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Historische Dokumente in Kaarst Akten nach Säureschaden zurück im Archiv

Kaarst · Anfang Juni hat die Stadt Kaarst rund 1000 Akten und Amtsbücher zur Entsäuerung weggeschickt, mittlerweile liegen sie wieder im Keller des Rathauses und können genutzt werden.

 Eine von rund 1000 Akten, die das Stadtarchiv nach der Entsäuerung kurz vor Weihnachten wieder bekommen hat.

Eine von rund 1000 Akten, die das Stadtarchiv nach der Entsäuerung kurz vor Weihnachten wieder bekommen hat.

Foto: Stephan Seeger

Papier wird mit der Zeit zerbrechlich. Das liegt in der Geschichte der Papierherstellung begründet. Denn zwischen 1850 und 1990 wurden weltweit fast ausschließlich Papiere hergestellt, die einen sauren pH-Wert aufweisen. Die traditionelle Papierherstellung wurde durch industrielle ersetzt. „Daher wird das Papier mit der Zeit brüchig und droht zu zerfallen“, sagt Sven Woelke, Archivar der Stadt Kaarst. In den vergangenen Jahrzehnten wurden Verfahren entwickelt, um diesen Prozess aufzuhalten. Von einem dieser Verfahren profitierte nun auch die Stadt Kaarst.

Anfang Juni schickte Sven Woelke rund 1000 Akten und Amtsbücher aus dem Bestand von 1800 bis 1945 zur Entsäuerung zur Archivberatungsstelle des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). Dieses leitete die Akten weiter zum Zentrum für Bucherhaltung nach Leipzig. Dort wurden die Papiere neutralisiert und mit einer „alkalischen Reserve“ versehen. Die Massenentsäuerung, so der Oberbegriff, basiert auf einer milden, flüssigen Dispersion aus Magnesiumoxid und Calciumkarbonat als Entsäuerungsmittel sowie Heptan als Trägerflüssigkeit. Während der Behandlung neutralisiert die Entsäuerungsflüssigkeit binnen weniger Minuten die Säure im Papier. Mithilfe der Trägerflüssigkeit dringt das Mittel in den Papierkern ein und hebt den pH-Wert in den leicht alkalischen Bereich an. Zudem wird ein Überschuss des Entsäuerungsmittels in das Papier eingebracht, der die alkalische Reserve bildet. Diese erzeugt einen Puffer gegen schädliche Umwelteinflüsse und Säure. Mit dem Verfahren kann die Lebensdauer von Akten um den Faktor vier oder fünf verlängert werden. Das Gute an der Sache: Das gesamte Projekt wurde durch das NRW-Förderprogramm „Landesinitiative Substanzerhalt“ mit 70 Prozent gefördert. „Das war ein Erstantrag von uns, deshalb wurde das Projekt mit 70 Prozent gefördert“, erklärt Woelke. Kurz vor Weihnachten waren die Akten wieder im Archiv und stehen auch jetzt der Nutzung wieder zur Verfügung. Um eine erneute Säureaufnahme der Akten zu verhindern, wurden die Papiere in säurefreie Archivkartons gepackt. „Es würde finanziell keinen Sinn machen, das Papier zu entsäuern und dann wieder in eine säurehaltige Kartonage zu legen“, sagt Woelke.

Eine weitere Förderung erhielt das Stadtarchiv nun in Form neuer Regale. Im alten Getränkelager des Rathauses steht nun eine neue Regalanlage, in der rund 120 Meter Akten verstaut werden können. Pro Jahr werden rund 20 Meter Akten aus der Verwaltung ins Archiv gegeben. „Das heißt aber nicht, dass diese Akten dauerhaft hier bleiben, sie müssen allerdings im Zwischenarchiv gelagert werden“, erklärt Woelke. Doch da jährlich neue Akten hinzukommen, braucht das Archiv mehr Platz. Insgesamt sechs Reihen mit je 20 Fächern wurden jetzt angeschafft. In jedes Regalfach passt rund ein Meter Archivgut. „Jetzt haben wir wieder ein paar Jahre Luft“, ist Sven Woelke erleichtert.

Das neue Regalsystem wurde ebenfalls vom Landschaftsverband mit 50 Prozent gefördert. Die Kosten liegen offenbar im hohen vierstelligen Bereich. Insgesamt sind im Stadtarchiv 1,6 Kilometer Archivgut zu finden – vom historischen, wo das Archivgut dauerhaft bleibt, über das Zwischenarchiv und Bibliotheksgut.

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