Historischer Einschnitt: Thyssenkrupp verkauft Stahlsparte
EILMELDUNG
Historischer Einschnitt: Thyssenkrupp verkauft Stahlsparte

Kranenburg-Mehr Die Dorfkneipe bleibt lebendig

Kranenburg-Mehr · Der Gaststätte "Alte Schule" in Mehr drohte das Aus. Der erfahrene Gastronom Michael Hagedorn öffnet nun donnerstags und sonntags die Türe. Ein Treffpunkt der Ortschaft bleibt erhalten.

 Michael Hagedorn, Tochter Hailey und Mitarbeiterin Annika Vingerhout freuen sich auf einen ereignisreichen Sommer in der "Alten Schule".

Michael Hagedorn, Tochter Hailey und Mitarbeiterin Annika Vingerhout freuen sich auf einen ereignisreichen Sommer in der "Alten Schule".

Foto: Markus van Offern

Auf den ersten Blick erinnert in der "Alten Schule" in Mehr wenig an den Schulbetrieb, der zu Beginn der 70er Jahre auslief. Die hohe Räumlichkeit wirkt wie eine klassische Kneipe. Bei zweitem Hinsehen aber fällt die Kreidetafel auf, auch der alte Holzboden zeugt von früheren Schulzeiten. "Besonders gefallen mir die großen Fenster hier, durch die man das gesamte Dorf überblicken kann", sagt Michael Hagedorn.

Hagedorn begann seine gastronomische Laufbahn in Kalkar, 2003 eröffnete er das Coffee House in Kleve. Für vier Jahre führte er im Anschluss das Schützenhaus in Kellen. Nun hat er sich einer neuen Herausforderung angenommen: der Dorfkneipe im Kranenburger Ortsteil Mehr. Nach siebenjähriger Tätigkeiten zogen sich die bisherigen Pächter Michael Hall und Lutz Dähne zurück. "Wir mussten die Anlaufstelle in Mehr erhalten. Diese Kneipe ist Tradition, die nicht verschwinden durfte", sagt Hagedorn

Aufgewachsen ist der Familienvater in Xanten, lebt aktuell in Kleve, ein Umzug ins Idyll in Mehr aber ist nicht ausgeschlossen: "Die Landschaft hier ist Natur pur. Bei meiner Arbeit stehe ich unter Strom, dann kann ich hier sehr gut herunterfahren und zur Ruhe kommen." Zusätzlich zum Gastro-Betrieb ist Hagedorn Installateur in den Niederlanden. Mit dem Kneipenleben aber führe er eine lang gepflegte Hassliebe: "Natürlich sind die Arbeitszeiten schlecht und stressig. Aber es ist auch mein Hobby, das ich mit sehr viel Herzblut ausfülle. Es gibt für mich nichts Schöneres, damit Geld zu verdienen, dass andere feiern."

Als deutlich wurde, dass die Vorbetreiber sich zurückziehen würden, war für Hagedorn sofort klar, dass er sich der Mission annehmen würde. Auch, weil er auf die Unterstützung der Dorfgemeinschaft habe setzen können. Insbesondere die Initiative "Mehr miteinander", die sich seit 2011 im Zuge des Projekts "Unser Dorf hat Zukunft" um den Erhalt des Ortes kümmert, steht Hagedorn zur Seite. "Die Kneipe gehört zur Identität dieses Dorfes. Früher gingen die Bewohner erst in die Kirche, dann die wenigen Meter herüber in die Kneipe. Das Aus für die "Alte Schule" wäre ein falsches Signal gewesen", sagt Alex Niesen van Weelden.

Sein und das Engagement seiner Mitstreiter sorgte in den vergangenen Jahren für zahlreiche Veranstaltungen in Mehr. Da das Dorfleben aktiv ist, hat seiner Ansicht nach auch die Kneipe eine Chance. "In vielen Dörfern ist die Lage schlecht. Die Jüngeren ziehen weg, und auch für die alten Leute wird das Leben unattraktiver. Negatives Beispiel ist für uns Louisendorf. Dort ist die Kneipe verschwunden und damit ein großer Teil des Dorflebens", sagt van Weelden.

An den Bedürfnissen der Dorfbewohner will sich auch Hagedorn orientieren. Sonntags lädt er zum Frühschoppen ein, donnerstags findet aus jahrzehntelanger Tradition heraus der "Biertag" statt. Vergünstigt schenkt er dann Obergäriges aus und sorgte vorweg für einen Kulturwandel: Er stellte von Bitburger auf Warsteiner um und wurde von einigen Gästen dafür scharf kritisiert.

Hagedorn aber ist von dem Schritt überzeugt und hält den Kneipenbetrieb im Dorf für ein Modell mit Zukunft: "Dieses Dorf nimmt jeden auf - Studenten, Flüchtlinge, Niederländer. Hier feiern Kinder und Eltern, Jung und Alt zusammen. Es gibt keine Berührungsängste. Das macht das Dorf Mehr aus", sagt Hagedorn, der auch ein beliebtes Ziel für Radfahrer aus dem Nachbarland sein will, die die Düffelt besuchen.

Neben dem klassischen Kneipenbetrieb plant Hagedorn auch zahlreiche Großveranstaltungen. So lädt er unter anderem am Vatertag zum Feiern in den Biergarten vor der Kneipe ein. Große Pläne verfolgt Hagedorn, und sein Angebot wird angenommen: "Donnerstagabends kommen mindestens 30 Besucher zu mir. Das sollte eine Kneipe im großen Kleve mal nachmachen. Das zeigt uns ganz deutlich: Die Heimat in Mehr lebt."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort