Karneval 2020 Et gefft wat te fiere in Källe

Kleve-Kellen · 400 Jecke feierten auf der ersten Prunksitzung den 70. Quaker-Geburtstag. Geistreich war die Bütt von „Enne Janze“.

 Mario Coumans ist als „Chantal“ eine feste Größe in der Bütt. In diesem Jahr auch mit seinem Sohn Jan.

Mario Coumans ist als „Chantal“ eine feste Größe in der Bütt. In diesem Jahr auch mit seinem Sohn Jan.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Der 70. Geburtstag ist ein besonderer. Einer, der gebührend gefeiert werden muss. Und außer Frage steht: Die Kellener Brejpott-Quaker können feiern. Das bewiesen sie am Samstagabend zur ersten Prunksitzung der diesjährigen Session. Zum Motto „Et gefft werr wat te fiere!“ boten Quaker-Präsident Helmut Vehreschild und seine Kollegen einen bemerkenswert kurzweiligen Abend. Die Faktoren dafür: scharfzüngige Bütten, Hebefiguren in luftiger Höhe und kreative Bühnenstücke.

So viel vornweg: Der Höhepunkt des Abends war der Auftritt von Christian Becker. Er inszenierte den Klassiker „Dinner for One“. Statt der hochbetagten Miss Sophie feierte nun aber der Frosch der Quaker Geburtstag. In der Hauptrolle lief Christian Becker zur Höchstform auf. Als trinkfester Köbes stolperte er zwar nicht über das Tigerfell, dafür über einen mit dem Kopf wackelnden Schwan. Die Karnevalisten bewiesen ein bemerkenswertes schauspielerisches Talent. Die Lacher vorhersehbar, weil bekannt – dafür aber mit viel Charme vorgetragen. Rhetorisch brillierte Georg Jansen mit seiner Bütt als „Enne Janze“. Ungewöhnlich unpolitisch legte er den Fokus auf das sprachliche Geschick der „Källse mense“. Dem kollektiven Lachen nach erkannten viele Narren sich in den gängigen Redewendungen wieder: „Sahne für auffen Kuchen“ oder „Dann stehste vor de zuen Türe“. Jansen zu Folge habe sich auch die Urlaubskultur in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt. So sei man früher noch mit der ganzen Familie 20 Stunden lang im Opel Ascona gen Spanien getourt – heute unvorstellbar, meint Jansen. Die Zeit im Auto habe man sich mit besonders einfallsreichen Gesellschaftsspielen vertrieben, etwa mit „Stadt Land Fluss“. „Es gibt kein Spiel, bei dem so viel beschissen wird: `Eine Stadt mit V?´ / ´Freiburg´ / ´Das wird mit F geschrieben´ / ´Du weißt ja gar nicht, welches Freiburg ich meine´.“

Auch Wolfgang Drop und Michael „Wusel“ Jansen gehören seit Jahren zum Inventar der Quaker-Sitzungen. In diesem Jahr brachten sie das Treiben auf dem Klever Wertstoffhof in Szene. Ein Ort, an dem man vermeintlich alles entsorgen kann. Und dennoch: Die Mülltrennung bei der USK gleiche einer Wissenschaft. So erklärte Drop seinem Kollegen Jansen, dieser müsse seinen Teebeutel in Beutel, Beutelinhalt, Faden und Etikett trennen. Für jedes Element stünde eine eigener Abfallcontainer bereit.

Schauspielerisches Talent offenbarten auch die Protagonisten des Bühnenstücks „Die Partygäste“; die dem „Kekker“ (Frosch) zum Geburtstag gratulierten. Sie präsentierten ein Stelldichein Klever Kommunalpolitik. Bürgermeisterin Sonja Northing ging ihren Stellvertreter Joachim Schmidt an, dieser soll in ihrer Abwesenheit nicht auf „dicke Bucks“ machen. „Noch bin ich hier die Nummer eins, Männeken.“ Mario Coumans wagte sich als „Chantal von Kellen“ mit seinem 16-jährigen Sohn Jan auf die Bühne. Er legte auf Platt dar, wie makaber es sei, dass im Altenheim „Last Christmas“ gespielt werde. „Dat lied is auch nix für alde mense“, sagte „Chantal“. Die Belohnung: stehende Ovationen.

Und was gehört neben einem bunten Programm noch zu einer Geburtstagsfeier? Ein Ständchen natürlich. Welches die Brejpott-Quaker wählen würden, stand nicht zur Diskussion: „Wej sinn de Brejpott-Quaker / van denn alde Rhin / drenke ons aff än tuw / gern en Gläske Winn.“

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