Foto-Aktion zum Schulranzen-Treff Alte Schulfotos schreiben Geschichte

Hückeswagen · Die Sieger der Foto-Aktion vom Schulranzen-Treff stehen fest: Eine fünfköpfige Jury wählte aus den alten Einschulungsfotos und deren Geschichten die fünf Sieger aus, die bei der Roadshow während des Frühlingsfestes am 31. März ihre Preise erhalten.

 i-Dötzchen Hannelore Lefers (geborene Wirth, vorne l.) mit ihrer Klasse und der „Wander-Schultüte“.

i-Dötzchen Hannelore Lefers (geborene Wirth, vorne l.) mit ihrer Klasse und der „Wander-Schultüte“.

Foto: Hannelore Lefers

Die fünfköpfige Jury hatte es in der Raiffeisenbank nicht leicht. Zu schön waren die beim Schulranzen-Treff eingereichten historischen Einschulungsfotos und die dazugehörigen Erinnerungen an die Schulzeit früherer Jahre. Historiker Norbert Bangert und Stadtchronist Karl-Heinz Eißner hatten die Idee zu dieser Aktion und die Angehörigen der Schulneulinge dazu aufgerufen, ihre alten Schulfotos Anfang Februar mit zur Messe ins Kultur-Haus Zach zu bringen. 14 Beiträge waren zu bewerten. „Eine zufriedenstellende Resonanz“, sagte Bangert. Nach einer Stunde Sichtung und geheimer Punktevergabe standen die Sieger fest.

 1. Platz – Hannelore Lefers mit der „Wander-Schultüte“

1. Platz – Hannelore Lefers mit der „Wander-Schultüte“

Foto: Hannelore Lefers

Die meisten Punkte erhielt das Foto von Hannelore Lefers mit ihrer „Wander-Schultüte“. „Ich bin im April 1949 in die Schule Herweg eingeschult worden. Das war die Zeit unmittelbar nach der Währungsreform, und es herrschte Armut“, hatte sie beim Schulranzen-Treff erzählt. Deshalb waren damals auch nicht ausreichend Schultüten vorhanden, weshalb von jedem Kind ein Foto mit immer derselben Schultüte gemacht worden war – sie wanderte sozusagen von einem Kind zum anderen.

 2. Platz – Gerhard Burghoff mit seinem norwegischen Tornister.

2. Platz – Gerhard Burghoff mit seinem norwegischen Tornister.

Foto: Gerhard Burghoff

Den zweiten Platz ergatterte Gerhard Burghoff mit seinem Foto vom norwegischen Tornister aus dem Jahr 1943. Aufgrund der Kriegssituation waren gute Tornister Mangelware. Zur Einschulung schickte sein Vater Erich, der als Soldat in Norwegen stationiert war, seinem Sohn jedoch einen hochwertigen Ledertornister samt Griffelkasten und Malbücher. Der Neid der Schulkameraden ließ nicht lange auf sich warten. „Auf meinem Schulweg fingen sie mich ab, nahmen mir den Tornister weg, setzten sich auf ihn und rutschten damit den kompletten Wäscheberg an der Pauluskirche hinunter“, erinnerte sich Burghoff. Der Tornister hatte diese Tortur jedoch überstanden, so dass er beim Schulranzen-Treff als Ausstellungsstück zur Verfügung stand.

 3. Platz – Hans Zimmer im von seiner Mutter selbst genähten Mantel.

3. Platz – Hans Zimmer im von seiner Mutter selbst genähten Mantel.

Foto: Hans Zimmer

Ebenso amüsant war das Foto von Hans Zimmer, der zur Einschulung in einem von seiner Mutter selbst genähten Mantel fotografiert wurde. Das Einschulungsfoto von Franz Franzke in kurzer Lederhose stieß hingegen zunächst auf Ablehnung im Familienkreis. „Das Bild nehmen wir nicht“, soll seine Mutter gesagt haben, da Jacke und Socken ihres Sohnes ziemlich verrutscht waren und ein klein wenig an das Buch „Die Struwwelliese“ erinnerte. Bettina Heldt brachte das Einschulungsfoto ihrer Schwiegermutter Christel Heldt mit. „Es ist die einzige bleibende Erinnerung meiner Schwiegermutter an ihre Schulzeit in Pommern. Sie musste nach dem Zweiten Weltkrieg fliehen und hat es die ganze Zeit mit sich getragen“, sagte Bettina Held. Entsprechend zerknickt war das gut gehütete Zeitdokument.

  4. Platz – dieses Foto war Christel Heldt nach der Flucht geblieben.

4. Platz – dieses Foto war Christel Heldt nach der Flucht geblieben.

Foto: Hannelore Lefers/Bettina Heldt

Zum Frühlingsfest am 31. März werden die Schulfotos im Fenster der Raiffeisenbank an der Bahnhofsstraße ausgestellt. Im Rahmen der Roadshow werden zudem auf der Bühne die Preise an die Sieger überreicht, die von Einzelhändler Uwe Heinhaus gestiftet wurden. Da mehrere Beiträge punktemäßig sehr nah beieinander lagen, stockte Heinhaus von drei auf vier Warengutscheine auf.

Einen Sonderpreis gab es für das älteste Foto aus dem Jahr 1926 (s. Info-Kasten): Janina Marques hatte das Einschulungsfoto ihres Großvaters Kurt Strombach eigens für die Aktion aus dem Bilderrahmen geholt.

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