Kaarst Café Einblick ist in Geld-Not

Kaarst · Dem Integrationsprojekt für behinderte Menschen an der Alten Heerstraße geht das Geld aus. Ein Förderkreis will über "Patenschaften" die Finanzierung dauerhaft stabilisieren. Externe Fachleute bieten strukturelle Hilfen an.

Wer über das Kunstcafé Einblick spricht, dem geht sogleich ein ambivalenter Gedanke durch den Kopf: ein wunderbares Arbeits- und Integrationsprojekt für behinderte Menschen, das aber offenbar immer klamm ist. 150 000 Euro jährlich benötigt die gemeinnützige GmbH nach eigenen Angaben, um die Einrichtung am Leben zu halten; ein Betrag, der allein aus den Einnahmen des Wirtschaftsbetriebs Café nicht zu finanzieren ist.

Der Trägerverein als (fast) alleiniger Gesellschafter der gGmbH muss regelmäßiges Bares zu schießen; mehrstellige Zuschüsse, die er bei Institutionen wie die Sparkassen Stiftung oder den Service-Clubs wie Rotary, Lions oder Probus einsammelt. Für weiteres frisches Geld soll nun der wiederbelebte Förderkreis "Patenschaften" sorgen. Das Ziel ist klar formuliert: 300 "Paten" sollen gefunden werden, die monatlich zehn Euro zahlen, um dem Projekt dauerhaft eine solide finanzielle Basis zu sichern. Ein Anfang ist gemacht. Über 50 "Paten" haben inzwischen bereits einen Vertrag unterschrieben.

Die Idee überzeugt: Behinderten Menschen mit künstlerischem Potenzial eine Plattform bieten, auf der sie künstlerisch tätig werden und auch ausstellen können – und zugleich einen beruflichen Arbeitsplatz finden. Das Konzept kommt aus den benachbarten Niederlanden. Seine Deutschland-Premiere feierte es im Oktober 2004 in Kaarst, wo an der Alten Heerstraße das erste Integrationscafé EinBlick eröffnete. Fünf behinderte und vier gesunde Mitarbeiter bilden das Team der Festangestellten. Fördermittel kommen vom Landschaftsverband Rheinland (LVR). Viele Freizeitangebote zielen auf die soziale Integration der Behinderten. Morgen startet Albrecht mit einem Teil ihrer Schützlinge zu einem Segeltörn.

Seit seiner Gründung erntet das engagierte Projekt viel Lob und auch manche Auszeichnung (2006 Deichmann-Förderpreis, 2009 Robert Jungk Zukunftspreis), aber die Finanzierung steht seit dem ersten Tag auf "wackeligen" Füßen. Derzeit zittert es mal wieder um seine Zukunft. Der Grund: Brigitte Albrecht war ernsthaft erkrankt und konnte sich nicht wie gewohnt um die Sponsoren kümmern. Inzwischen ist sie wieder im Geschäft.

Als "wichtige Einrichtung" bezeichnet Beigeordneter Heinz Dieter Vogt das Kunstcafé: "Wir wollen, dass es weitergeht." Die Stadt Kaarst, die das Projekt nicht mit öffentlichen Geldern bezuschusst, unterstütze den Trägerverein und die gGmbH nach besten Kräften. Insbesondere pflege die Rathaus-Spitze den Kontakt zur Sparkassen-Stiftung und zu potenziellen Sponsoren. Lutz Lienenkämper, Vorsitzender der Kreis-CDU, gehört als langjähriger "Pate" zu den Freunden des Hauses: "Da wird segensreiche Arbeit geleistet." Lienenkämper wie Vogt werben dafür, dass das Kunstcafé-Projekt auf zukunftsfähige Beine gestellt wird.

(NGZ)
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