Kamp-Lintfort 34 Figuren gehören zur Kamper Krippe

Kamp-Lintfort · In der vergangenen Woche ist die kostbare Krippe unter der Orgelbühne der Abteikirche aufgestellt worden.

Den größten Teil des Jahres über liegen sie in Holzkisten auf dem Dachboden, doch nun schlägt wieder ihre große Stunde: Die Krippenfiguren in der Kamper Abteikirche sind in dieser Woche aufgestellt worden. Für Küster Andreas Riedel ist es immer eine besondere Freude, er hat schon als Jugendlicher dem damaligen Küster und Organisten Jakob Püttmann geholfen, die Krippe unter der Orgelbühne aufzubauen.

34 Figuren sind es insgesamt, und noch sind nicht alle zu sehen. "Die Heiligen Drei Könige werden erst am 5. Januar hinzukommen", sagt Riedel, der sich beim Aufbau der Krippe auf die Hilfe mehrere Damen aus der Kirchengemeinde verlassen kann. Sie haben das Ensemble wieder liebevoll arrangiert, durch den blauen Stoff, der den nächtlichen Himmel über Bethlehem darstellt, glitzern kleine Lichter wie Sterne. Ein Stück blauer Samt stellt einen kleinen Teich dar. Moos und Erde bedecken den Boden. "Das Moos sammle ich jedes Jahr frisch ein", versichert der Küster. Am Rand der Krippe sind Zweige von Stechpalmen ausgelegt worden. Die sehen nicht nur weihnachtlich aus, verrät Riedel, sie halten durch ihre pieksenden Blätter auch Gottesdienstbesucher davon ab, sich auf das Gestell zu setzen.

Zu den Besonderheiten der Kamper Krippe gehört ihre künstlerische Herkunft. Sie stammen aus der Schule Friedrich Stummels. Stummel ist vor allem für die Ausmalung der Kevelaerer Marienbasilika bekannt. Die Figuren sind im Nazarenerstil gehalten, wie er im 19. Jahrhundert für religiöse Themen üblich war. Jacob Holtmann aus Winnekendonk, ein Schüler Stummels, hat mit seinen Gehilfen die Krippenfiguren und die benachbarte Pietà geschnitzt, vermutlich aus dem Holz eines Nadelbaums. Im Auftrag des damaligen Pfarrers van Meegen fertigte Holtmann auch verschiedene Schnitzarbeiten für den Hochaltar an.

Und dann gibt es noch eine Besonderheit, auf die Andreas Riedel besonders stolz ist: "Unsere Krippe ist die einzige am Niederrhein, die einen Elefanten aufweist." Der Dickhäuter ist schon zu sehen, gemeinsam mit einem Dromedar und den Treibern, sozusagen die Vorhut der Heiligen Könige.

Riedel nimmt eine Figur in die Hand und dreht sie um: "Diese hier ist innen hohl und daher relativ leicht. Der Elefant aber ist sehr schwer." Ungewöhnlich in der Anfertigung sei übrigens das Christuskind in der Krippe: "Das hat der Bildhauer aus einem einzigen Stück geschnitzt."

Die Figuren sind noch immer in einem guten Zustand, kleinere Macken werden repariert, die Schafe beispielsweise verlieren ab und zu mal die Ohren. "Und die Hirten manchmal ihre Hüte", sagt Riedel. Erfreulich ist, dass noch nie ein Stück der kostbaren Krippe gestohlen wurde. "Nicht ein einziges Schäfchen", sagt der Küster. "Nun ja, wir haben ja auch eine Videoüberwachung in unserer Kirche."

Wer an den kommenden Feiertagen die Krippe betrachten möchte, kann übrigens auch spezielle "Krippenkerzen" erwerben.

Wenn die Weihnachtstage vorbei sind, finden Maria, Josef, das Jesuskind, die Hirten, Könige und anderen Figuren dann wieder einen ruhigen Platz auf dem Dachboden des Klostergebäudes - jedes einzelne in seiner eigenen Holzkiste.

Mehr Informationen über das Kloster Kamp unter

www.kloster-kamp.de

(s-g)
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