Sternmarsch am Tagebau Garzweiler Tausende demonstrieren für Erhalt bedrohter Dörfer
Erkelenz · Rund 3.000 Menschen haben nach Angaben von Braunkohlegegnern mit einem Sternmarsch am Samstag für den Erhalt der durch den Tagebau Garzweiler bedrohten Dörfer demonstriert. Die Polizei sprach von rund 1.900 Teilnehmern. Weitere Proteste wurden für Juni angekündigt.

Friedlicher Protest im Rheinischen Revier
Zu Fuß und per Rad hatten sich Bewohner betroffener Orte aus dem Rheinischen Revier, angereiste Bürger aus den Braunkohlerevieren in der Lausitz sowie Umweltaktivisten am frühen Nachmittag auf den Weg gemacht. Mit Transparenten, auf denen „Retten statt roden“ oder „Alle Dörfer bleiben“ zu lesen war, hatten die Teilnehmer ihren Forderungen bei einem Sternmarsch nach Erkelenz-Keyenberg Nachdruck verliehen.
Zum Auftakt im einstigen Dorf Immerath, das bereits zum großen Teil für den nahenden Tagebau Garzweiler II abgerissen ist, betonte Dirk Jansen vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), dass keine Dörfer mehr zerstört oder Bäume gefällt werden dürften. Nach seinen Worten ist mit dem Berliner Kohlekompromiss eine Halbierung der Kohleförderung bis 2022 vereinbart worden. Dadurch sei es nicht mehr notwendig, Menschen umzusiedeln und ihre Dörfer abzureißen. Die Orte, in denen sie lebten, hätten zudem eine lange Geschichte, die Ursprünge reichten bis ins zwölfte Jahrhundert zurück, hob Jansen hervor. Deren Zukunft nahmen in Immerath auch Schüler in den Blick, die der „Fridays for Future“-Bewegung angehören: „Wir haben keinen Bock auszusterben – deshalb dürfen keine Wälder und Dörfer mehr geopfert werden.“
Gestartet waren die Demonstrationszüge in Hochneukirch, Wanlo, Mönchengladbach- und Erkelenz-Zentrum, in Kaulhausen, Berverath, Kuckum, Immerath (alt) und Holzweiler. Angereist waren die Teilnehmer per Bahn, Fahrrad, mit Bussen unter anderem aus Celle und Hannover sowie mit Pkw, deren Kennzeichen aus dem Rheinland, Ruhrgebiet aber auch aus benachbarten Bundesländern wie Rheinland-Pfalz und Niedersachsen stammten. Zielort war die Landstraße 277 zwischen Wanlo und Immerath (alt), auf der die Teilnehmer bei der Abschlusskundgebung auf Höhe von Keyenberg, das derzeit für den Tagebau Garzweiler II umgesiedelt wird, symbolisch eine Grenze zum dahinter liegenden Abbaugebiet zogen.
Bei dieser Kundgebung kritisierten Vertreter der Initiativen „Alle Dörfer Bleiben“ und „Bürger für Buir“ sowie der aus dem Hambacher Forst bekannte Waldpädagoge Michael Zobel das Vorgehen der Kohle-Konzerne und der nordrhein-westfälischen Landesregierung. So erklärte etwa Antje Grothus von „Bürger für Buir“, die auch der Berliner Kohlekommission angehörte, dass das Land NRW „weder im Hambacher Forst noch hier vorausschauend und verantwortlich“ handele. Und sie fragte: „Wann endlich löst die Landesregierung ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag ein, die Anliegen aller Bergbaubetroffenen zu schützen?“
Darüber hinaus betonten die Redner, dass sich das Land NRW für eine Änderung der Abbaupläne einsetzen sollte, um die teilweise noch bewohnten Dörfer Keyenberg, Kuckum, Unter- und Oberwestrich und Berverath zu erhalten. Schüler der Bewegung „Fridays for Future“ unterstrichen auch an dieser Stelle die Notwendigkeit des Ausstiegs aus der Kohle, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Frieda Bäcker rief dazu auf: „Kohleausstieg ist Handarbeit – lasst uns weiter Hand in Hand arbeiten.“

So war die „Alle Dörfer bleiben“-Fahrraddemo in Mönchengladbach
Nach Angaben der Polizei kam es zu keinen Zwischenfällen, die Demonstration sei friedlich verlaufen. Der nordrhein-westfälische BUND-Geschäftsführer Jansen kritisierte allerdings, dass Absperrungen der Polizei die Anreise von Demonstranten behindert hätten. Eine Sprecherin der Heinsberger Polizei widersprach dieser Darstellung. Es habe Absperrungen auf Landstraßen gegeben, diese seien aber erforderlich gewesen, um die Sicherheit der Demonstranten zu gewährleisten, die dort unterwegs waren.
Zu der Aktion hatten Umweltorganisationen wie der BUND, Greenpeace, die Klima-Allianz Deutschland sowie die Initiative „Alle Dörfer bleiben“ aufgerufen. Nach Veranstalterangaben nahmen daran 3000 Menschen teil, während die Polizei von 1900 sprach. Dass der Sternmarsch keine einmalige Aktion bleiben soll, kündigte für dessen Organisatoren Pressesprecherin Johanna Winter an: „Für Juni ist der nächste bunte Protest von ,Alle Dörfer Bleiben’ in Erkelenz geplant.“