Kohle und Kumpel-Kultur Krefelder hat ein eigenes Bergbau-Museum

Krefeld · Einer sammelt Briefmarken, andere Matchbox-Autos - Erwin Lichtenberg hat sich in seinem Haus eine kleines Privatmuseum eingerichtet, das nicht öffentlich zugänglich ist. Der 75-Jährige sammelt alles rund um das Thema Bergbau, die dazugehörige Kumpel-Kultur und die Montanindustrie.

Krefeld: Erwin Lichtenberg betreibt ein privates Bergbaumuseum
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Von Bergmannshut bis Arschleder

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Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Leidenschaft für den Bergbau ist dem Krefelder Erwin Lichtenberg sozusagen in die Wiege gelegt worden. Sein Großvater zog einst aus dem ehemaligen Ostpreußen ins Ruhrgebiet. Fast alle seine männlichen Verwandten mütterlicherseits waren im Geschäft mit dem steinernen, schwarzen Erd-Gold tätig, im Bergbau also. „Meine Ferien verbrachte ich fast ausschließlich bei meinen Verwandten im Ruhrgebiet. Sie wohnten alle in der Nähe der ehemaligen Zeche Prinz Regent, in Bochum“, erzählt der passionierte Bergwerk-Fan. Viele von Erwin Lichtenbergs Verwandten, die unter Tage schufteten, sind früh gestorben. Der Kohlestaub und die harten Arbeitsbedingungen kostete sie einige Lebensjahre. „Die durchschnittliche Lebensdauer eines Bergmanns lag bei ungefähr 50 Jahren, so auch bei meinen Verwandten“, sagt Lichtenberg.

Angesteckt mit der Leidenschaft für Kohle und Kumpel-Kultur, sammelt der Krefelder seit seiner Pensionierung alles rund um das Geschäft mit der Kohle. „Seit 1998 sammle ich. Viele meiner Stücke sind nur schwer erhältlich, besonders jetzt, wo es den traditionellen Bergbau in Deutschland nicht mehr gibt“, sagt Lichtenberg. Durch persönliche Kontakte, vor allem zu ehemaligen Bergleuten, auf Flohmärkten und durch den alljährlichen Montan-Trödelmarkt in Dortmund konnte der pensionierte Beamte seinen Bestand bestätig ausbauen.

Die Sammlung seines kleinen Privatmuseums kann sich durchaus sehen lassen. Unzählige Kohlestücke, ein Miniatur-Förderturm mit dazugehöriger Miniatur-Besatzung und die traditionelle, schwarze Festtagsuniform der Bergmänner mit dazugehörigem Paradehut sind ein fester Bestandteil seiner Sammlung sowie ein originaler Bohrhammer und eine gasbetriebene Grubenlampe. Die gekreuzten Hämmer, das Symbol der Arbeit unter Tage, sind nicht nur auf der Bergmanns-Uniform des 75-Jährigen zu finden, sondern sie zieren ebenso mehrere Exponate der Privatsammlung.

„Auf ein Sammlerstück bin ich besonders stolz. Die ehemalige Ruhrkohle AG wollte die Arbeit unter Tage leichter machen und hat versucht, mittels einer Wasserhochdrucktechnik die Kohle zu fördern. Dieses Vorhaben konnte sich jedoch nicht durchsetzen und verschwand recht schnell wieder. Eine Plakette dieses Subunternehmens der Ruhrkohle AG ziert heute mein kleines Privatmuseum. Es ist ein sehr seltenes Sammlerstück“, sagt Lichtenberg.

Neben den zahlreichen geschichtsträchtigen Ausstellungsstücken bewohnen zwei quirlige Wellensittiche das Bergwerk-Museum. Erwin Lichtenberg nennt sie liebevoll seine Grubenvögel. „Unter Tage hatten die Bergmänner immer Kanarienvögel mit. Wenn die Vögel hektisch und laut wurden, dann wussten die Kumpel, dass etwas nicht stimmt“, erklärt der pensionierte Beamte.

Den himmlischen Schutz bei der gefährlichen Tätigkeit erhielten die Bergmänner von der Heiligen Barbara. Auch ihr Abbild ist, im Privatmuseum von Erwin Lichtenberg zu finden. „Das Ruhrgebiet war eigentlich eher protestantisch geprägt. Die katholischen Polen, die ins Ruhrgebiet kamen, um unter Tage zu arbeiten, brachten die Verehrung der heiligen Barbara mit. So wurde sie auch im Ruhrgebiet die Schutzpatronin des Bergmanns“, erklärt der 75-Jährige.

In Zukunft soll der Bestand des Privatmuseums wachsen, und ein Ende der Sammelleidenschaft von Erwin Lichtenberg ist nicht in Sicht. Momentan versucht der Fan des Montangewerbes, eine originale Bergmannstracht zu ergattern. „Ich bleibe dran und hoffe weiterhin,  ein kleines Stück dieser vergangenen Epoche und ihrer dazugehörigen Kultur zu bewahren“, sagt Lichtenberg.

 Erwin Lichtenberg betreibt ein privates Bergbaumuseum. Er zeigt eine Kerzenleuchter, der aus einem Förderseil besteht. 

Erwin Lichtenberg betreibt ein privates Bergbaumuseum. Er zeigt eine Kerzenleuchter, der aus einem Förderseil besteht. 

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Im Dezember 2018 schloss die Zeche Prosper-Haniel in Bottrop. Sie war die letzte betriebene Zeche Deutschlands. Der Bergbau prägte nicht nur das Ruhrgebiet, das Saarland und alle weiteren Bergbauregionen Deutschlands und Europas, er prägte nachhaltig viele Leben. Kumpel-Kultur gepaart mit einer eigenen Bergwerksmentalität, prägten nicht nur nachhaltig die Geschichte Nordrhein-Westfalen, sondern sie gehören zum Selbstbild vieler ehemaliger Montanregionen dazu. Das Museum von Erwin Lichtenbergs ist nur für den privaten Genuss, jedoch sind viele Ruhrgebietsstädte mit exzellenten Museen, rund um das Thema Montanindustrie, ausgestattet.

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