Leichtathletik Axel Hermanns hängt die Kugel an den Nagel

Krefeld · Der mittlerweile 74-jährige Krefelder Kugelstoßer beendete nach einer Herz-Operation seine aktive Laufbahn. Insgesamt absolvierte er weltweit 1160 Wettkämpfe. 2012 war er Hallen-Weltmeister der M65.

 In seiner langjährigen Karriere vertrat Axel Hermanns bei internationalen Wettkämpfen mit Erfolg die deutschen Farben.

In seiner langjährigen Karriere vertrat Axel Hermanns bei internationalen Wettkämpfen mit Erfolg die deutschen Farben.

Foto: ah

Ein Urgestein der Krefelder Sportszene nimmt nach 53 Jahren und 1.160 (!) Wettkämpfen allein in seiner Spezialdisziplin Abschied von den Kugelstoß-Ringen dieser Welt, die ihn bis nach Durban in Südafrika führten. Allerdings notgedrungen und nicht dem eigenen Triebe folgend. Axel Hermanns (Preussen Leichtathletik) musste sich unlängst wie ein Blitz aus vermeintlich heiterem Himmel in der Helios-Klinik einer vierstündigen Bypass-Operation am offenen Herzen unterziehen, sprang Gevatter Tod noch mal so gerade von der Schippe. Obwohl ihm nach seiner vollständigen Genesung und Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit kein grundsätzliches ärztliches Sportverbot verordnet wurde, fasste der inzwischen 74-Jährige nach insgesamt 38-tägigem stationären Aufenthalt einschließlich Reha schweren, aber wieder funktionsfähigem Herzen den Entschluss, die speziellen Werfer-Schuhe an den vielzitierten Nagel zu hängen. Fortan wird er sich mit Fitness- und Kardiotraining bescheiden.
Wenn’s denn ein Trost ist, kann der (Un-)Ruheständler auf eine zunächst nicht geplante letzte Saison zurückblicken, die außerordentlich erfolgreich verlief. Er blieb in allen Wettkämpfen ungeschlagen, schaffte als jeweils Jahrgangsältester der Klasse M70 das begehrte Double von Halle in Erfurt und Freiluft in Mönchengladbach als Deutscher Seniorenmeister. Er führt zudem die jeweiligen deutschen Bestenlisten 2018 mit 13,10 respektive 13,08 Meter an.
Als Kugelstoßer ist der gebürtige Westfale (die Kriegswirren fügten es) von Krefelder Geblüt ein Spätberufener. Nach den Stationen Fußball, Eishockey und Tennis wurde er 21-jährig bei der Bundeswehr in Koblenz als Dritter der Divisionsmeisterschaften 1965 für die Leichtathletik entdeckt. Über die Jahre hinweg mauserte er sich bis zur erweiterten deutschen Spitzenklasse, stieß seine Lebensbestleistung von 16,90 Meter mit der 7,26 Kilogramm schweren Männer-Kugel im Juni 1976 bei einem Abendsportfest in Nieukerk. Eine formidable Weite für einen „nur“ 1,87 Meter großen und seinerzeit 92 Kilogramm „leichten“ Athleten, der zudem in der damals doping-kontrollfreien Komfortzone sein „Fleisch“ nicht in der Apotheke kaufte.
Seine größten Erfolge feierte er indes durch die verschiedenen Altersklassen aufwärts bei den Senioren. Allein an Titeln gemessen in der Halle und im Freien: 23mal Nordrhein-Meister, zehnmal Westdeutscher Meister, elfmal Deutscher Meister, sechsmal Europameister und als absolute Krönung Hallen-Weltmeister der M65 im April 2012 im finnischen Jyväskylä.
Für langjährige RP-Leser ist Hermanns auch an der Tastatur kein unbeschriebenes Blatt. Bis Mitte 2000 war er 30 Jahre als fester freier Mitarbeiter für unsere Sportredaktion tätig. Insbesondere in der Eishockey-Berichterstattung machte er sich bundesweit einen Namen. Aus alter Verbundenheit verfasste er jüngst den Nachruf für die verstorbene Trainer-Legende Norbert Pixken.
Wenngleich nicht mehr als Aktiver wird er seinem Lebenselixier Leichtathletik über das von ihm betriebene Internet-Portal von und für Senioren-Werfer/innen erhalten bleiben.

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