Kreis Kleve Experte: Beim Verkehr liegt in NRW noch einiges im Argen

Kreis Kleve · Das Fischessen ist ein fester Termin im Kalender der Freien Demokraten im Kreis Kleve. Viele Liberale aus den Ortsverbänden trafen sich im Landhaus Beckmann in Kalkar. Traditionell steht neben dem Fischessen immer ein aktuelles politisches Thema mit Bezug zum Kreis Kleve im Mittelpunkt. In diesem Jahr ging es um die Verkehrsinfrastruktur im Kreisgebiet.

Dazu war der Referent für Verkehr und Logistik der IHK Duisburg, Dr. Ansgar Kortenjann, zu Gast. Der Verkehrsexperte führte aus, dass der Megatrend Globalisierung eine funktionierende Logistik und Infrastruktur braucht. In der Liste der Top-20-Logistikregionen in Deutschland steht der Niederrhein vor Hamburg und dem Rhein-Main-Gebiet auf Platz eins "Dennoch", so Kortenjann weiter, "liegt in puncto Verkehrsinfrastruktur in NRW einiges im Argen." Rund 150 Brücken auf Bundesfernstraßen müssen in NRW ersetzt werden. Dazu kommen etliche Brücken auf Landesstraßen. Auch Bahn und Binnenschifffahrt sind mit ähnlich großen Problemen konfrontiert.

Gerade im Bereich der Straßenplanung hatte die Entscheidung der rot-grünen Landesregierung, 700 Stellen für Straßenplaner im Verkehrsministerium abzubauen, fatale Folgen. So konnte NRW nicht fristgemäß die Anträge für den neuen Bundesverkehrswegeplan (BVWP) einbringen und musste 2013 sogar bereitstehende Mittel für Sanierung und Neubau an den Bund zurückgeben. Mit Bezug auf den Kreis Kleve informierte Kortenjann über die derzeitige Erarbeitung des BVWP 2015, der jedoch nicht vor 2016, eventuell sogar erst nach 2017 verabschiedet wird. Dabei wird es entscheidend sein, wie wichtige Verkehrsprojekte für den Kreis Kleve, wie zum Beispiel die Reaktivierung der Bahnstrecke von Kleve nach Nijmegen oder auch die B67n bei Uedem in der Bewertung abschneiden werden.

Aktuellen Untersuchungen zufolge werden sich die Transportleistungen bis 2030 erheblich steigern. Für die Straße werden dabei rund 39 Prozent, für die Bahn 43 Prozent und für die Binnenschifffahrt etwa 22 Prozent Zunahme erwartet. Der Niederrhein, als Top-Logistikregion zwischen den Wirtschafts- und Ballungszentren Niederlande und Ruhrgebiet, kann von dieser Entwicklung profitieren. Dazu seien allerdings gute Verkehrswege und eine funktionierende Infrastruktur grundlegende Voraussetzungen. Vor diesem Hintergrund sei es umso wichtiger, dass nun endlich Bewegung in das dritte Gleis der Betuwe-Linie gekommen sei. Aktuell läuft das Planfeststellungsverfahren, bei dem etwa 10 000 Einwendungen von Bürgern zu bearbeiten sind. Bis der erste Zug auf dem dritten Gleis fahren kann, wird es daher noch mindestens zehn Jahre dauern.

(RP)
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