ihrem Vorortverein. Als HSG müssen wir uns die Fans aus ganz Krefeld erst einmal erarbeiten. Die fehlenden Tradition kann sicherlich ein Ballast werden.

Ist die Fusion von Ihren Mitgliedern problemlos angenommen worden?

Wirtz Natürlich gab es Bedenken und Widerstand. Einige haben befürchtet, dass wir den Adler-Club abschaffen werden. Die Bedenken halte ich für normal und auch legitim. Aber mittlerweile haben wir diese nach und nach immer mehr abgebaut. Adler abzuschaffen, haben wir nicht vor und werden das auch nicht.

Wie weit sind denn die praktischen Vorbereitungen für eine Spielgemeinschaft fortgeschritten?

Fothen Wir sind schon recht weit. Zurzeit arbeiten wir an einem gemeinsamen Logo. Für die Trikotfarben haben wir uns schon entschieden: Wir werden in den Krefelder Farben auflaufen, also in schwarz und gelb. Das passt auch zum Namen HSG Krefeld.

Und wer steht auf dem Trikot als Sponsor?

Wirtz Ich weiß zumindest zwei, die Interesse haben. Bayer wird es aber definitiv nicht sein.

Welche Rechtsform erhält die HSG?

Fothen Zunächst eine GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die Red.), wobei beide Vereine sich zu jeweils 50 Prozent einbringen. Langfristig aber streben wir eine GmbH an.

Und Trainer des neuen Teams wird Bayer-Coach Olaf Mast sein.

Fothen Genau, und Dirk Wolf trainiert das Oberliga-Team.

Steht die Spielstätte schon fest?

Wirtz Wir werden das aufteilen. Die Trainingseinheiten finden bei uns in der MSM-Halle und am Löschenhofweg statt. Dort tragen wir auch Testspiele aus. Die Partien in der Liga werden wir in Königshof spielen.

Die Glockenspitzhalle ist zumindest noch kein Thema?

Wirtz Man muss das Thema Halle mal sachlich betrachten. Nach unserem Aufstieg ist es bei uns immer voll gewesen, die Euphorie war riesig. Es gab Spiele, wo wir über hundert Leute abweisen mussten, weil unsere Kapazität eingeschränkt ist. Mittlerweile hat sich das etwas gelegt. Die Glockenspitzhalle ist aber noch zu groß, es sei denn, wir haben mal ein richtiges Knallerspiel.

Am Dienstag hat Bayer Dormagen bekannt gegeben, dass Bayer-Torwart Sven Bartmann zur neuen Saison verpflichtet wurde. Steht der HSG-Kader auch schon?

Fothen Wir sind weit, aber nicht so weit, dass wir schon Namen bekannt geben wollen und werden. Zehn Spieler aber haben wir sicher für die Erste Mannschaft, wir wollen 13, 14 Leute haben. Da ist unser Trainer Olaf Mast auch mit ausschlaggebend. Für die künftige Oberliga-Mannschaft steht der Kader.

Wie teuer ist die Dritte Liga?

Wirtz Wir gehen davon aus, dass wir nachwievor den kleinsten Etat der Liga haben werden.

Und was sind die sportlichen Ziele?

Wirtz Perspektivisch sicher mal die Zweite Liga, sonst macht ein Zusammengehen auch nicht wirklich Sinn. Aber wir werden nichts machen, was wir nicht bezahlen können. Zweite Liga bedeutet auch doppelter Etat. Ein Aufstieg geht nur dann, wenn wir ihn auch finanziell stemmen können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort