Protest gegen türkische Militäroffensive Kurden-Demo in Köln verlief friedlich – weniger Teilnehmer als erwartet

Köln · Trotz befürchteter Ausschreitungen ist es in Köln bei der Großdemo gegen die türkische Militäroffensive in Nordsyrien friedlich geblieben. Nur vereinzelt wurde Pyrotechnik gezündet.

Köln: Bilder der Kurden-Demonstration mit tausenden Teilnehmern
19 Bilder

Tausende Menschen bei Kurden-Demonstration in Köln

19 Bilder
Foto: dpa/Fabian Strauch

Das teilte die Polizei am frühen Samstagabend mit. Demnach waren mehr als 10.000 Teilnehmer gekommen - weniger als erwartet.

Tausende Menschen haben sich am Samstag in Köln zur Großdemonstration gegen die türkische Militäroffensive in Nordsyrien versammelt. Auf Transparenten war unter anderem zu lesen: „Keine Deals mit dem AKP-Regime“ oder „Der Hauptfeind steht im eigenen Land“. Die Demos zweier linker Bündnisse laufen unter dem Motto „Gegen den türkischen Angriffskrieg in Nordsyrien – Solidarität mit Rojava“.

Nach Angaben der Polizei versammelten sich auf dem Ebertplatz etwa 9000 Teilnehmer, am Chlodwigplatz in der Kölner Südstadt etwa 1000. Das waren weniger als erwartet: Die Veranstalter hatten 15.000 Teilnehmer angemeldet. Da europaweit zu der Demo aufgerufen worden war, hatte die Polizei mit mindestens 20.000 Teilnehmern gerechnet - auch aus dem türkisch-nationalistischen Milieu.

Gegen 12.30 Uhr zogen die beiden Demonstrationszüge friedlich los durch die Innenstadt zum Hohenzollernring zu einer gemeinsamen Abschlusskundgebung. Am Morgen hatte ein Sprecher der Kölner Polizei gesagt: „Wir behalten uns vor, die Demo auch noch kurz vor dem Start zu verbieten, wenn es einen Anlass dafür gibt.“ Man sei im engen Austausch mit den Veranstaltern. Kölns Polizeipräsident Uwe Jacob hatte bereits am Freitag gewarnt, die Demonstration könne bei Gewalttätigkeiten jederzeit umgehend beendet werden. Die Einsatzkräfte standen mit mehreren Hundertschaften und Wasserwerfern bereit. Doch es blieb friedlich in Köln. Die Polizei stoppte den Demonstrationszug vom Ebertplatz am Hansaring nach 13 Uhr zwar vorübergehend, weil Feuerwerkskörper gezündet worden waren. Nach einer kurzen Unterbrechung ging es aber weiter.

Der Hohenzollernring war seit dem späten Vormittag zwischen Rudolfplatz und Friesenplatz gesperrt. Gegen 14.30 Uhr erreichte der erste Demozug aus der Nordstadt den Ort der Abschlusskundgebung auf den Kölner Ringen. Eine Sprecherin sagte: „Wir sind heute weltweit zu Hunderttausenden auf der Straße, um Rojava zu verteidigen und die westliche Welt anzuklagen. Warum verteidigt ihr Rojava nicht?“ Deutschland habe sich an die Seite eines Despoten gestellt. „Wir kämpfen für Frieden und Demokratie, damit die Menschen in Freiheit und Ruhe leben können.“ Gegen 15 Uhr hatten auch die Demonstranten aus der Südstadt die Abschlusskundgebung erreicht, die Straßensperrungen wurden nach und nach aufgehoben. Einige Teilnehmer machten sich kurz darauf schon auf den Heimweg - sicher auch, weil es in Köln inzwischen stark regnete.

Die Veranstalter hatten die mit Flaggen der kurdischen Miliz ausgestatteten Demonstrierenden zu Beginn zu friedlichen Kundgebungen aufgerufen: „Es ist sehr wichtig, dass wir uns nicht provozieren lassen“. Im Sprechchor wurde aus der Menge skandiert: „Solidarität heißt Widerstand - Kampf dem Faschismus in jedem Land“.

 Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos)

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos)

Foto: dpa/Marius Becker

Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu, twitterte am Morgen unter dem Stichwort "#WirHier": „Für den Zusammenhalt in Deutschland, gegen Gewalt auf unseren Straßen.“ Die Dachverbände der kurdischen Gemeinden in Deutschland haben eigenen Angaben zufolge keine Anhaltspunkte für Gewaltbereitschaft.

Die Kölner Polizei hatte ein Verbot der Groß-Demo gegen die türkische Militär-Offensive in Nordsyrien intensiv geprüft. Durch den Austausch mit anderen Sicherheitsbehörden habe man konkrete Anhaltspunkte, dass sich mehrere Tausend gewaltbereite Menschen auf die Teilnahme an der Demo vorbereiteten, sagte Polizeipräsident Jacob am Freitag bei einer Pressekonferenz. Die gesetzlichen Anforderungen für ein Verbot der Demo sei allerdings sehr hoch. Außerdem bestehe die Gefahr, dass sich gewaltbereite Gruppen trotzdem in Köln versammelten.

Seit dem frühen Samstag tagte in Köln eine Ämterrunde, in der neben dem Ordnungsamt auch Berufsfeuerwehr, Polizei und Kölner Verkehrs-Betriebe vertreten waren. In diesem Gremium stimmten die Beteiligten ihre Entscheidungen und Vorgehensweisen ab.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte bereits am Freitagnachmittag mitgeteilt: „Die Demonstrationsfreiheit ist ein hohes Gut und Köln als tolerante und vielfältige Stadt steht immer wieder für Meinungsfreiheit ein.“ Sie rief alle Teilnehmer dazu auf, friedlich zu demonstrieren: „Für alle gilt: Meinungsfreiheit hat ihren Platz in Köln, wer aber Gewalt sucht, hat in Köln nichts verloren.“

Bei Protesten in Bottrop und Lüdenscheid war es in dieser Woche bei ähnlichen Demos bereits zu Ausschreitungen mit Verletzten gekommen. NRW-Innenminister Herbert Reul sagte, damit sei „die Grenze unserer Toleranz klar überschritten“. Für den Samstag ist in Köln ein Bürgertelefon geschaltet, das unter 0221 / 229-7777 zu erreichen ist.

Mit Material der dpa

(cpas/hsr/top/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort