Sozialarbeit im Krefelder Viertel rund ums Drogenhilfezentrum Erschreckender Bericht über Kinder rund um den Albrechtplatz

Krefeld · Ein Container soll den unter 18-Jährigen eine Anlaufstelle bieten. Das Handlungskonzept der Stadtverwaltung soll am Mittwoch im Jugendhilfeausschuss vorgestellt werden. Laut Bericht der Verwaltung sind Lage und Bildungsgrad vieler Kinder bedrückend.

 Im Sommer stand ein mobiles Fußballfeld auf dem Albrechtplatz. Sonst gab es bisher wenige Angebote.

Im Sommer stand ein mobiles Fußballfeld auf dem Albrechtplatz. Sonst gab es bisher wenige Angebote.

Foto: Stadt Krefeld/Andreas Bischof

Ein sogenannter Pop-Up-Container auf dem Albrechtplatz soll künftig dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche in dem Quartier, in dem ein Drogenhilfezentrum (DHZ) eröffnet wird, eine Anlaufstelle haben. Betreut wird der Container von pädagogischen Fachkräften. Am Mittwoch wird die Verwaltung in der gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Jugendhilfe, Schule und Soziales ein entsprechendes fünfseitiges Handlungskonzept vorstellen. In der Verwaltungsvorlage zur Situation am Albrecht- und Stephanplatz wird dargelegt, welche Probleme und welchen Bedarf es bei den Kindern in den Quartieren gibt. Die Rede ist unter anderem von vielen „kaum beschulbaren“ Kindern. Gründe dafür sieht die Verwaltung auch im fehlenden Besuch von Kindertagesstätten. Mit bedarfsgerechten Angeboten soll die neue Anlaufstelle die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen durch Passgenauigkeit stärken. Personell wird es allerdings eng.

Der Container ist Teil eines Maßnahmenpakets, mit dem das Viertel rund um das neue Drogenhilfezentrum gestärkt werden soll. Bekanntlich hatten Anwohner und Bürgerverein massiv gegen das DHZ protestiert und sich dafür stark gemacht, in den Räumlichkeiten, in denen jetzt das DHZ installiert wird, wieder als Kita zu nutzen. Der nun vorgelegte Bericht verdeutlicht, wie dringend das Viertel Kita-Plätze braucht.

Der Container soll eine niederschwellige Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche sein. Weil es an geeigneten Räumen an dem Standort mangelt, soll der Container die Spielgelegenheiten auf dem Platz um einen überdachten Bereich erweitern und darüber hinaus Teil eines städtischen Handlungskonzeptes der „präventiven und sozialraumorientierten“ Kinder- und Jugendarbeit, und damit dringend notwendige Unterstützungsmaßnahme sein. Insgesamt 772 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren leben in dem Sozialraum „Stephanplatz“, zu dem der Albrechtplatz zählt; etwa 50 Prozent unter ihnen haben keine deutsche Staatsbürgerschaft. Als „überdurchschnittlich“ hoch wird in der Vorlage der Anteil von Haushalten beschrieben, in dem drei oder mehr Kinder leben; gleiches gilt für den Anteil von Minderjährigen mit nur einem Erwachsenen im Haushalt. Der Anteil der Empfänger von SGBll-Leistungen liegt mit 34,2 Prozent doppelt so hoch im Vergleich zur Stadt Krefeld gesamt (15,2 Prozent).

Das Wohnquartier wird als sozial benachteiligt beschrieben und eine Mehrfachbelastung durch verschiedene Problemlagen ist der Stadtverwaltung seit langem durch die am Albrechtplatz tätigen Einrichtungen und Akteure (Grundschule Mariannenstraße, Mobifant, Jugendeinrichtung der Friedenskirche) bekannt. In der Vorlage heißt es „Im Rahmen der stattgefundenen Bürgerdialoge und Akteursbefragungen werden unabhängig von der Einrichtung des DHZ (Drogenhilfezentrum) beide Quartiere (Hardenbergviertel und Schinkenplatz) als Räume beschrieben, die durch baulichen Verfall, Unsicherheitsemfinden, Unordnung im öffentlichen Raum, erhöhte Kriminalität geprägt sind“. Eine Vielzahl an Menschen fühle sich auf Grund dieser Situation „zunehmend unsicher und Im Vergleich zu anderen Quartieren abgehängt“.

Laut Verwaltung stehen der Albrechtplatz und die dortige Situation der Kinder und Jugendlichen „schon seit geraumer Zeit im Fokus“ der städtischen Jugendhilfe. Die Gründe dafür verdeutlicht die Verwaltung mit dem Hinweis auf die problematische Situation der benachbarten Grundschule an der Mariannenstraße. „Viele Kinder, die zum Beispiel die gegenüberliegende Grundschule besuchen, sind schwer bis kaum beschulbar, da ihnen sprachliche und kognitive Fähigkeiten fehlen, und sie oftmals auch Auffälligkeiten in der Visomotorik und Koordination (Augen-Hand Koordination) haben“. Zur Ursache der Defizite merkt die Verwaltung an, dass „sich dies oftmals auf einen fehlenden Besuch einer Kindertagesstätte zurückführen lässt“.

Mit Hilfe des Handlungskonzeptes der sozialraumorientierten Jugendarbeit ist es Ziel, am Standort Albrechtplatz im vertrauensvollen Kontakt die Lebensbedingungen der Kinder und ihrer Familien zu erfassen und durch „Passgenauigkeit“ die „Effektivität“ von „lebensweltbezogenen“ Angeboten gemäß der Bedürfnisse zu steigern. Erreicht werden soll laut Stadt unter anderem eine Stärkung des Platzes durch „verortete“ Angebote und eine Aktivierung der Nachbarschaft als „Verantwortungsgemeinschaft“.

Die Nutzung des Containers wird über den Fachbereich der Jugendhilfe durch pädagogisches Personal koordiniert und begleitet. Zu den personellen Rahmenbedingungen weist die Verwaltung an dieser Stelle abschließend darauf hin, dass der Einsatz der mobilen sozialpädagogischen Fachkraft durch „die Tätigkeit am Albrechtplatz zu Lasten anderer in der Stelle verankerte Aufgaben“ geht. Gleiches gilt für eine Fachkraft aus dem Bereich der Jugendarbeit. Die jährlichen Kosten für den Popup-Container beziffert die Verwaltung auf insgesamt 11.000 Euro, die sich auf Nebenkosten in Höhe von geschätzten 1000 Euro sowie Zuschussmittel, allgemeine Sachkosten und Honorare in Höhe von 10.000 Euro aufteilen.

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