Ehemaliger Ministrant hat sich geäußert Neue Missbrauchsvorwürfe gegen Bischof Heinrich Janssen

Kleve-Rindern/Hildesheim · Im Oktober 2017 hatte das Bistum Hildesheim ein Gutachten zu den Missbrauchsvorwürfen gegen Bischof Heinrich Maria Janssen vorgestellt. Die Vorwürfe könnten weder bewiesen noch widerlegt werden, hieß es damals. Jetzt gibt es einen neuen Verdacht.

 Immer wieder werden Fälle sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche bekannt.

Immer wieder werden Fälle sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche bekannt.

Foto: dpa/Felix Kästle

Das Bistum Hildesheim teilte auf einer Pressekonferenz mit, dass sich ein früherer Ministrant gemeldet habe, der von Missbrauch durch den Bischof berichtet. Der Geistliche stammt aus Kleve-Rindern und wirkte von 1949 bis 1957 in Kevelaer, wo er auch Wallfahrtsrektor war. Der 1988 verstorbene Geistliche ist auch Ehrenbürger der Marienstadt.

Andrea Fischer, Leiterin des bischöflichen Beraterstabes für sexualisierte Gewalt im Bistum Hildesheim, erläuterte bei der Pressekonferenz, dass sich ein 70-Jähriger per E-Mail an den Bischof gewandt habe. Am Sonntag gab es ein Gespräch beim Bistum. Der Mann gab an, ab dem Jahr 1957 sexuell missbraucht worden zu sein. In diesem Zusammenhang schilderte der ehemalige Ministrant auch ein Missbrauchsvergehen durch den damaligen Bischof Heinrich Maria Janssen. „Demnach soll der Bischof den Messdiener aufgefordert haben, sich nackt auszuziehen. Der Bischof solle ihn anschließend mit den Worten weggeschickt haben, „er könne ihn nicht gebrauchen“, berichtete Andrea Fischer.

Der Bischof von Hildesheim, Heiner Wilmer, zeigte sich entsetzt. „Es zerreißt mir das Herz angesichts dessen, was der Betroffene uns mitgeteilt hat. Es macht mich wütend und tief traurig zugleich, dass ihm dies offensichtlich durch Mitarbeitende unserer Kirche angetan worden ist“, sagt er. Der Bischof kündigte an, den Fall von externen Experten untersuchen zu lassen. „Vor allem muss ergründet werden, welche Rolle Heinrich Maria Janssen in diesem Zusammenhang gespielt hat“, so der Bischof.

Kevelaers Bürgermeister Dominik Pichler, der Strafverteidiger ist, will den Fall juristisch nicht bewerten. „Als Strafverteidiger habe ich Zweifel, ob man nach so vielen Jahren sagen kann: Er war es oder er war es nicht.“ Wichtig sei das Signal, dass der Bischof von Hildesheim sende, indem er jetzt eine externe Kommission einsetzen will, um den Fall zu untersuchen.

Ein Entzug der Ehrenbürgerwürde für Bischof Janssen stehe schon aus rechtlichen Gründen nicht zur Debatte. Diese Würde könne Personen nur zu Lebzeiten entzogen werden, so die Gemeindeordnung. Aus diesem Grund sei auch eine Aberkennung der Ehrenbürgerwürde für Adolf Hitler im Jahr 2003 nicht weiter verfolgt worden.

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