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Geschichten aus Krefeld Wie Hase Hannibal die Corona-Zeit erlebt

Krefeld · Hannibal ist sieben, als sich seine Welt verändert. Alle reden plötzlich von einer seltsamen Krankheit. Zum Schutz müssen alle Abstand halten und Mundschutz tragen. Sogar die Hasen. Was die Langohren und andere Kinder in der Coronazeit vom Lockdown bis zur Wiedereröffnung der Schulen erlebt haben, schildert ein Aus- und Weitermalbuch von Mauga. Das ist Hannibals Geschichte.

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Wie Hase Hannibal die Corona-Zeit erlebt

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Foto: Petra Diederichs

Die Geschichte beginnt an einem sternenklaren Abend im Frühling 2020. Hannibal guckt aus dem Fenster seines Hasenkinderzimmers auf den hellen Mond und denkt nach. Über Abenteuer und darüber, was er mal machen will, später, wenn er ein großer Hase ist. Berühmt möchte er werden. Ein Held!

Papa Hase hat ihm heute aus einem Buch über China vorgelesen. Dort haben die Menschen früher geglaubt, im Mond würde ein Hase leben. Wenn es auf der Erde gefährlich werde, komme er herunter. Einmal, als die Menschen von einer schlimmen Krankheit bedroht waren, habe der Mondhase eine Medizin aus Sternenstaub und Milchstraßenkräutern zubereitet und die Erdlinge gerettet.

Ach, so ein Held wäre Hannibal gerne. Aber jetzt schnell ins Bett.

 Am nächsten Morgen reicht Mama Hase Hannibal ein komisches Stück Stoff mit Gummibändern, die er sich über die Ohren ziehen soll. Sie redet von „Sicherheitsabstand“, und „Mund-Nasen-Schutzmaske“.

 „Hääh?“, fragt Hannibal. „Wozu soll’n das gut sein?“.  Mama Hase sagt: „Wir haben eine Corona-Krise.“ Ja, das leuchtet Hannibal ein: „Klorona-Krise, klar! Ich habe mich auch schon gewundert, dass alle Hasen so einen Wirbel ums Klopapier machen.“  Oma Hase häkelt wie eine Weltmeisterin bunte Hütchen, die man über die Papierrollen stülpen kann. „Die Menschen lieben das.  Sie stellen sie im Auto auf die Hutablage. Toilettenpapier ist in diesen Zeiten ungeheuer wertvoll.“ Oma sagt nie „Klo“, sondern „toalett“ – französisch ausgesprochen. Sie weiß aber auch nicht, warum Menschen Klopapier und Nudeln kaufen als gebe es morgen nichts mehr.

„Co – ro – na“, sagt Mama Hase. „Mit Klo hat das nichts zu tun – also nicht so direkt.“ Corona ist etwas ganz Kleines, das man nicht mal mit Brille sehen kann. Aber es kann sehr krank machen.

Deshalb gelten jetzt ganz komische Regeln. Hannibal braucht nicht in die Schule zu gehen.  Er freut sich: „Prima, jetzt kann ich mit meinen Freunden spielen.“ Doch Pustekuchen! „Homeschooling“, sagt die Mama. Hannibal möchte verhandeln: „Okay, erst Hausaufgaben. Danach darf ich aber schaukeln, dass sie Hasenohren fliegen.“ Doch: Die Spielplätze sind geschlossen. Die Sportplätze auch. Und zu seinen Hasenkumpels soll er zwei Meter Abstand halten.

„Mannomann“, denkt Hannibal. „Und was ist mit meiner Geburtstagsparty?“ Hannibal wird acht, und das soll eine coole Sache werden. Alle Freunde werden kommen. „Eher nicht“, sagt Mama. „Aber es gibt eine Torte. Und acht Kerzen.“

Das Leben ist ganz anders geworden. Im Supermarkt sind jetzt komische Markierungen auf dem Boden. Da muss man Abstand halten. Spazierengehen um den Elfrather See ist nur im Uhrzeigersinn erlaubt. Im Bus kann man nur da sitzen, wo ganz viel Platz um einen rum ist. Und eine Maske muss man auch tragen. Alles voll doof!

Papa Hase hat wie immer gute Ideen. Am Abend kommt er mit einem Netz nach Hause. Das spannen die Hasen über den Couchtisch – schon ist das Wohnzimmer ein feiner Tischtennisplatz. Und keiner meckert, dass Hannibal im Wohnzimmer rennt.

Und auch für die geplatzte Ferienreise gibt es Ersatz, wenn man die grauen Hasenzellen mal zum Nachdenken anstrengt: Urlaub am Meer findet auf den Badahamas statt. Morgens steht Hannibal ganz früh auf und reserviert sich mit seinem Handtuch den besten Platz auf dem Sofa.

„Ach, eigentlich geht es uns ganz herrlich“, sagt er, als er am Nachmittag mit seiner Hasenclique  über Skype quatscht. Es ist lustig, alle Freunde auf einem Bildschirm zu sehen. Sein Hasenherz hüpft vor Freude. Es ist toll, so gute Freunde und eine großartige Familie zu haben.

Als er abends im Bett liegt, überlegt Hannibal, wie er seine Freude teilen kann. Musik fällt ihm ein. „Ich werde mich morgen mit der Geige auf den Balkon stellen und ein Konzert für die Nachbarn spielen.“ Mit diesem Gedanken schläft er ein. Er träumt, wie seine Musik die Hasen der ganzen Nachbarschaft an die Fenster lockt, wie Langohren auf der Straße stehen bleiben und ihn bewundern.

Weil Hannibal clever ist, spielt er kurz vor 21 Uhr. Dann stehen überall Hasen an den offenen Fenstern und applaudieren für die Tapferen in den Pflege- und Verkäuferberufen, die in diesen Tagen die Leute versorgen. Wenn er sich dann vorstellt, der Beifall gelte ihm, fühlt er sich ein bisschen berühmt.  

Etwas Gutes für andere tun: Ja, Hannibal kann mit dem Hund von Frau Mümmelmann Gassi gehen, weil die alte Häsin  in diesen Tagen nicht aus dem Haus soll. Er kann der Oma mal einen Brief schreiben, ein Bild malen oder wenigstens mal anrufen. Ach, wenn er nur seine Freunde wieder treffen dürfte. es ist so laaaaaangweilig!

Dann: Nach sieben langen Wochen öffnet die Hasenschule wieder. Noch nicht so richtig und auch nicht für alle. Aber Hannibal darf hin. Die Zeit war lang, er freut sich, wieder richtige Hasen zu sehen, nicht nur am Videotelefon. Auch wenn man ihm viele Regeln zum Pfotenwaschen und Abstand halten aufgebrummt hat. Auf den Spielplatz darf er endlich auch wieder. Ist das toll! Hannibal macht sich einen Knoten ins Hasenohr, damit er nicht vergisst, dass auch beim Toben die Distanzregel gilt.

Auch die Geschäfte sind jetzt wieder geöffnet. Auf der Rheinstraße sind wieder die Shopping-Hasen unterwegs. Mama  Hase ist stolz auf Hannibal. „Du machst das ganz wunderbar. Mein kleiner Held!“ Zur Belohnung macht die Familie einen Ausflug ins Kaiser-Wilhelm-Museum, das wieder geöffnet hat, und zur Märchenausstellung auf der Burg Linn. „Wir wollen auch ins Textilmuseum. Dort gibt es ein altes Gewand, auf dem ein Mondhase abgebildet ist. Das hat Papa doch erzählt“, fällt Hannibal ein.

„Mein kleiner Held“, hat die Hasenmama gesagt. Das klingt noch lange nach in Hannibals Ohren. „Oh ja“, sagt er sich. „In Krisenzeiten müssen wir Hasen zusammenhalten und mutig sein. Und ich möchte ein großer Held werden. Einer, der etwas leistet in der Welt.“ Als er am Abend vom Fenster seines Hasenkinderzimmers aus in den sternenklaren Himmel blickt, versucht er, den Hasen im Mond zu entdecken. Und dann weiß er es genau:  „Ich werde Forscher. Ich erfinde eine Medizin, die alle Hasen und alle Menschen und überhaupt alle Wesen vor Corona und anderen Krankmachern schützt.“

Als er sich schlafen legt, denkt er: Manchmal ist eine schwierige Zeit wichtig, damit einem etwas klar wird…

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