Unterbringung in Jüchen Obdachlose bleiben doch im „eigenen“ Haus

Jüchen · Nach Vorstellung der Stadt kann und soll das Obdachlosenhaus für 180.00 Euro instand gesetzt werden. Doch mit diesem Plan tat sich die Politik schwer.

 Das sanierungsbedürftige Obdachlosenhaus der Stadt Jüchen an der Wickrather Straße 61 in Hochneukirch.

Das sanierungsbedürftige Obdachlosenhaus der Stadt Jüchen an der Wickrather Straße 61 in Hochneukirch.

Foto: Gundhild Tillmanns

Eine schwere „Geburt“ für den Stadtrat stellten jetzt die Abstimmung und die Entscheidung über die Sanierung oder die Aufgabe des Obdachlosenhauses an der Wickrather Straße 61 in Hochneukirch dar. Die Stadt Jüchen ist bekanntlich verpflichtet, Bürger, die aus welcher Notlage heraus auch immer ihre Wohnung verlieren, menschenwürdig unterzubringen. Allerdings ist das „in die Jahre gekommene“ Gebäude in Hochneukirch dringend sanierungsbedürftig. Nach Vorstellung der Stadt kann und soll es für 180.00 Euro instandgesetzt werden. Doch mit diesem Plan tat sich die Politik schwer.

Zunächst gab es einen Sperrvermerk auf diese Haushaltsposition, den die Stadt vom Sozialausschuss und schließlich vom Rat aufheben lassen wollte. Im Fachausschuss hatte die Politik aber Vertagung gefordert und insbesondere seitens der Grünen der Verwaltung einen umfangreichen Fragenkatalog vorgelegt. Hintergrund war die Kritik an der Unterbringung von Obdachlosen in einem „eigenen“ Haus, die sich durch mehrere Fraktionen zog. Es sei nicht wirtschaftlich, Obdachlosen ein „eigenes“ Haus zur Verfügung zu stellen, wo es doch in den städtischen Flüchtlingshäusern an der Jülicher Straße noch freie Plätze gebe, lautete der Tenor der Argumente.

 Rosi Bruchmann von der SPD bei der geheimen Abstimmung im Stadtrat über die Zukunft des Obachlosenhauses an der Wickrather Straße in Hochneukirch.

Rosi Bruchmann von der SPD bei der geheimen Abstimmung im Stadtrat über die Zukunft des Obachlosenhauses an der Wickrather Straße in Hochneukirch.

Foto: Gundhild Tillmanns

In einem selten im Stadtrat praktizierten Verfahren der geheimen Abstimmung wurde schließlich doch beschlossen, das Obdachlosenhaus wieder instand zu setzen. Bezeichnend war, dass bei einem Ergebnis von 22 Ja-, 17 Neinstimmen und zwei Enthaltungen drei Zustimmungen zusätzlich zur CDU-Fraktion und dem Bürgermeister gekommen sein mussten. Denn Bürgermeister Harald Zillikens hatte vor der Sitzungspause, die zur Beratung der Fraktionen der geheimen Abstimmung vorher ging, eindringlich an den Rat appelliert. Es sei schlechterdings unmöglich und unverantwortlich, alkoholsüchtige Odachlose mit in den Flüchtlingshäusern unterzubringen, in denen viele Kinder und zum Großteil Moslems lebten. Zillikens sprach von einem „erheblichen Konfliktpotenzial“, das auch durch das mangelhafte Hygieneverhalten der Alkoholkranken bei einer gemeinsamen Unterbringung vorauszusehen sei. Zudem werde dies auch nur möglich, vorausgesetzt, die Stadt finanziere einen zusätzlichen Sozialdienst, der rund um die Uhr ausschließlich die Obdachlosen in den Flüchtlingshäusern begleiten müsse. Diese Darstellung bezeichnete der Grünen-Chef Thomas Dederichs zwar als „Totschlagsargument“ und sprach von einer „Kapitulation“ der Stadt. Er schlug eine Testphase vor, in der die Obdachlosen probeweise in die Flüchtligshäuser einziehen sollten. Wenn es nicht funktioniere, dann könnte das Haus in Hochneukirch immer noch für den bisherigen Zweck saniert werden. Mit diesem Vorschlag konnte sich aber „sein“ politisches „Lager“ nicht durchsetzen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort