Korschenbroich Zahl der Unternehmen gestiegen wie nie

Korschenbroich · Das "Mittelstandsbarometer" berichtet von einem "Allzeithoch". Es beschreibt das Geschäfts- und Konjunkturklima im Kreis. Korschenbroich verzeichnete im vergangenen Jahrzehnt kreisweit den größten Zuwachs an Unternehmen.

 Gehört zu den wirtschaftsaktiven Unternehmen: Baumeister und Trabandt.

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Foto: Berns, Lothar (lber)

Die Stimmung im Wirtschaftsausschuss grenzte streckenweise schon an Begeisterung. Damit entsprach sie der Gemütslage vieler örtlicher Unternehmer, die das "Mittelstandsbarometer" widerspiegelte. Dessen Ergebnisse stellte Rainer Bovelet als Verfasser der Studie den Politikern jetzt selbst vor. Seit 2008 lassen der Rhein-Kreis, die Sparkasse Neuss und die Creditreform alljährlich "das Geschäfts- und Konjunkturklima im Mittelstand des Rhein-Kreises Neuss" untersuchen, das sich zuletzt in einem "Allzeithoch" befand, wie Bovelet sagte. Demnach übertrifft die aktuelle Konjunkturstimmung die bisherigen Höchstwerte von 2010/2011 zum Teil deutlich. Auch liegt sie merklich über den Werten, die auf Landes- und Bundesebene erzielt werden.

 Wächst in Kleinenbroich: Autoteile Post.

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Foto: Ilgner

500 repräsentativ ausgesuchte mittelständische Unternehmen aus dem Kreis, davon 40 aus Korschenbroich, waren bei der Befragung jedenfalls rundweg zufrieden mit ihrer Situation. Dies gilt speziell für Korschenbroich. Die Stadt nimmt innerhalb des Kreisgebietes eine Spitzenposition ein. Genau 1617 Unternehmen gibt es im Stadtgebiet. Dies sind zwar 32 weniger als noch 2013. Seit 2005 ist die Zahl der in der Stadt ansässigen Unternehmen jedoch um 206 angestiegen. Dies bedeutet einen Zuwachs von 15 Prozent binnen eines Jahrzehnts, womit keine Kommune im Kreisgebiet mithalten kann. Meerbusch kommt auf einen Wert von knapp acht Prozent, in Rommerskirchen ist die Anzahl der Unternehmen konstant geblieben, während in den anderen vier Städten und der Gemeinde Jüchen zum Teil deutliche Rückgänge zu verzeichnen sind. Besonders stark ist der Unternehmenszuwachs im Dienstleistungsbereich, der schon 2005 die mit Abstand stärkste Branche war. "Die Zahl der Unternehmen ist hier binnen eines Jahrzehnts von 611 auf 765 gestiegen", so Bovelet. Im aktuellen "Mittelstandsbarometer" sieht Peter Holzenleuchter (CDU) eine handfeste Bestätigung des Slogans "In Korschenbroich lässt sich's gut leben". Für Paul Jahny (SPD) zeigt die Studie, "wie wichtig die Wirtschaftsförderung der Stadt ist", auch von den anderen Fraktionen kam nur Lob. Die Frage von Peter Drüll (Aktive), ob die Zahl der Unternehmen wirklich repräsentativ sei, hatte Politikwissenschaftler Bovelet mit Hinweis auf die angewandte Methodik bejaht, die auch bei Wahlprognosen vergleichsweise präzise Ergebnisse geliefert habe.

 Vermarktet erfolgreich Bier: Bolten-Chef Michael Hollmann,

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Foto: LB

Bovelet goss aber auch Essig in den Wein, denn es handele sich um eine "Sondersituation, in der sich die Wirtschaft derzeit befindet". Wirtschaft habe viel mit Psychologie zu tun. Die künftige Konjunkturentwicklung sehen die Unternehmen in einem weniger rosigen Licht: "Die deutsche Wirtschaft verliert weiter an Kraft", heißt es im Fazit der Studie. Durchgehend zeige sich, "dass die Ukraine-Krise als der stärkste Belastungsfaktor für die Weltwirtschaft und damit auch für die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft eingestuft wird." In einem halben Jahr könne das Stimmungsbild schon sehr viel anders aussehen, warnte Rainer Bovelet vor allzu großem Überschwang.

(NGZ)
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