Kaarst Bürgerbus-Projekt gescheitert

Kaarst · Politik und Verwaltung befürworten den Einsatz eines Minibusses, der in Kaarst Senioren günstig von einem Ortsteil in den anderen bringen soll. Das Problem: Es findet sich niemand, der an vorderster Position die Arbeit übernimmt.

Kaarst wird keinen bekommen, aller Voraussicht nach — obwohl alle einen wollen, eigentlich. Die Rede ist von einem Bürgerbus. Was in Nachbarstädten wie Korschenbroich und Willich mit Erfolg funktioniert, bekommt Kaarst nicht auf die Beine gestellt.

Unerschlossene Ecken

Manfred Stranz von den Senioren Initiative Kaarst (SIK) spricht von einem "Trauerspiel". Dabei sind die organisatorischen Voraussetzungen im Grunde nicht schlecht. Alle Parteien befürworten den Einsatz eines Minibusses, der vor allem Senioren günstig von einem Ortsteil in den anderen bringen soll. Für die Umsetzung, vor allem für die Verkehrsplanung, hat Bürgermeister Franz-Josef Moormann sogar eine Fachfrau aus dem Rathaus zur Verfügung gestellt. Sie würde dem zu gründenden Bürgerbusverein als Betreiber mit Rat und Tat zur Seite stehen. Das Problem ist: Es findet sich keiner, der an vorderster Position die Arbeit übernimmt. Die Senioren-Initiative selber, sagt Stranz, könne als gemeinnütziger Verein nur der Wegbereiter sein.

Tatsache ist: Die Stadt ist durch den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) eigentlich sehr gut vernetzt. Drei Verkehrsunternehmen auf der Straße, die Deutsche Bahn und die Regiobahn bringen die Bürger von A nach B. Dennoch gibt es auch in Kaarst unerschlossene Ecken, weil sich der ÖPNV dort unterm Strich rentiert. Im Kaarster Westen und am Hoverkamp zum Beispiel, in Büttgen im Bereich Gutenbergstraße wie auch in Holzbüttgen und Vorst könnte ein Bürgerbus mit ehrenamtlichen Fahrern aushelfen. So ein Bus würde keine Konkurrenz zum ÖPNV darstellen und dessen Linienwege auch nur teilweise befahren.

Vor der Streckenplanung steht allerdings die Gründung eines Bürgerbusvereins. "Der Verein kann als juristische Person einen Bus kaufen", sagt Stranz. Ein Kleinbus mit acht Sitzen, behindertengerecht umgebaut, kostet knapp 60 000 Euro. Das Land NRW würde den Kauf mit 45 000 Euro fördern. Am Steuer säßen ehrenamtliche Fahrer, die im Vorfeld eine entsprechende Schulung erhielten. Die Kosten dafür, wie auch für die Einrichtung von Haltestellen, für Kraftstoff und Versicherungen, übernähmen im Idealfall die Stadt und/oder Sponsoren. Als leuchtendes Beispiel in Sachen Bürgerbus gilt die Stadt Willich. Zwei Vereine gibt es dort, ihre Fahrgastzahlen steigen stetig. Die SIK hat in Willich und Korschenbroich bereits Informationen über Fahrkarten und Fahrplangestaltung eingeholt. Ein Kaarster Bürgerbusverein, sagt Stranz, würde von vielen Seiten Unterstützung erhalten. "In Kaarst fehlt es lediglich an einem: einem Menschen, der bereit ist, den Hut aufzusetzen."

(NGZ/rl)
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