LVR-Klinik Bedburg-Hau Altes Brunnengebäude saniert

Bedburg-Hau · Ein forensischer Patient der LVR-Klinik Bedburg-Hau arbeitete antike Drachenziegel per Hand nach.

 Die Sanierung des Brunnenhäuschens gestaltete sich als nicht ganz so einfach.

Die Sanierung des Brunnenhäuschens gestaltete sich als nicht ganz so einfach.

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)

Das alte Brunnengebäude der LVR-Klinik Bedburg-Hau an der Bahnstraße (in der Nähe der ehemaligen Pforte) hat schon mehr als 100 Jahre auf dem Buckel und steht wie viele Gebäude auf dem Klinikgelände unter Denkmalschutz. Der Zahn der Zeit hat aber auch hier kräftig genagt und Verwitterungs- und Bauschäden waren unübersehbar. So musste zum Beispiel das undichte Dach mit neuen Ziegeln versehen werden. Die alten Pfannen aufzutreiben war schon nicht leicht. Doch schließlich fand sich die Firma aus Langenzenn bei Nürnberg, die liefern konnte.

Aber die ausgefallenen Gratanfangziegel, die an Drachenköpfe erinnern, am Ende des Dachüberstandes waren nicht mehr zu erhalten. Der Projektmanager der LVR-Klinik Bedburg-Hau Rainer Rossmann fand schließlich dafür eine Lösung, die vom Denkmalamt ebenfalls akzeptiert wurde. Die Kreativtherapeutin Veronika Nowakowski sprang ein und stellte mit einem forensischen Patienten naturgetreu mehrmals in der Woche und über mehrere Monate hinweg die notwendigen Gratanfangziegel her.

Dazu musste zunächst eine Negativform angefertigt werden, in die dann von Hand der spezielle Ton hineingedrückt wurde. Nach dem Lufttrocknen waren weitere Handwerksschritte notwendig. Die Oberfläche wurde glattgeschliffen und die Ziegel abschließend mit Tonschlick bestrichen, bevor sie gebrannt werden konnten. Nur so konnten sie wasserundurchlässig und wetterfest gemacht werden.

 In mühevoller Handarbeit wurde das Pumpenhaus wieder hergerichtet.  

In mühevoller Handarbeit wurde das Pumpenhaus wieder hergerichtet.  

Foto: LVR

Insgesamt wurden so in mühevoller Handarbeit 16 Gratanfangziegel hergestellt werden. Keine leichte und eine sehr aufwendige Aufgabe. „Für den Patienten war es eine tolle Erfahrung, dass wir hier Unikate herstellen, die es nicht mehr gibt und die nachher auf dem Dach eines Klinikgebäudes zu sehen sind,“ erklärt die engagierte Kunsttherapeutin. „Bei der Arbeit haben wir uns viel über Vergänglichkeit unterhalten, was sich an Gebäuden verändert – wie wir Menschen uns im Laufe der Zeit ändern und warum. Das sind wichtige Themen, die auch innerhalb der Therapie von Bedeutung für den Patienten sind. Wir mussten auch mit Rückschlägen umgehen, denn nicht alle Tonziegel haben den Brand überstanden beziehungsweise ließen sich komplett aus der Form lösen. Trotz der Rückschläge haben wir weitergemacht- bis am Ende alle Ziegel fertig waren,“ erzählt Veronika Nowakowski. Der Patient sei sichtlich stolz auf den erledigten Auftrag und habe ihr erzählt, dass es ihm sehr viel bedeute, ein Projekt abgeschlossen zu haben über einen so langen Zeitraum hinweg.

Die Dachspitze wird schließlich die Renovierungsarbeiten abschließen und ebenfalls neu sein. Sie ist von der Schlosserwerkstatt der Klinik in Kupfer nachgebaut worden, denn die alte Spitze war ebenfalls nicht mehr zu erhalten. Derzeit hat die Firma Bichtawi aus Bedburg-Hau angefangen, die alten Dachziegel abzunehmen und neue anzubringen.

Das Brunnenhaus wird auch heute noch betrieben. Mit Hilfe von zwei unterirdischen Brunnenschächten wird Brauchwasser gefördert. Dies dient unter anderem zur Dampferzeugung in den zwei Dampfkesseln des Kraftwerks für die LVR-Krankenhauszentralwäscherei und die Küche der LVR-Klinik Bedburg-Hau.

(RP)
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