Umsiedlung ist schon in vollem Gange Tagebau Garzweiler wird jetzt mit Tempo ausgekohlt

Grevenbroich/Jüchen · Greenpeace und weiterte Aktivisten rufen zwar zur Rettung von fünf Dörfern am Tagebaurand für Samstag zum Sternmarsch auf. Die Umsiedlung ist aber schon im vollen Gange. Der Tagebau Garzweiler „wandert“ weiter.

 Der Tagebau Garzweiler, hier ein Blick von Hochneukirch aus, wird vollständig ausgekohlt. Fünf Orte werden deshalb noch umgesiedelt

Der Tagebau Garzweiler, hier ein Blick von Hochneukirch aus, wird vollständig ausgekohlt. Fünf Orte werden deshalb noch umgesiedelt

Foto: Gundhild Tillmanns

Zwar versuchen Greenpeace und weitere Aktivisten mit einem Sternmarsch und einer Radtour, unter anderem aus Jüchen-Hochneukirch und Mönchengladbach, am Samstag gegen die Umsiedlung von fünf weiteren Dörfern am Rande des Tagebaus Garzweiler mobil zu machen. Sie stehen aber auf verlorenem Posten: „Wir werden den Tagebau Garzweiler noch vollständig auskohlen“, kündigt RWE-Vorstandsmitglied Lars Kulik an. Und dazu sei die Umsiedlung von Keyenberg, wo der Sternmarsch mit einer Kundgebung enden soll, ebenso notwendig und auch bereits in vollem Gange, wie der weiteren vier Dörfer, bestätigt Erik Schöddert, Umsiedlungs-Leiter bei RWE.

Das Motto der Demonstration mit alleine 300 der Polizei Heinsberg für Hochneukirch gemeldeten Teilnehmern lautet zwar: „Alle Dörfer bleiben!“ Tatsächlich sind aber in Keyenberg schon etliche Häuser für die Umsiedlung geräumt: Die Rolläden sind herunter gelassen. Und die Bautätigkeit hat in den neuen Umsiedlungsorten schon an Fahrt aufgenommen.

Während das aktive Abbaufeld des Tagebaus Garzweiler jetzt in Richtung Erkelenz weiter „wandert“, wird in Jüchen rekultiviert. Die Arbeiten am sogenannten „Grünen Band“ haben am Grubenrand begonnen. Doch ein deutlich erhöhtes Tempo ist bei der Ausbeutung des Garzweiler Kohlevorkommens angesagt, wie Michael Eyll-Vetter, Leiter der Tagebauentwicklung bei RWE, angesichts der Empfehlungen der Berliner „Kohlekommission“ verdeutlicht, die die Leitentscheidung des Landes NRW aus dem Jahre 2016 nun überholt haben. Um die Kohlekraftwerke in Grevenbroich-Neurath, aber auch in Niederaußem noch zu bedienen, müsse Garzweiler völlig ausgekohlt werden für ein Stilllegungsszenario zwischen 2023 und 2030 für die Braunkohle im Rheinischen Revier.

Auch durch die anhängigen Gerichtsverfahren zum vorläufigen Stopp der weiteren Rodungen des Hambacher Forstes erklärt sich der zusätzliche Druck auf den Tagebau Garzweiler, aus dem allerdings auch das „Füllmaterial“ in Teilen zum Wiederaufbau einer extremen Steilkante am Tagebau Hambach gewonnen werden soll. Dennoch bleibe genug Material für die laufende, weitere Rekultivierung auf Jüchener Tagebaurandgebiet übrig, betont Eyll-Vetter. Denn aus dem Tagebau Garzweiler, der über einen enormen Lößspeicher verfüge, ergebe sich ein Überschuss an rekultivierbarem Erdmaterial. Der verbleibende Rest des Tagebaus Garzweiler soll bekanntlich zu einem See werden, wobei RWE trotz des vergangenen, trockenen Sommers mit der Einstellung der Frachtschifffahrt auf dem Rhein laut Harald Marx keine Probleme sieht. Der Leiter der Bergbauplanung sieht den Rhein nach wie vor als ein ausreichendes Reservoir für die Befüllung des geplanten Tagebausees und für die Stützung der Feuchtgebiete an. RWE könne auch künftig auf Rheinwasserentnahmen während der trockenen Monate verzichten. Und die Wasserentnahme bewege sich nur im Millimeterbereich unterhalb der Rheinschiffe.

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