Kevelaer Vater und Tochter sind im Stall ein Team

Kevelaer · Familie Pauwen in Wetten und Janßen in Kervenheim wollen ihre Betriebe an die Töchter übergeben. Das ist noch immer eine Ausnahme: Junge Frauen als Betriebsnachfolger sind selten. Jeder kann vom anderen lernen.

Bei Josef Pauwen im Stall hat sich richtig was getan, seit er den Betrieb in Kevelaer-Wetten zusammen mit seiner Tochter Anika führt. "Wir haben vor drei Monaten einen Melkroboter angeschafft", berichtet Anika Pauwen, die vorher zweimal am Tag fünf Stunden brauchte, um die 80 Fleckviehkühe zu melken. "Mein Vater und ich hatten beide schon Probleme mit der Schulter. Das war noch ein Grund, etwas zu verändern", sagt die 28-jährige staatlich geprüfte Agrarbetriebswirtin. Jetzt könne sie morgens auch mal eine halbe Stunde später in den Stall oder abends um 18 Uhr eine Veranstaltung besuchen. "Das ist eine ganz neue Freiheit."

Junge Frauen als Betriebsnachfolger — das ist noch immer sehr selten, weiß Heinrich Schnetger von der Kreisstelle Kleve bei der Landwirtschaftskammer. "Keine bis drei Schülerinnen haben wir pro Klasse." Die wenigen Frauen, die sich für den Beruf entschieden, teilten sich genauso auf die verschiedenen Schwerpunkte auf wie ihre männlichen Kollegen. Es sei also nicht etwa so, dass die Frauen grundsätzlich Öko-landwirtshaft lernen wollten.

Die Aufgabenbereiche haben Vater und Tochter Pauwen klar getrennt. "Mein Vater füttert die Kühe und macht den Ackerbau. Meine Mutter versorgt die Kälber und macht die Buchführung. Und ich mache den Rest", sagt sie mit einem Augenzwinkern. Mit der Anschaffung des Melkroboters hat sich Anikas Arbeitsplatz vom Stall ins Büro verlegt. Morgens führt ihr erster Gang an den PC. Hier wertet sie die Leistungslisten aus. 9500 Kilogramm Milch mit vier Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß geben ihre Kühe im Durchschnitt.

Warum das Miteinander bei den Pauwens funktioniert? "Mein Vater lässt mich machen", antwortet Anika Pauwen. Seit einem Jahr wird der Betrieb als GbR geführt. "Darauf habe ich gedrängt, denn ich wollte auch auf dem Papier Verantwortung haben. Ich sehe das als Vorbereitung für die Hofübernahme. Die Anteile werden mit den Jahren steigen", erklärt sie, die nun zu 30 Prozent rechtlich ins Geschäft eingebunden ist. Auch sonst hat Anika schon einiges bewegt: Sie hat die Eiweißfütterung verändert, indem sie mehr Stroh zusetzte. Im Kuhstall sind die Wände "rausgeflogen" und durch Jalousien ersetzt worden. "Das wollte mein Vater erst nicht, aber ich konnte ihn schließlich überzeugen", berichtet Anika.

Eigentlich wollte ihr 56-jähriger Vater, dass seine Tochter etwas anderes lernt. "Bei den Preisen kann man seinen Kindern nur schwer empfehlen, die Landwirtschaft weiter zu betreiben", meinte er damals. Also absolvierte Anika zunächst ein Praktikumsjahr im Kindergarten und schnupperte auch in die Floristik und die Glasmalerei hinein. Von der Landwirtschaft brachte sie dies nicht ab. "Jetzt lebe ich meine Kreativität in der Freizeit aus", sagt sie. Josef Pauwen ist heute froh, dass seine Tochter sich durchgesetzt hat. "Wenn sie wieder einmal am Stall etwas verändern will, muss ich schon mal schlucken. Aber im Endeffekt kommt sie mit vielem besser zurecht als ich. Wenn jemand mit Herzblut dabei ist, dann kommt auch was Gutes dabei raus", sagt der Landwirt.

Auch Gerd Janßen aus Kervenheim arbeitet mit seiner Tochter zusammen. "Ich kann mich mit Caroline austauschen, und die Arbeit hängt nicht mehr an mir und meiner Frau Waltraud alleine", stellt der Landwirt zufrieden fest.

Die Dritte von vier Töchtern der Familie wollte schon immer Landwirtin werden, erzählt sie. Ab August dieses Jahres wird sie die Fachschule in Kleve besuchen, um nach der Ausbildung staatlich geprüfte Agrarbetriebswirtin zu werden. Wie ihre Kollegin Anika Pauwen in Wetten.

Vor fünf Jahren haben die Janßens den Betrieb von 80 auf 120 Kühe erweitert, 140 sind angestrebt — das ist die betriebswirtschaftlich optimale Größe.

(RP/ac)
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