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Kevelaer Fenster für Sixtina kommt aus Kevelaer

Kevelaer · Im Jahr 1908 bekam Wilhelm Derix den großen Auftrag vom Vatikan. Im Firmenarchiv fand Hein Derix jetzt Originalzeichnungen, Urkunden und Schriftverkehr. Heute arbeiten 30 Mitarbeiter für die Glasmalerei in Familienhand.

Hein Derix hält ein originales Probestück für eines der Fenster in der Sixtinischen Kapelle in Rom in die Kamera.

Hein Derix hält ein originales Probestück für eines der Fenster in der Sixtinischen Kapelle in Rom in die Kamera.

Foto: Gerhard seybert

Wohl jeder, der ehrfürchtig die Sixtinische Kapelle betritt, legt seinen Kopf in den Nacken und bestaunt "Die Erschaffung Adams", wie sie Michelangelo an die Decke gemalt hat. Hätten Normalsterbliche in den vergangenen Tagen des Konklave die Kirche betreten, könnten sie zudem nicht über das Kardinals-Purpur hinweg blicken. Denn an dieser Stelle wurde der neue Papst Jorge Mario Bergoglio vom Kardinalskollegium ausgewählt, der sich von nun an Franziskus nennt.

Das sind die Originalzeichnungen der Fenster.

Das sind die Originalzeichnungen der Fenster.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Hein Derix aus Kevelaer allerdings würde seine Blicke auf die Wände richten. Denn dort sind — zwischen all den herrlichen berühmten Fresken — die Fenster zu sehen, die 1908 in seiner Glasmalerei gefertigt wurden. Firmengründer Wilhelm Derix bekam den Auftrag vom Vatikan, nachdem der Direktor der päpstlichen Galerie in Rom bei einem Besuch in Kevelaer sowohl die Werkstatt des Malers Friedrich Stummel als auch dessen Nachbarn Derix kennengelernt hatte. Zunächst durfte Wilhelm Derix ein Fenster für die Scala von Papst Pius X. im Vatikan fertigen, dann folgte der Auftrag für die Fenster der Sixtina. Sie bestehen aus hellgrünen Butzen mit blau, rot und gelb gestalteten Zwischenräumen, Inschriften und Wappen.

 Der Eingang zur Werkstatt mit dem Päpstlichen Orden.

Der Eingang zur Werkstatt mit dem Päpstlichen Orden.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Hein Derix, dessen Sohn Jörg das 1866 in Goch gegründete Unternehmen heute in fünfter Generation führt, erklärt: "Die Fenster sollten so werden wie die Blindfenster, die Michelangelo auf die Rückwand der Kapelle gemalt hat." Sie mussten optisch hinter den Wandgemälden zurücktreten, aber handwerklich meisterlich gefertigt sein, das Licht gedämpft hereinlassen und verschiedene Wappen aufnehmen. Zum Beispiel das des Prinzregenten Luitpold von Bayern, der die Fenster zum Goldenen Priesterjubiläum des Papstes Pius X. stiftete. Entsprechend ging auch die Rechnung über rund 6400 Mark nach München. Damit die Bayern nicht murrten, durfte die dortige Hofglasmalerei Zettler vier der insgesamt zehn Fenster ausführen. Eingesetzt haben sie Mitarbeiter der Firma Derix.

Im Firmenarchiv fand Hein Derix jetzt neben den Originalzeichnungen im Maßstab 1:10 auch Urkunden und den Schriftverkehr samt handgeschriebener Rechnungen. An der Fassade des Hauses prangt der Päpstliche Orden, den das Unternehmen damals für seine Arbeiten verliehen bekam — er ziert noch heute Derix' Briefkopf. Fimengründer Wilhelm Derix war sogar Ritter des Päpstlichen Sylvesterordens. Heute arbeiten die 30 Mitarbeiter für Kirchen auf der ganzen Welt. Die Weltfriedenskirche in Hiroshima, die Hochgebirgsklinik in Davos und die Moschee in Vancouver besitzen Fenster von Derix. Gar nicht zu reden von den Gotteshäusern im Marienwallfahrtsort Kevelaer.

"Wäre Benedikt XVI. nicht zurückgetreten, hätte er im kommenden Jahr die Originalzeichnungen fürs Vatikan-Archiv von mir geschenkt bekommen", erzählt Hein Derix.

Da wird der Kevelaerer nämlich 70 Jahre alt und wollte sich und seine Frau mit einer Rom-Reise samt Papstaudienz beschenken. Nun werden die Andenken wohl in Kevelaer bleiben.

(RP)
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