Kevelaer Hendricks tritt gegen den Papst an
Kevelaer · Eine redegewandte Frau war diesmal als Fastenpredigerin in der Kevelaerer Basilika zu Gast. Doch nur etwa 70 Männer und Frauen lauschten den Worten von Barbara Hendricks, der SPD-Schatzmeisterin und Kreis Klever Bundestagsabgeordneten, die auch Mitglied des Zentralkomitees der Katholiken ist. Die Erklärung: Wenige Minuten, bevor sich die Menschen auf den Weg zum Kapellenplatz machen wollten, war weißer Rauch aus der Sixtinischen Kapelle in Rom gestiegen. Ein Papst war gewählt, doch wer es war, würde erst nach 20 Uhr bekannt werden.
Wer dennoch in die Kirche kam, wurden von Kaplan Martin Klüsener herzlich begrüßt. Irgendwann während Hendricks' Vortrag muss er ähnlich gehandelt haben wie einige Zuhörer in den hinteren Reihen: Internetfähige Handys wurden verstohlen um die einzig interessierende aktuelle Nachricht befragt.
Hendricks fand viele gute Worte, in die sie auch den zu diesem Zeitpunkt ihr noch unbekannten Papst einschloss. Sie nahm Worte aus dem Buch Jesaja auf, die der Kaplan dem Vortrag vorangestellt hatte: "Was ist ein Fasten, das dem Herrn gefällt? Die Stricke des Unrechts zu lösen, an die Hungrigen das Brot auszuteilen..." Das klang, als sei in Kevelaer doch schon vorab bekannt gewesen, dass ein "Kardinal der Armen" aus Lateinamerika künftig die Entwicklung des Christentum bestimmen wolle. Hendricks jedenfalls betonte genau dies: Nicht um den Verzicht liebgewordener Gewohnheiten gehe es in der Fastenzeit, nicht um Entschlackung à la "Wellness für die Seele", sondern um die Umkehr dieses Gedankens. "Wir Christen müssen Verantwortung übernehmen, tätige Nächstenliebe leben."
Strukturveränderungen in der Kirche, eine Notwendigkeit zu Reformen sei das eine, jeder müsse jedoch in seinem Umfeld aktiv werden und handeln, wo immer Not herrsche. "Viele brauchen unsere Hilfe: die allein erziehende Mutter ebenso wie der Saisonarbeiter oder der Obdachlose." Gelegenheiten, sich als Christ einzubringen, gebe es endlos.
