Fusion vor 100 Jahren Aus zwei Hückeswagen wurde eine Stadt

Hückeswagen · Am 1. März jährt sich zum 100. Mal die Fusion von Stadtgemeinde Hückeswagen und Landgemeinde Neu-Hückeswagen zu einem Hückeswagen. Was waren die Hintergründe? Und was ist für das Festwochenende 28./29. März geplant?

Fotos: Blick ins Archiv zu 100 Jahre Hückeswagen
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Blick ins Archiv zu 100 Jahre Hückeswagen

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Foto: Archiv Stadt Hückeswagen

Dass es einmal zwei Hückeswagen gegeben hat, ist für viele heute ein Novum. Das hört auch Bürgermeister Dietmar Persian immer wieder, wenn sie ihn fragen, wo denn Neu-Hückeswagen gelegen habe. Die Antwort lautet in der Regel: „Auf der anderen Seite der Wupper.“ So einfach ist das zwar nicht, aber doch ein wichtiger Teil der Wahrheit. „Noch heute gibt es ein Grundbuch für Hückeswagen und Neu-Hückeswagen“, berichtet Persian im Gespräch mit unserer Redaktion. Und wer seine Wetter-App auf dem Smartphone aufruft, findet mitunter ebenfalls den Hinweis auf „Neuhückeswagen“.


Warum gab es überhaupt eine Stadt- und eine Landgemeinde? Über Jahrhunderte hinweg unterschied man in Hückeswagen in „Freiheit“ und „Kirchspiel“. „Freiheit“ nannte man die Häuser rund um das Schloss, also im weitesten Sinne die Altstadt – aus ihr entwuchs die Stadtgemeinde. Das „Kirchspiel“, die spätere Landgemeinde, waren die Siedlungen und Höfe ringsum. Die Trennung wurde am 15. Mai 1856 von den Preußen mit der Einführung einer Städte- und einer Landgemeindeordnung zementiert. Als dann die Stadtgemeinde Hückeswagen am 14. April 1859 die Stadtrechte verliehen bekam, war die Trennung endgültig – für 51 Jahre gab es Hückeswagen und Neu-Hückeswagen mit zwei Rathäusern und zwei Bürgermeistern. Wobei etwa Hugo Hagenötter in Personalunion zum Bürgermeister von Stadt- und Landgemeinde gewählt wurde, die nach seinem Tod 1910 wieder endete.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erwuchs angesichts von Not und Elend die Erkenntnis, dass eine Einheit sowohl wirtschaftlich als auch verwaltungstechnisch Sinn hat. So gab es mit Richard Leyhausen (Neu-Hückeswagen) und Ludwig van Spankeren (Hückeswagen) zwei Bürgermeister, die eine lebenslange Anstellung genossen. Und so fassten die obersten Gremien von Stadt- und Landgemeinde am 14. Juli 1919 den Beschluss, dass beide im Jahr darauf fusionieren sollten. Die Vereinigung trat schließlich zum 1. März 1920 in Kraft, seitdem gibt es eine Stadt Hückeswagen.


Wie ist die Stadt auf das anstehende Jubiläum gestoßen? Norbert Bangert, Historiker und freier Mitarbeiter unserer Redaktion, hatte den Bürgermeister vor einigen Monaten auf die Fusion von Stadt- und Landgemeinde vor 100 Jahren hingewiesen. „Das hat mich neugierig gemacht“, sagt Persian. Da der 1. März 1920 für die Geschichte der Schloss-Stadt ein bedeutendes Datum sei, sollte das nicht sang- und klanglos untergehen. Daher kam im Stadtmarketing, dessen Vorsitzender Persian ist, die Idee auf, das „Frühlingsfest“ der Werbegemeinschaft Ende März mit den Feiern zum 100-Jährigen zusammenzulegen.


Was plant das Stadtmarketing? Die Fusion im Jahr 1920 soll zwei Tage gefeiert werden – am Samstag und Sonntag, 28./29. März, mit einem historischen Jahrmarkt auf der Bahnhof- und Islandstraße. Das Stadtmarketing hat Kontakt zu einem entsprechenden Veranstalter aufgenommen, der dann Buden wie „anno dazumal“ aufstellen wird – etwa ein altes Kinderkarussell, Hau den Lukas oder Dosenwerfen. Auch eine Wahrsagerin wird wohl ihre Dienste anbieten. Für Samstag, 11 Uhr, ist eine Feierstunde im Kultur-Haus Zach vorgesehen. Die Geschichte von Land- und Stadtgemeinde sowie der Fusion soll in einer kleinen Broschüre herausgegeben werden, die Norbert Bangert und Lutz Jahr mit Unterstützung von Siegfried Berg erstellen.


Was hat die Werbegemeinschaft vor? Das „Frühlingsfest“ am Sonntag, 29. März, ist der erste von vier verkaufsoffenen Sonntagen in diesem Jahr. Von 13 bis 18 Uhr sind die teilnehmenden Geschäfte geöffnet. Gemeinsam mit dem Stadtmarketing sollen auch Diabetrachter verkauft werden: In den kleinen Apparaten ist eine Scheibe von historischen Dias von Hückeswagen, die mit einem Klick weitergedreht und durch eine Öffnung angeschaut werden können. Zudem sind die Geschäfte historisch geschmückt.


Was gibt es sonst noch? Das Kultur-Haus Zach lädt zum „Frühlingsfest“ zu seinem Blumenmarkt ein, zudem wird der Hückeswagener Fotograf Hans-Dieter Schmitz dort seine Austellung „Hückeswagener Ecken und Kanten“ präsentieren. Das Stadtmarketing hat Kontakt zum 3-Städte-Depots aufgenommen, das in der Innenstadt historische Exponate ausstellen soll. Und in historischen Kostümen werden Daniela und Frank Herrmann, bekannt als „Puppendoktoren“ vom Altstadtfest, Trödel anbieten.

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