Krefeld Handel kämpft um offene Sonntage

Krefeld · DGB und Kirchen fordern, dass Krefeld nur vier stadtweite verkaufsoffene Sonntage genehmigt.

Die Zahl von 20 verkaufsoffenen Sonntagen in Krefeld im vergangenen Jahr sorgt für massive Kritik eines neuen Bündnisses von Gewerkschaftsbund, Evangelischer Kirche und Katholischer Arbeitnehmerbewegung (KAB). Das Bündnis fordert, dass Krefeld künftig nur noch vier zentrale Termine anbietet, an denen in der gesamten Stadt die Läden geöffnet sein dürfen.

Das NRW-Ladenöffnungsgesetz gibt den Kommunen gewisse Handlungsfreiheit: Generell dürfen die Kommunen an vier Sonntagen im Jahr für fünf Stunden Ladenöffnungen genehmigen. Viele Großstädte – so auch Krefeld – wenden diese Regel dahingehend an, dass die vier verkaufsoffenen Sonntage für jeden Stadtteil gelten. So kommt es, dass es in Krefeld 2011 tatsächlich 20 verkaufsoffene Sonntage gab, verteilt auf die Innenstadt, Fischeln, Hüls, Uerdingen und das Gewerbegebiet Mevissenstraße.

"Noch ist nichts entschieden"

Das Bündnis aus Gewerkschaft und Kirchen fordert die NRW-Landesregierung auf, das Ladenöffnungsgesetz zu novellieren. Das Kabinett wolle erst nach einer Expertenanhörung die Position festlegen, sagte der Krefelder SPD-Landtagsabgeordnete Ulrich Hahnen: "Noch ist nichts entschieden." Er persönlich könne sich vorstellen, dass vier zentral für alle Einzelhändler einer Stadt geltende Termine funktionieren könnten.

Markus Ottersbach, Chef des Krefelder Einzelhandelsverband, spricht sich vehement dagegen aus: "Vier zentrale Termine wären eine Katastrophe für Krefeld, und zwar für sowohl für den Einzelhandel als auch für die Mitarbeiter und den Standort Krefeld." Wenn es dazu kommt, würde das zu einer Kannibalisierung führen – die Einzelhandelsstandorte würden sich gegenseitig die Kunden rauben. "Wir kommen doch jetzt schon auf die Kirchen zu, indem wir sonntags erst um 13 Uhr öffnen. Die Konkurrenz im Umland schläft nicht, in Venlo und Roermond kann man jetzt schon jeden Sonntag einkaufen."

Das NRW-Ladenöffnungsgesetz ist seit sechs Jahren in Kraft: Aus kirchlicher Sicht werden darin die Sonn- und Feiertage nicht ausreichend geschützt. "Der Sonntag ist eine heilsame Unterbrechung der Woche", sagt der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Krefeld-Viersen, Burkhard Kamp-hausen. Nach Ansicht des KAB ist der Sonn- und Feiertagsschutz ein "Zeichen gegen die Kultur einer Kommerzialisierung und Zersplitterung unserer Gesellschaft und der Familien sowie die alleinige Ausrichtung des Menschen auf Dienstleistung, Produktion und Kapital", sagt Elisabeth Brack von der KAB Mittlerer Niederrhein.

Der Vorsitzende des DGB in Krefeld, Ralf Köpke, fordert eine stärkere Regulierung der Ladenöffnungszeiten insgesamt: "Eine Ladenöffnung rund um die Uhr, wie sie von Montag bis Freitag möglich ist, führt aus gewerkschaftlicher Sicht zu unzumutbaren Arbeitsbedingungen und vielen sozial-psychischen und wirtschaftlicher Probleme."

(RP)
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