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Kaarst "Kaarst ist wunderbar!"

Neuss · Nach 16 Jahren im Amt geht Bürgermeister Franz-Josef Moormann am 20. Oktober in den Ruhestand. Redaktionsleiter Ludger Baten sprach mit dem 63-Jährigen auf dem Blauen NGZ-Sofa.

 "Der Begriff Wehmut passt für mich nicht", sagt Franz-Josef Moormann.

"Der Begriff Wehmut passt für mich nicht", sagt Franz-Josef Moormann.

Foto: lber

Herr Moormann, Sie sind auf der Zielgeraden Ihrer 16-jährigen Amtszeit. Bei der Bundeswehr hätte man jetzt ein Maßband in der Tasche: Noch 17 Tage und der Rest von heute ... Denken Sie da schon mal dran?

Franz-Josef Moormann Also ich habe kein Maßband. Und es ist ja auch nicht so, dass ich aus dem Amt strebe, denn das macht mir bis heute Spaß. Vielmehr ist es einfach so, dass meine Vertragszeit endet. Von daher fühle ich mich gut.

Keine Wehmut?

Moormann Für mich ist das ganz einfach: Das Leben hat sechs Phasen. Die letzte Phase ist die Vorbereitung auf den Abschied, davor kommt die, die ich jetzt antrete, davor gab es die Tätigkeit als Bürgermeister; die dritte Phase war mein erster Job als Umweltbeamter im Umweltministerium in Düsseldorf, davor kamen die Bundeswehr- und die Studienzeit und wiederum davor die Jahre von Null bis 18. Jetzt habe ich also noch zwei Phasen vor mir, also was soll ich zetern?" Wenn man so ein Wechselmensch ist wie ich, dann muss man im Leben für Ausgewogenheit sorgen und auch wissen, wann ein Abschied gut ist. Von daher: Der Begriff Wehmut passt für mich persönlich nicht.

Wann haben Sie zum ersten Mal ans Aufhören gedacht?

Moormann Rechtzeitig vorher. Das ist ja eine Entscheidung, von der man weiß, dass sie kommt. Sie ist gewachsen, über längere Zeit, und hat eigentlich mit der zweiten Wiederwahl begonnen.

Hat die Entscheidung vielleicht auch damit etwas zu tun, dass die ganz jungen Wähler mit 16 Jahren nicht oder gerade mal geboren waren, als Sie Ihr Amt 1999 abgetreten haben?

Moormann Ich würde diesbezüglich nicht am Lebensalter ansetzen wollen. Darüber sollte man nicht diskutieren, sondern jeden Menschen seine eigene Lebensentscheidung finden lassen. Die andere Seite ist: Ein Wechsel, egal wo, tut nach einer gewissen Zeit gut. Denn: Viele, viele Menschen können die Aufgabe, die man selber macht.

Sie sind in Düsseldorf geboren, sind dann als Kind mit der Familie nach Kaarst gekommen, haben Ihren Beruf aufgegeben, um Bürgermeister in Ihrer Heimatstadt zu werden. Was verbindet Sie emotional mit Kaarst?

Moormann In Kaarst bin ich groß geworden. Das war mein persönliches Heimatwerden. Deshalb bin ich hier verwurzelt. Und es ist richtig: Mir ging es nicht unbedingt darum, die Funktion "Bürgermeister" zu bekleiden. Aber Sie in Kaarst zu bekleiden, das fand ich gut.

Sie kommen nicht wie ein strebsamer Politiker rüber, der, wie es einst Gerhard Schröder getan haben soll, am Gitter des Kanzleramts rüttelt. Welches Verhältnis haben Sie zur Macht?

Moormann Das ist gut, wenn ich so wirke, aber - ich weiß, was Macht ist. Und ich weiß auch, dass man um Macht kämpfen muss. Und ich sage auch, dass es bestimmte Strategien gibt, wie man an Macht kommt und wie man Macht erhält. Natürlich ist das eine Machtposition, die ich jetzt bekleide. Eine reine Soft-Persönlichkeit können Sie in diesem Amt nicht gebrauchen. Sie brauchen Menschen, die sowohl ihren Kopf als auch ihre Emotionen einsetzen können. Das in guter Weise zu verbinden, so dass es letztendlich ehrlich bleibt, ist aus meiner Sicht ein ganz entscheidender Punkt.

Ist Kaarst eine reiche Stadt?

Moormann Eine wohlhabende, würde ich sagen. Als Bürgerschaft gehört uns eine ganze Menge. Aber wir haben auch eine ganz Menge vor der Brust. Mal eben 20 Millionen für die Gesamtschule ist kein Pappenstiel, auch für die Stadt Kaarst nicht. Wir haben andere Schulgebäude, die in der Diskussion sind, wir haben Bereich Kinderbetreuung und wir haben das völlig neue Thema "Flüchtlinge". Deshalb müssen wir schon gucken, dass wir mit den Finanzen zurechtkommen. Mit Weniger kommen wir nicht aus. Und klar ist auch: Wenn wir uns als Gesellschaft ständig neue Aufgaben vornehmen, müssen wir uns nicht wundern, wenn irgendwann die Rechnung kommt.

Welche sind die schönen, die starken Seiten von Kaarst?

Moormann Also für mich ist die menschliche Gemeinschaft das Wichtigste - die entstehen kann, aber nicht muss. Wenn genügend Freiheit da ist, dass sich Menschen an verschiedenen Stellen zusammentun können, dann entsteht ein angenehmes Klima. Das darf man durchaus auch auf das geschäftliche Leben übertragen. Ich nenne mal den Initiativkreis "Kaarst Total" als Beispiel, unsere Bruderschaftsleitungen, die Kirchenleitungen: Das sind Menschen, die sich mit ihrer Stadt identifizieren, und das sind absolute Pluspunkte. Es ist einfach wichtig, die kleinen Gemeinschaften zu schätzen, auch in ihrer Unterschiedlichkeit. Und das funktioniert in Kaarst. Kaarst hat ein enorm gutes Sozialleben. Wir wollen uns eben kennen, wir wollen den Nachbarn grüßen. Das macht uns als kleinere Stadt in der Nähe von Düsseldorf attraktiv. Deshalb ist diese Stadt so wunderbar.

JULIA HAGENACKER FASSTE DAS GESPRÄCH ZUSAMMEN.

(NGZ)
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