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Stammtisch sammelt Ideen für Krefeld Ideensammler für die Stadt Krefeld

Krefeld · Krefeld hat viele Probleme. Andere Dinge laufen gut, könnten aber besser werden. Die „Krefelder Freunde“ haben daher einen Stammtisch gegründet, wo sie Ideen sammeln. Es sind normale Bürger, oft aber mit einschlägigem Fachwissen.

 Dieter Gebauer (Unterstützer der Krefelder Freunde), Christian Kellers ( KF), Ralph Höntzsch (KF), Adelbert Tessun (KF in derzeitiger Ruhepause), Cora Scheel (KF), Heike Tessun (KF und Mitglied der SPD), Sabine Höntzsch (KF), Jörg Enger (KF), Heinz Fladt (KF)

Dieter Gebauer (Unterstützer der Krefelder Freunde), Christian Kellers ( KF), Ralph Höntzsch (KF), Adelbert Tessun (KF in derzeitiger Ruhepause), Cora Scheel (KF), Heike Tessun (KF und Mitglied der SPD), Sabine Höntzsch (KF), Jörg Enger (KF), Heinz Fladt (KF)

Foto: freunde/Freunde

Die Krefelder Freunde treffen sich regelmäßig an verschiedenen Orten und tauschen sich über Ideen für Krefeld aus. Dabei geht es sowohl um kreative Lösungen für offenkundige Probleme, als auch um Verbesserungen für Abläufe und Einrichtungen in der Stadt. Die Ideen stellen die Teilnehmer an den Stammtischen zur Diskussion, wo andere ihr Fachwissen einbringen. Gemeinsam arbeiten die Krefelder dann einen Vorschlag aus, der oft an Rat oder Verwaltung eingereicht wird. Der Rheinischen Post haben die Mitglieder einige ihrer Ideen vorgestellt.

Sprechende Mülleimer

Heinz Fladt zum Beispiel hat sich des Themas Müll angenommen. Die verdreckte – oder zumindest verdreckt wirkende – Stadt ist ein großes Thema auch beim Einzelhandel. So sorgte Christoph Borgmann, der Vorsitzede der Krefelder Werbegemeinschaft, vor einigen Wochen für große Aufregung mit genau diesem Thema. „Alle reden davon, dass unsere schöne Stadt immer mehr vermüllt. Warum probieren wir also nicht, den Menschen Spaß bei der Müllvermeidung zu bereiten?“, fragt er. Seine Idee: „In anderen Städten gibt es bereits sprechende Mülleimer. Das ist zum Beispiel in Duisburg der Fall. Das erhöht die Akzeptanz und sorgt für eine Sensibilisierung“, sagt er. Alternativ oder zusätzlich wäre für ihn auch ein bekleben der Mülleimer mit lustigen Sprüchen denkbar. „Für das Kaiser Wilhelm-Museum und dessen Umfeld könnte ich mir zum Beispiel den Spruch ‚Ist das Kunst, oder kann das weg?’ vorstellen“, sagt er. Beides funktioniere in anderen Städten sehr gut und sei auch nicht teuer. „Wir haben den Vorschlag auch schon an die Bezirksvertretung gegeben. Eine Reaktion kam aber bis heute nicht“, bedauert er.

Onlinetool für Bürgeranfragen

Ralph Höntzsch hingegen sieht in der fehlenden Akzeptanz der Verwaltung ein Problem. Der Mitbegründer der ‚Krefelder Freunde’ sagt: „Wir brauchen mehr Transparenz in der Verwaltung. Das wird zwar nicht im öffentlichen Raum sichtbar, zeigt aber, dass auf die Meinung der Bürger Wert gelegt wird.“ Speziell bezieht er sich auf das, was die Krefelder Freunde versuchen: Ideen zu sammeln und sich aktiv am Vorankommen der Stadt zu beteiligen. Seine Idee: „Bisher ist es so, dass Vorschläge nur schriftlich an die fragende oder vorschlagende Person beantwortet werden. Ich könnte mir vorstellen, dass ein öffentliches Tool im Internet eingerichtet wird. Das hätte viele Vorteile: Es würde Mehrfach-Anfragen verringern und damit den Verwaltungsaufwand senken. Außerdem könnte jeder Bürger die Antwort der Verwaltung einsehen“, sagt Höntzsch. Darüber hinaus könnte der Vorschlag des Einen auch zur Idee des Nächsten beitragen, so dass eine Art interaktives Brainstorming für eine schönere, sauberere, sicherere und effektivere Stadt führen.

Ginkgo-Früchte an der Prinz-Ferdinand Straße

Ein weiterer Vorschlag der Krefelder Freunde betrifft die Prinz-Ferdinand Straße. Sabine Höntzsch lebte früher selber dort und ärgerte sich über die übelriechenden Früchte der Ginkgo-Bäume, die im Herbst dafür sorgen, dass die Straße im Westen der Innenstadt alljährlich zwischen Ende September und Januar – je nach Witterung – eher die geruchliche Anmutung einer Kloake hat. In der Vergangenheit ließ die Stadt Krefeld die Früchte aufwendig ernten. Das allerdings war teuer und wurde aus Kostengründen eingestellt. „Warum muss ein so aufwendiges Verfahren genutzt werden?“, fragt Höntzsch. Sie schlägt eine einfache und preisgünstige Variante vor. „Wenn die Früchte reif sind, fallen sie sehr leicht. Es reicht im Prinzip, die Bäume kräftig zu schütteln. Dann fallen sie runter und müssen nur aufgefegt werden“, sagt sie. Problematisch sind dabei allerdings parkende Autos. Werden diese von den Früchten, die beim Aufprall oft zerplatzen, getroffen, dann riechen sie übel und überdies schädigt der Saft der Früchte den Lack, wenn er längere Zeit einwirkt. In dieser Eigenschaft ist er mit den Hinterlassenschaften von Vögeln vergleichbar. Höntschs Lösung: „Beim Karnevalszug wird auch für einen Tag ein Halteverbot an den Straßen ausgesprochen. Wir müssten also nur einen Tag festlegen, an dem dort eben nicht geparkt werden darf. Zum Beispiel Ende September oder Mitte Oktober. Dann stellen wir zwei oder drei Wochen vorher Halteverbotsschilder auf und die Straße ist autofrei. Danach bedarf es nur noch eines Motors mit Exzenter, an dem ein Seil befestigt wird, dessen anderes Ende binden Arbeiter dann an die Bäume und lassen den Motor kurz laufen. Der Baum wird heftig geschüttelt und die Früchte fallen herunter. Das dauert pro Baum vielleicht fünf Minuten. Danach muss dann nur noch eine Kehrmaschine fahren und im Extremfall noch jemand mit einem Hochdruckreiniger hinterher gehen. Die ganze Straße wäre so von zwei bis drei Leuten in einem Tag zu ernten. Die Kosten wären überschaubar“, sagt die Krefelderin und fügt hinzu: „Vielleicht ließe sich sogar ein Nachbarschaftsevent daraus machen und die Anwohner übernehmen das Auffegen und putzen gemeinsam und schließen ein Straßenfest an. Dann würde es sogar noch die Nachbarschaft zusammenführen.“

Solarstrom auf alle Krefelder Dächer

Ein weiteres Mitglied der Krefelder Freunde ist Dieter Gebauer. Bereits im vergangenen Jahr berichtete die RP über seinen Vorschlag, bei Arbeiten am Kanal- oder Gasnetz Leerrohre für den Breitbandausbau verpflichtend zu verlegen. Ein weiterer Vorschlag seinerseits ist die Nutzung privater Dächer durch die Netzgesellschaft Niederrhein zur Erzeugung von Solarstrom. Seine Idee: „Die Bürger könnten ihre Dächer kostenlos an die NGN überlassen. Die übernimmt dafür Wartung und Pflege. Für den Verbraucher entstünden kein Stress, keine Kosten und er hätte die Garantie, dass sein Dach langfristig in gutem Zustand bleibt. Die NGN könnten Energie erzeugen“, erläutert er. Der Clou an dieser Art der dezentralen Stromerzeugung wäre seiner Ansicht nach, dass die Energiewende ohne große Überlandleitungen zu stemmen wäre, da der Strom vor Ort erzeugt würde. Auch könne die Initiative einen Schub für die lokale Wirtschaft, speziell für Dachdecker und Elektrobetriebe, bedeuten und Arbeitsplätze schaffen. „Eine Studie des Fraunhofer-Instituts sagt aus, dass mit 75 Prozent der geeigneten Dächer 100 Prozent des privaten Strombedarfs gedeckt werden könnte“, sagt Gebauer. Juristisch schlägt er vor, dass in einem Dachüberlassungsvertrag, der als Bestandteil einer Dienstbarkeitseintragung in Grundbuch eingetragen würde, vereinbart werde, dass die SWK oder NGN das alte Dach sanieren, so dass es für die kommenden Jahre ohne Reparaturen nutzbar sei und die Anlage ohne Unterbrechung Strom produzieren könne. Im Gegenzug erzielte das Unternehmen das Recht, das Dach für den vereinbarten Zeitraum, beispielsweise 40 Jahre, zu nutzen und dort umweltfreundlichen Strom zu erzeugen. Seine Idee stellte er auch bereits beim „Zukunftsforum“ der IHK und der Stadt Krefeld vor.

Insektenwiesen in der Stadt

Das Thema Blumen und Insekten haben sich schließlich gleich zwei Krefelder Freunde auf die Fahnen geschrieben und haben vergleichbare Vorschläge. Heike Tessum plädiert für Guerilla-Gardening in der Stadt, speziell auf den Wällen. Dabei sollten Bürger ermuntert werden, die Grünflächen der Stadt mit bunten Blumen zu bepflanzen. „Es braucht dafür nur ein paar begeisterte Bürger mit Blumenzwiebeln oder Samen und etwas Zeit. Das Ergebnis wären schöne, blühende Straßen und weit mehr Nahrung für alle Arten von Insekten“, sagt sie. In eine ähnliche Kerbe schlägt Holger Michael Gebel, der als Kreissprecher der Linken auch politisch sehr aktiv ist. Er schlägt vor, dass die Wiesen in den zahlreichen Krefelder Parks mit Wildblumen aufgewertet werden. Dafür sollte die Stadt in großem Umfang entsprechende Samen ausbringen. „Wir müssen schnell gegen das Biensterben agieren und das ist mit sehr geringem Aufwand möglich. Amsterdam hat auf diesem Wege große Erfolge erzielt“, sagt er. In der Niederländischen Hauptstadt wurde auf einem ähnlichen Wege eine massive Erhöhung der Insektenpopulationen erreicht. Speziell die wichtigen Wildbienen vermehrten sich dort massiv, so dass die Stadt heute ein Biotop des Lebens für viele bedrohte Spezies ist. Gebel richtete diesbezüglich im September eine Bürgeranfrage an den Rat, die allerdings bis heute unbeantwortet ist. In diese schloss er auch dezidierte Pläne ein, welche Wiesen mit welchen Blumen aufgewertet werden könnten.

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