Kaarst Kaarster schreibt Finanz-Roman

Kaarst · Ulrich Fritsch ist ehemaliger Chef des Deutschen Aktieninstituts. Als solcher weiß er, wie Banker und Finanzjongleure denken. Seine Erfahrungen verpackte er in einer spannenden und lehrreichen Geschichte über die Finanzkrise.

Der Held in Ulrich Fritschs Roman "Der Tanz der Heuschrecken" ist ein mutiger Mann. Er liest gierigen Managern schon mal die Leviten, setzt sich für Ethik und Moral in der Finanzbranche ein und manövriert sich so mit seiner Medien-Agentur schnell ins Abseits. Fritsch, der seit 30 Jahren in Kaarst lebt, weiß, wovon er schreibt. Als ehemaliger Chef des Deutschen Aktieninstituts kennt er seine Pappenheimer. Er weiß, wie Banker und Finanzjongleure denken und handeln. An der New Yorker Wall Street oder in der Londoner City traf er mitunter auf Wirtschaftsbosse, die für den Erfolg notfalls "ihre Familie und Freunde hinter sich lassen würden".

Für bessere Kontrollen

Der Autor versteht sein spannendes und lehrreiches Buch auch als Plädoyer gegen übertriebene Manager-Gratifikationen und für bessere staatliche Kontrollen an den entfesselten Märkten. Dass Fritsch die schwierige Finanz-Materie in eine unterhaltsame Story verwandelt hat, ist die eigentliche Überraschung bei der Lektüre des größtenteils in Düsseldorf und Meerbusch handelnden Romans. Die Königsallee, der Industrieclub, die Schneider-Wibbel-Gasse und die Andreas-Kirche spielen eine wichtige Rolle in der Dramaturgie.

Nebenbei verhehlt der Autor nicht, dass in die Handlung etliche autobiografische Elemente eingeflochten sind. Einige der Akteure im intriganten Spiel mit dem großen Geld werden dem Leser ohnehin bekannt vorkommen. Ein leitender Manager, der in seiner Villa vor laufender Kamera abgeführt wird? Daran werden sich die meisten Leser noch erinnern. Tatsächlich sind reale und fiktive Ereignisse im Lauf der flott geschriebenen Story nur schwer auseinanderzuhalten. Manches Detail hält man kaum für möglich. Und doch beruht es auf Fakten, die man im Wirtschaftsteil der Zeitungen nachlesen kann. Damit es nicht zu trocken wird, hat Fritsch seinen rheinischen Wirtschaftskrimi mit einer prickelnden Liebesgeschichte aufgelockert.

Schreibpause wegen Krankheit

Ob Fritsch sich nicht sorgt, dass er nun von alten Geschäftsfreunden und Bekannten aus der Branche als Nestbeschmutzer angesehen wird? Das Risiko habe er eingehen müssen, erzählt der 76-Jährige. Vor vier Jahren begann er mit dem Script seines Wirtschaftsromans. Eine Krankheit zwang ihn dann zu einer Schreibpause. Nach der Genesung im vorigen Jahr fand er seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Die Finanzkrise war nämlich noch lange nicht ausgestanden. Mit neuer Energie beendete er seinen Roman, dessen Hauptfigur die Sünden der Banker und Politiker beim Namen nennt.

(NGZ/rl)
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