Aktion „Alle Dörfer bleiben“ mobilisiert auch in Jüchen 300 Kohlegegner starten in Hochneukirch zur Demonstration
Hochneukirch · Einer der „Schweife“ des Sternmarsches zum Umsiedlungsort Keyenberg startete, von Polizei begleitet, in Hochneukirch. Der Zug stieß am Tagebau-Aussichtspunkt auf eine Mahnwache von RWE-Mitarbeitern. Es blieb friedlich.
Rund 3000 Menschen haben nach Angaben von Braunkohlegegnern mit einem Sternmarsch am Samstag für den Erhalt der durch den Tagebau Garzweiler bedrohten Dörfer demonstriert. Die Polizei sprach von rund 1900 Teilnehmern. Darunter etwa 300 Demonstranten, die sich aus Richtung Hochneukirch am Sternmarsch nach Keyenberg beteiligten. Dazu aufgerufen hatten die Aktion „Alle Dörfer bleiben“, Greenpeace, BUND und weitere landesweite Gruppierungen. In Hochneukirch startete der Marsch vom Bahnhof.
Die Demonstration in Hochneukirch war zwar bei der Heinsberger Kreispolizei angemeldet worden. Und Bürgermeister Harald Zillikens hatte die Bevölkerung über seine Pressestelle über den „Durchmarsch“ informiert. Er hatte aber am Donnerstagabend im Stadtrat beklagt, im Vorfeld von der Polizei und den Veranstaltern nicht an der Planung und der Genehmigung der Demonstration beteiligt worden zu sein. Der Bürgermeister kam am Samstag mit dem Fahrrad zum Bahnhof, um sich einen Eindruck von der Demonstration zu verschaffen. Er machte deutlich, dass er sich nicht in den Zug einreihen wolle: „Ich habe mich letzte Woche mit den RWE-Mitarbeitern solidarisch erklärt,“ betonte Zillikens stattdessen.
Eigentlich sollte auf der Aussichtsplattform in Hochneukirch eine Zwischenkundgebung abgehalten werden. Dort setzten aber RWE-Mitarbeiter ihre am vergangenen Wochenende gestartete Mahnwache fort. Zu Zusammenstößen kam es nicht. Es blieb bei einigen verbalen „Scharmützeln“. Versammlungsleiter Tim Petzoldt schwor die Demonstranten ein: „Bitte habt auch Verständnis dafür, dass die RWE-Mitarbeiter für ihre Sache kämpfen,“ sagte er.
„Alle Dörfer bleiben“, lautete das Motto der Aktion. Auf einem Transparent wurde auch auf das Dorf Pödelwitz bei Leipzig aufmerksam gemacht, das den Braunkohlebaggern zum Opfer fallen soll.. „Hambacher Forst bleibt“, stand auf einem Transparent, und etliche Attac-Sympathisanten schwenkten ihre Fahnen. „Deutschland ist ein Mörderstaat“, stand auf der Lederjacke eines jungen Mannes. Er war nicht der Einzige, dem es nicht allein um das Abbaggern von Ortschaften geht: Daniele Barbi war mit einigen Mitstreitern aus Trier angereist: „We are unstoppable – another world is possible“, stand auf ihrem Transparent. Und Rudolf Kuhn aus Hochneukirch, Mitglied des Nabu Jüchen, sagte: „Wir müssen hier unseren Bürgerwillen kundtun, müssen etwas gegen den Klimawandel tun.“
Der bunte Zug mit jungen und älteren Menschen erregte viel Aufsehen. Manche Anwohner spendeten Beifall, andere äußerten sich kritisch, während am Himmel ein Polizei-Hubschrauber seine Kreise zog. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“, skandierte das bunte Völkchen. „Demonstriert doch mal in China, ihr Arbeitsplatzvernichter“, rief ein RWE-Mitarbeiter den Demonstranten zu. Und Tagebau-Betriebsleiter Markus Kosma beklagte, die Demonstranten trieben einen Keil zwischen die Menschen in den Umsiedlungsorten.