Kevelaer/Hildesheim Neue Vorwürfe gegen Bischof Janssen

Kevelaer/Hildesheim · In Hildesheim hat sich ein weiteres mutmaßliches Opfer des früheren Kevelaerer Wallfahrtsrektors gemeldet. Heinrich Maria Janssen soll den Ministranten Ende der 50er Jahre missbraucht haben. Experten sollen den Fall untersuchen.

 Das Bistum lässt die Vorwürfe gegen Bischof Janssen untersuchen.

Das Bistum lässt die Vorwürfe gegen Bischof Janssen untersuchen.

Foto: dpa/dpa, rh jol

Im Oktober 2017 hatte das Bistum Hildesheim ein Gutachten zu den Missbrauchsvorwürfen gegen Bischof Heinrich Maria Janssen vorgestellt. Die Vorwürfe könnten weder bewiesen noch widerlegt werden, hieß es damals. Jetzt gibt es einen neuen Verdacht. Das Bistum Hildesheim teilte auf einer Pressekonferenz mit, dass sich ein früherer Ministrant gemeldet habe, der von Missbrauch durch den Bischof berichtet. Der Geistliche stammt aus Kleve-Rindern und wirkte von 1949 bis 1957 in Kevelaer, wo er auch Wallfahrtsrektor war. Der 1988 verstorbene Geistliche ist auch Ehrenbürger der Marienstadt, daher wird der Fall hier aufmerksam verfolgt.

Andrea Fischer, Leiterin des bischöflichen Beraterstabes für sexualisierte Gewalt im Bistum Hildesheim, erläuterte bei der Pressekonferenz, dass sich am 3. Oktober ein 70-Jähriger per E-Mail an den Bischof gewandt habe. Am Sonntag gab es ein Gespräch beim Bistum. Der Mann gab an, ab dem Jahr 1957 sexuell missbraucht worden zu sein. In diesem Zusammenhang schilderte der betroffene ehemalige Ministrant auch ein Missbrauchsvergehen durch den damaligen Bischof Heinrich Maria Janssen. „Demnach soll der Bischof den Messdiener aufgefordert haben, sich nackt auszuziehen. Der Bischof solle ihn anschließend mit den Worten weggeschickt haben, „er könne ihn nicht gebrauchen“, berichtete Andrea Fischer bei der Pressekonferenz. Zum Bischof gebracht und wieder abgeholt wurde der Betroffene seinen Angaben zufolge durch den Leiter des Kinderheims Bernwardshofs. Der Leiter ist ein Priester, gegen den es ebenfalls Missbrauchsvorwürfe gibt.

Der Bischof von Hildesheim, Heiner Wilmer, zeigte sich entsetzt von den Äußerungen. „Es zerreißt mir das Herz angesichts dessen, was der Betroffene uns mitgeteilt hat. Die schrecklichen Verbrechen haben ihn für sein weiteres Leben schwer gezeichnet. Es macht mich wütend und tief traurig zugleich, dass ihm dies offensichtlich durch Mitarbeitende unserer Kirche angetan worden ist“, sagt er.

Der Bischof kündigte an, den Fall von externen Experten untersuchen zu lassen, vor allem in Hinblick auf die Frage der Zusammenhänge mit den katholischen Kinder- und Jugendheimen in Hildesheim. Auch hier soll es Missbrauchsfälle gegeben haben. „Vor allem muss ergründet werden, welche Rolle Heinrich Maria Janssen in diesem Zusammenhang gespielt hat“, so der Bischof.

Kevelaers Bürgermeister Dominik Pichler, der Strafverteidiger ist, will den Fall juristisch nicht bewerten. „Als Strafverteidiger habe ich Zweifel, ob man nach so vielen Jahren sagen kann: Er war es oder er war es nicht.“ Wichtig sei das Signal, dass der Bischof von Hildsheim sende, indem er jetzt eine externe Kommission einsetzen will, um den Fall zu untersuchen. „Es ist zu begrüßen, dass die Kirche nicht nur sagt, dass sie die Fälle untersucht, sondern das auch tut.“

Ein Entzug der Ehrenbürgerwürde für Bischof Janssen stehe schon aus rechtlichen Gründen nicht zur Debatte. Diese Würde könne Personen nur zu Lebzeiten entzogen werden, so die Gemeindeordnung. Aus diesem Grund sei auch eine Aberkennung der Ehrenbürgerwürde für Adolf Hitler im Jahr 2003 nicht weiter verfolgt worden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort