Volksbank in Krefeld „Alle Kindergärten sollten St. Josef heißen“

Krefeld · Der Bestseller-Autor und frühere Heute-Journal-Moderator Peter Hahne sprach als christlich-konservativer Denker und begeisterte bei der Hauptversammlung der Volksbank. Klimaschutz sei eine moderne Ersatzreligion, sagte er.

 Peter Hahne hielt eine bemerkenswerte Rede. Der Journalist und Autor verfolgte die Veranstaltung abseits seiner Rede aus dem Publikum, nicht von seinem Platz auf der Bühne. Er forderte eine Besinnung auf Werte.

Peter Hahne hielt eine bemerkenswerte Rede. Der Journalist und Autor verfolgte die Veranstaltung abseits seiner Rede aus dem Publikum, nicht von seinem Platz auf der Bühne. Er forderte eine Besinnung auf Werte.

Foto: Mark Mocnik

Peter Hahne ist eine bekannte Persönlichkeit in Deutschland. Als Moderator und Redakteur des heute-Journals im ZDF kam er jeden Abend via Bildschirm in Millionen Wohnzimmer. Am Montag sprach der Bestsellerautor bei der Mitgliederversammlung der Volksbank im Seidenweberhaus. Bereits zum dritten Mal nach 1998 und 2004 redete er an dieser Stelle. Mit viel Witz und einer gehörigen Portion Kritik an Politik und dem überregionalen Journalismus malte er ein Szenario von Deutschland, das in vielen Bereichen wenig optimistisch war.

„Die Politik und der überregionale Journalismus haben sich in eine Blase zurückgezogen. Sie leben in einer Parallelwelt, die mit der Lebenswirklichkeit oft wenig zu tun hat“, sagte Hahne. Dies erstrecke sich auf viele Bereiche. So sei beispielsweise in Sachen Verkehr und Integration eine große Diskrepanz zwischen dem zu erkennen, was politisch beschlossen werde und dem, wie die Politiker schließlich selbst handelten. „Das hat etwas mit Glaubwürdigkeit zu tun. Sie ist eine ganz wichtige Säule sowohl in der Politik, als auch im Journalismus. Glaubwürdigkeit, Vertrauen und Kompetenz sind die drei Säulen, auf denen beide ruhen“, sagte er und stellte fest: „Das bezieht sich fast ausschließlich auf den überregionalen Bereich. Lokalpolitiker oder Lokaljournalisten müssen den Menschen jeden Tag in die Augen sehen, sie bekommen ständig unmittelbares Feedback. Das fehlt in den großen Redaktionen ebenso, wie in der großen Politik“, kritisierte er.

 Vorstandsvorsitzender Stefan Rinsch, Moderatorin Angela Julie Wadenpohl, Gastredner Peter Hahne und Aufsichtsratsvorsitzender Michael Gehlen (vl.n.r.) im bis auf den letzten Platz besetzten Seidenweberhaus.

Vorstandsvorsitzender Stefan Rinsch, Moderatorin Angela Julie Wadenpohl, Gastredner Peter Hahne und Aufsichtsratsvorsitzender Michael Gehlen (vl.n.r.) im bis auf den letzten Platz besetzten Seidenweberhaus.

Foto: Mark Mocnik

Die Glaubwürdigkeit litte aber vor allem an einer Diskrepanz zwischen politischen Beschlüssen und tatsächlichen Handlungen. „Wenn zwei Tage nach einem mit großem Medienecho beschlossenen Klimaschutzpaket Bundeskanzlerin und Verteidigungsministerin in getrennten Flugzeugen zum selben Ort in Übersee fliegen, dann sendet das eine Botschaft. Wenn der Spiegel über Jahre erfundene Geschichten druckt, oder auch der der Stern wie bei den Hitler-Tagebüchern, dann wird so etwas wahrgenommen. Das beschädigt nachhaltig die Glaubwürdigkeit“, sagte Hahne.

Auch zum Thema Migration vertrat er eine klare Position. „Wer zu allen Seiten offen ist, der ist physikalisch gesehen nicht ganz dicht“, rief er dem Publikum zu und erntete Gelächter. Wichtig sei, eigene Werte und Regeln hoch zu halten. „Toleranz wird mit einem „l“ geschrieben. Wir müssen nicht alles toll finden, wir müssen es nur hinnehmen“, sagte er und verwies auf den bekannte Satz von Voltaire, dem das Zitat zugesprochen wird „Ich mag verdammen, was Du sagst, aber ich würde mein Leben geben, damit Du es sagen darfst.“

Politiker forderten heute, überall Integration bis zur Selbstaufgabe zu leben, ihre Kinder gingen aber nicht in integrative Schulen. Dazu sprach er auch über eine Begebenheit aus Bayern, wo eine Abgeordnete gegen die Bennenung einer Kita in St. Josef vorgegangen sei. Er umriss die Josefsgeschichte in der Bibel, in der der Heilige „ein Kuckuckskind“ aufgenommen und unter Lebensgefahr beschützt habe. „Nach wem, wenn nicht nach ihm, sollte eine Kita benannt werden? Jeder Deutsche Kindergarten sollte St. Josef heißen“, folgerte er.

Wenig Positives wusste er auch der aktuellen Klimadebatte abzugewinnen. Zwar sei es gut und wünschenswert, dass die Jugend aktiv sei, doch das Klima verkomme zu einer Art Ersatzreligion. „Wir haben eine Gesellschaft, die auch darin bis in Familien hinein gespalten ist und der die Orientierung fehlt. Wir verleugnen unsere Herkunft und darum fehlt uns die Zukunft. Unsere Herkunft ist nun einmal christlich“, befand der evangelische Theologe.

Insgesamt bekam er viel Beifall für seine Rede auf einer Versammlung, die sehr gut besucht war und in ganz neuem Format ausgetragen wurde. Moderatorin Angela Julie Wadenpohl führte gekonnt und kompetent durch den Abend, der auch eine Podiumsdiskussion enthielt, in der die Bankrepräsentanten um den Vorstandsvorsitzenden Stefan Rinsch Zinspolitik, europäische Regulierung und Digitalisierung besprachen. Kleiner Fauxpas: Die Teilnahme an der Diskussion per Smartphone mit Hilfe einer Abstimmung funktionierte zunächst nicht, so dass kurzerhand mit Handzeichen abgestimmt wurde.

Auch die Gewinner der „Vereinshelden“ wurden gekürt. Fünf Projekte der Vereine „Die Insel“, „Apfelblüte Tönisvorst“, der Kita St. Sebastian, der St. Petri Bruderschaft und der Musikschule wurden mit je 2000 Euro bedacht. Insgesamt war es ein kurzweiliger und interessanter Abend im Seidenweberhaus, der die Besucher zufrieden, aber in vielen Fällen nach Hahnes Worten auch nachdenklich nach Hause entließ.

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