Kamp-Lintfort Markthändler ärgern sich über Bauprojekt

Kamp-Lintfort · Der Marktplatz in der Kamp-Lintforter Altsiedlung soll bebaut werden. Eine Rewe-Lebensmittelgeschäft soll 2018 die Grundversorgung der Bewohner sichern. Die Markthändler machen sich Sorgen.

 Monika Elbers gehört mit ihrer Familie zu den dienstältesten Beschickern des Wochenmarktes am Samstag. Sie erfuhr von den Plänen aus den sozialen Medien. "Das war schon ein Schlag in den Magen."

Monika Elbers gehört mit ihrer Familie zu den dienstältesten Beschickern des Wochenmarktes am Samstag. Sie erfuhr von den Plänen aus den sozialen Medien. "Das war schon ein Schlag in den Magen."

Foto: Klaus Dieker

Der traditionsreiche Marktplatz in der Altsiedlung ist Gesprächsthema bei den Markthändlern wie auch den Kunden. Nach den jetzt bekannt gewordenen Plänen beabsichtigt die Thelen-Gruppe für Rewe dort einen Lebensmittelgeschäft auf rund 1600 Quadratmetern zu bauen. Der historische Platz bekäme eine neue Nutzung.

Monika Elbers gehört mit ihrer Familie, wie auch der Blumenhandel von Rosemarie Spolders, zu den dienstältesten Beschickern der Wochenmarktes am Samstag. "Ich habe die Information über Facebook bekommen. Das war schon ein Schlag in den Magen. Wir erfahren es als Letzte", sagt die Marktbeschickerin aus Veen. Die Informationswege wurden auch von anderen bemängelt, wie Claudia Staar, Mitarbeiterin bei Biolandwirt und Marktbeschicker Norbert Klanten. "Die Gerüchteküche brodelt. Schön wäre für uns gewesen, wenn wir es im Vorfeld gewusst hätten und nicht von Kunden darauf angesprochen werden", so Claudia Staar, die mit der Meinung nicht alleine dasteht. Dass sich generell an der Versorgungssituation etwas in der Altsiedlung ändert, "ist in Ordnung", so Elbers, die auf eine gute Lösung setzt, damit der Markt am Samstag weiterbestehen kann.

In der Vergangenheit ergänzten sich der Wochenmarkt und der gegenüberliegende Lebensmitteldiscounter Netto. "Für uns hat sich die Nähe bewährt und war für unser aller Geschäfte gut." Rosemarie Spolders: "Da war Zug drin." Kollege Günter Weyers erinnert an die von Kunden liebgewonnene Markttradition. Er kritisiert ebenfalls die Vorgehensweise. "Jetzt steht alles im Raum nach dem Motto: Wir bauen und überlegen dann." Schon am Infostand mit Vertretern der Stadt sei am Samstag der Unmut der Anwohner zu hören gewesen. Sie hätten sich erstaunt darüber geäußert, dass in der Altsiedlung ein solcher Bau möglich ist, wenngleich bei Haussanierungen strenge Auflagen für Dachpfannen und Fenster vorlägen. Kunde Thomas Beier wünscht sich, dass der Marktplatz so bleibt. "Der gehört einfach zur Altsiedlung. Rewe kann doch ins alte Netto-Gebäude", meinte er gestern. "Der Kunde will einen Markt, will regionale Produkte", erklärte Weyers, der nochmals auf die Situation der Händler aufmerksam macht.

Von ehemals zwei Markttagen sei nur einer geblieben. "Wir haben auch damals beim Umbau des Marktes mitgemacht und beteiligen uns mit erhöhten Gebühren finanziell. Jetzt soll eine neue Marktfläche gefunden werden. Vermutlich an der Paulstraße, die aber auch mit Parkplätzen und Strom hergerichtet werden muss. Das kostet. Wir werden einfach vor die Entscheidung gestellt." Als Geschäftspartner der Stadtverwaltung sieht er sich wie seine Kollegen nicht mehr. "An anderer Stelle ist bestimmt worden, und damit ist die Sache gelaufen", formuliert Rosemarie Spolders den Unmut. "Wir alle haben Sorgen um unsere Existenz."

Die Überlegung der Stadt, den Markt in direkter Nähe zum neuen Rewe-Markt aufzustellen, sieht Floristin Viola Huxhafen von Floristik Neu, zwar als Option. "Ich glaube nicht, dass wir alle dort noch Platz finden werden." Heftig und emotional wird zum Thema über Facebook diskutiert.

Wie sensibel das Thema ist, hatte Bürgermeister Landscheidt in einer Pressemitteilung bestätigt. "Der Marktplatz ist ein historisch gewachsener, sehr prominenter Standort in der Altsiedlung. Deshalb ist es uns sehr wichtig, eine städtebaulich qualitätvolle Lösung zu finden."

(sabi)
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