Lokalsport Der vierte Titel macht Wensings Glück komplett

Kleve · Als die Frauen des Deutschen Fußballbundes (DFB) die künstlerisch wertvolle Europameisterschaftstrophäe in den Händen hielten, da ertranken sie in einem Regen bunter Papierschnitzel. Deutschland, das sich mühsam durch einige Vorrundenspiele manövriert hatte, durfte sich zum sechsten Mal in Folge die europäische Krone aufsetzen.

Die Spielerinnen strahlten in ihren extra angefertigten Shirts mit dem Glück um die Wette. Darunter auch Luisa Wensing aus Qualburg, die seit einem Jahr für den Bundesligisten VfL Wolfsburg die Schuhe schnürt. Ihr Werdegang muss ihr vorkommen wie der berühmte Sechser im Lotto: Deutsche Meisterin, Deutsche Pokalsiegerin, Champions-League-Gewinnerin gegen die als unbezwingbar geltenden Fußballerinnen von Olympique Lyon und jetzt als jüngster Coup der EM-Titel mit dem Nationalteam. Sehr viel mehr kann eine Fußballerin im Laufe einer Saison kaum gewinnen – und Wensing darf das schon mit gerade mal 20 Jahren genießen. Schöner kann sich eine Sportlerin, die am Anfang ihrer Karriere steht, die Wirklichkeit gar nicht träumen.

Und um der Öffentlichkeit zu dokumentieren, was die Wolfsburgerinnen in den zurückliegenden Wochen geleistet hatten, nahmen sich Wensing und ihre Wolfsburger Mannschaftskolleginnen Josephine Henning, Lena Goeßling und Nadine Keßler nach der Siegerehrung an die Hand, liefen auf die Kameras der Fotografen zu, legten ihr feinstes Strahlen auf und streckten vier Finger in die Höhe – für jeden Titel einen. Das EM-Goldstück hüpfte dabei am dunkelroten Band auf und ab, als könnte selbst dieses sich vor Begeisterung nicht ruhig halten.

Das Glück hatte an diesem Tag viele wunderschön anzusehende Gesichter. Und in Qualburg wurde vor dem elterlichen Fernseher jede Szene, die aus dem fernen Schweden in die Wohnstube flimmerte, gierig aufgesogen, im Gedächtnis eingerahmt für die Ewigkeit. "Lulle", ein von der Nationalspielerin gar nicht geliebter Spitzname, hatte über Rheinwacht Erfgen, FCR Duisburg und VfL Wolfsburg den Weg in die glitzernde Sportwelt gefunden, ist jetzt Teil der Generation Neid, steht für den Generationswechsel im deutschen Frauenfußball.

Der Party-Marathon, der nach dem Finale begonnen hatte, fand nach einer durchrockten Nacht gestern Nachmittag im Frankfurter Rathaus ein vorläufiges Ende. Auf dem Römerberg wurden die Heldinnen von rund 7000 Anhängern gefeiert. Hinter einem blütenweißen Transparent mit der Aufschrift "Europameisterinnen 2013" durfte jede Spielerin den Pokal der jubelnden Menge präsentieren – auch Wensing genoss dieses Gefühl an Tagen wie diesen, von denen es ruhig noch einige mehr geben könnte.

(poe)
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