Kleve Zeche Fritz: Würfel von Zins versinken im Pott

Kleve · 100 Kunstwerke aus der Metropolregion Ruhrgebiet stellt ein neuer Band aus dem Wienand-Verlag vor. Mit dabei: der Klever Günther Zins.

Die Liste der Teilnehmer liest sich wie das "Who-is-Who" der wichtigsten Bildhauer der Nachkriegszeit: Von Hans Arp, dem Bauhaus-Mann Max Bill, Isa Genzken&Gerhard Richter, dem Amerikaner Richard Serra bis hin zum Japaner Tadashi Kawamata sind sie alle versammelt im Pott, haben sie Kunst in den öffentlichen Raum gestellt. Jetzt hat der Kölner Wienand-Verlag einen opulenten Band über die Metropole Ruhr und die Kunst im öffentlichen Raum herausgebracht, der die 100 wichtigsten Werke alphabetisch versammelt. Jeder bekommt in dem großformatigen Band eine Doppelseite mit einem großen Bild des Kunstwerks. Was mit Hans Arp beginnt, endet mit Günther Zins.

Der Klever Bildhauer beschließt den Band, der Kunst aus Stahl und Stein vorstellt, aus Holz, Wandmalereien. Schwere Arbeiten sind dabei, leichte, fast schwebende wie die Würfel des Klevers. In der Künstlerzeche "Unser Fritz" in Herne versinken Zins' Würfel in der Backsteinfassade der ehemaligen Maschinenhalle. Oder sie tauchen auf — Zins hat den Titel dieser Arbeit offen gelassen: "Auftauchen oder versinken" heißen die vier Würfel aus filigranen Edelstahlstangen. Jeder der Würfel auf der Wand ist mit einer Kantenlänge von 1,6 Meter fast mannshoch und durchdringt doch mit gewohnter Leichtigkeit die Wand, purzelt mal eben so durch den Stein.

Dabei war es gar nicht ein Akt der Leichtigkeit, die großen Stahlwerke dort im vergangenen Jahr zu installieren. "Die Löcher für die Befestigung waren schnell gebohrt, doch dann hatten wir ein Problem: Der Hubsteiger, mit dem wir die Arbeit hoch oben in die Wand anbringen wollten, war sehr eng, und die Stahlarbeiten dort oben viel schwerer zu händeln, als wir gedacht haben", erzählt Zins. Aus den gedachten "mal-eben-in-ein/zwei-Stunden-die Würfel-aufhängen" wurde ein Tagwerk: Zusammen mit dem Hausmeister der Zeche gelang es schließlich, die Würfel mit Spezialkleber in den vorgesehenen Bohrungen zu verankern.

Zins hat inzwischen diverse Werke im öffentlichen Raum des Ruhrgebietes. Neben den Würfeln in der Zeche "Unser Fritz" steht eine Pyramide im Kreisverkehr Bochum. Den dortigen Ruhrcongress hat der Klever mit großen Innenraumarbeiten ausgestattet. Das Dortmunder Museum am Ostwall trägt eine "Eckdurchdringung" aus Kleve. Vom bekannten Skulpturenmuseum "Glaskasten" in Marl grüßt seit vielen Jahren ein Quader vom Dach. Auch der Ratssaal dort beheimatet ein Kunstwerk aus Kleve. In Hattingen klemmt ein Würfel am alten Rathaus. Gestern brach Zins wieder gen Bochum auf: Die Ausstellung des westdeutschen Künstlerbundes mit einem seiner Werke muss aufgebaut werden. Eröffnung ist am Samstag, 2. März im Kunstmuseum Bochum. Mit dabei neben Zins auch eine Arbeit von Gitta van Heumen-Lucas.

Das Buch von Wienand versammelt viele Künstler, die in den hiesigen Museen zu sehen waren oder von denen Werke in den Sammlungen von Kurhaus oder Moyland sind. So wie Abraham David Christian, dessen Stelen das Kurhaus-Museum zeigte und der mit Arbeiten an der Aktion für die Erweiterung des Kurhauses beteiligt war, Gerhard Richter, dessen umgeschlagenes Blatt zu den Klever Ikonen zählt, Tadashi Kawamata, der in Moyland Brücken baute, Markus Lüpertz, dessen Daphne Moyland zeigte, Matarés Brunnen in Hagen, Mario Merz, dessen Werke in Kleve gerade zu sehen sind, Geister von Schütte wie im Kurhaus, und nicht zuletzt Richard Serra - sein schwarzer Kreis ist derzeit ebenfalls im Kurhaus zu sehen.

(RP)
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