Lärmaktionsplan für Jüchen Stadt lässt den Autobahnlärm messen

Jüchen · Der Stadtrat lehnt den neuen Lärmaktionsplan ab, weil er auf alten Daten basiert. Nun soll die Stadt Lärmmessungen in Auftrag geben, um die massive Belastung durch die neue Autobahn(anbindung) für die Hochneukircher zu belegen.

 Seit Inbetriebnahme der A44n und durch die Anbindung an die A61 hat in Hochneukirch die Lärmbelastung massiv zugenommen.

Seit Inbetriebnahme der A44n und durch die Anbindung an die A61 hat in Hochneukirch die Lärmbelastung massiv zugenommen.

Foto: Gundhild Tillmanns

Zum ersten Mal übt sich Jüchen jetzt in „zivilem Ungehorsam“ gegenüber dem Landes-Umweltministerium: Einstimmig lehnte der Stadtrat jetzt die Fortschreibung des Lärmaktionsplanes ab. Die Begründung: Die „aktuelle“ Vorlage basiert auf veralteten Daten. Das zugrunde gelegte Verkehrsgutachten berücksichtigt weder die Lärmzunahme im Bereich der Ortsdurchfahrt auf der B59 in Jüchen-Mitte, noch die erhebliche Lärmbelästigung, die zusätzlich in Hochneukirch durch die neue Autobahn(anbindung) von den Bürgern beklagt wird. Bürgermeister Harald Zillikens hat nun die (undankbare) Aufgabe, dem Ministerium mitzuteilen, dass es trotz der gesetzlich vorgeschriebene Frist für den neuen Lärmaktionsplan dazu aus Jüchen erst einmal keine Zustimmung gibt.

Die Kehrtwende in der politischen Mehrheitsbildung hatte übrigens das Schreiben des Fraktionsvorsitzenden Gerolf Hommel gebracht. Der hatte (wie berichtet) vor der Ratssitzung in einem mehrseitigen Schreiben die zusätzliche Lärmbelastung insbesondere für die Bürger in Hochneukirch geschildert. Er hatte an die Fraktionen appelliert, den Lärmaktionsplan abzulehnen, weil der die neuerliche Lärmentwicklung nicht berücksichtige. Im Stadtrat verdeutlichte er zusätzlich: „Seitdem das Autobahnkreuz Holz angeschlossen ist, können Kinder und Erwachsene nachts nicht mehr schlafen.“ Und Lärmmessungen tagsüber hätten Werte bis 66 Dezibel ergeben: „Das ist eine massive Überschreitung dessen, was gesetzlich geregelt ist“, beklagte Hommel.

 Rückenwind gab es von den Grünen, dessen Fraktionsvorsitzender Thomas Dederichs Hommels Anliegen beipflichtete: „Wir können keinen Lärmaktionsplan verabschieden, der auf antiquierten Daten beruht.“ CDU-Fraktionsvorsitzender Norbert Esser forderte die Stadtverwaltung dazu auf, zunächst aktuelle Daten zur Entwicklung des Verkehrslärms zu beschaffen, um damit dann später als Grundlage eine Fortschreibung des Lärmaktionsplanes von der Politik verabschieden zu können, was auch bei der SPD-Fraktion auf Zustimmung stieß. Der FWG-Chef forderte allerdings, dass die Stadt Jüchen „unverzüglich“ eine solche Datenerhebung in Auftrag geben solle und er merkte an: „Solch eine Lärmmessung auch noch selber zu zahlen, wäre aber ein schlechter Witz. Wir sind ja nicht die Lärmverursacher.“ Bürgermeister Harald Zillikens geht aber davon aus, dass die Stadt Jüchen die von der Politik geforderte Lärmmessung sehr wohl auf eigene Kosten beauftragen müsse, wie er dem Stadtrat ankündigte.

Die Verwaltung werde jetzt Angebote einholen, um dann mit objektiven Daten Überschreitungen von noch tolerierbaren Lärmwerten nachweisen zu können. Allerdings sieht Zillikens für die Messungen in Hochneukirch das Problem der unmittelbaren Nähe zum Tagebaubetrieb: Es lasse sich der durch den Tagebau verursachte Lärm technisch nur sehr schwer aus dem Verkehrslärm herausfiltern. Und argumentieren lasse es sich mit der Belastung durch den Tagebaulärm gegenüber den Behörden auch nicht, da der nach dem Bergbaurecht im Bundesemissionsschutzgesetz keine Berücksichtigung finde.

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