Nachtschicht Nachts mit dem Taxi nach Köln

Hückeswagen · Hartmut Reinecke ist einer von 30 Fahrern bei Taxi Dickoph. Er fährt auch nachts Kunden zu ihrem Wunschort. Früher fuhr er oft Kneipenbesucher nach Hause, heute ist seine Kundschaft gemischt.

 Hartmut Reinecke bei seiner Schicht, die schon am frühen Abend beginnt.

Hartmut Reinecke bei seiner Schicht, die schon am frühen Abend beginnt.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Immer wieder kommt so etwas vor: Die Feier war so schön, dass man dann doch etwas Alkohol getrunken hat. Alsbald stellt sich jedoch die Frage: Wie kommt man nun nach Hause? Das eigene Auto bleibt stehen, und egal wie spät es ist, die Taxi-Rufnummer 1234 in Hückeswagen schafft Abhilfe. Wenn es dann bereits später am Abend ist, kann es sein, dass man Taxifahrer Hartmut Reinecke am Telefon hat. Der 49-jährige Hückeswagener ist einer von derzeit etwa 30 Fahrern im Taxiunternehmen von Rainer Dickoph.

„Ich habe Anfang der 90er Jahre bei einer hiesigen Mietwagen-Unternehmerin angefangen, dann war ich einige Zeit in Gummersbach und in Radevormwald tätig. Bis vor etwa fünf Jahren bin ich in Wuppertal Taxi gefahren“, erzählt Reinecke.Damals habe er mitbekommen, dass bei Dickoph eine Stelle freigeworden sei. „Ich wollte aus Wuppertal weg und war ganz glücklich, als ich dann in Hückeswagen arbeiten konnte“, versichert der 49-Jährige. Der Hauptgrund sei gewesen, dass er in der Schloss-Stadt in Festanstellung arbeiten konnte und nicht mehr, wie es in Wuppertal der Fall gewesen sei, als selbstständiger Unternehmer. „Wenn man nachts etwa niemanden zu fahren hatte, wurde man auch nicht bezahlt. Das war dann doppelt ärgerlich, da man die ganze Nacht auf war“, erzählt Reinecke.

Zum Taxifahren war er als junger Erwachsener gekommen. „Das war ursprünglich ein Nebenjob, den ich als Ersatz fürs Zeitungsaustragen gemacht habe. Über diverse Kontakte bin ich dann hauptberuflich zum Fahrer geworden“, erinnert sich der Hückeswagener.

Die Nachtschicht fängt für Reinecke bereits am frühen Abend an. „Dann übernehmen wir die Auslieferungsfahrten von Medikamenten an die Apotheken. Das ist ein fester Punkt im Abendablauf.“ In der Nachtschicht sei er zudem weitgehend sein eigener Herr. „Wir bekommen das Diensthandy. Darauf werden die Anrufe von der Zentrale, die während der Nachtschichten nicht besetzt ist, weitergeleitet“, erläutert Reinecke. So müsse er die Fahrten natürlich auch so koordinieren, dass es möglichst effizient und ohne lange Wartezeiten für die Kunden ablaufe. „Nachts ist in Hückeswagen einer unserer Wagen im Einsatz. Wir stehen am Etapler Platz, bei der Drogerie oder am Kriegerdenkmal“, sagt der 49-Jährige. „Solange der Supermarkt noch geöffnet ist, stehe ich meistens am Etapler Platz.“

Die Klientel, die nachts ein Taxi in Anspruch nehme, sei ganz unterschiedlich. „Früher, als ich angefangen habe Taxi zu fahren, gab es in Hückeswagen noch dreimal so viele Kneipen. Da hatte ich natürlich viele Gäste, die nach Hause gebracht werden wollen“, sagt Reinecke. Das habe sich sehr gewandelt. Oft komme es vor, dass er Menschen zu ihrer Nachtschicht fahren müsse, weil das eigene Auto kaputt sei. „Ich werde von Privatpersonen von zu Hause aus genauso oft angerufen, wie von Menschen, die in den Restaurants oder verbliebenen Kneipen sind“, sagt der Taxifahrer. Insgesamt seien die Kunden nachts aber auch nicht anders als die, die er am Tag befördere.

Dennoch gebe es auch in der Kleinstadt interessante Erlebnisse, wie der 49-Jährige schmunzelnd erzählt. „Vor einigen Jahren stand mal ein etwas verwirrt wirkender Mann an der Bushaltestelle an der Bahnhofstraße.“ Der habe sich auf beiden Seiten mehrfach die Fahrpläne angesehen. Irgendwann sei er dann zu Reinecke gekommen und habe ihn angesprochen. „Er wollte wissen, wann der nächste Bus nach Köln fahren würde. Ich musste ihm dann sagen, dass gar kein Bus nach Köln fahre und schon gar nicht um diese Uhrzeit.“ Er habe ihn schließlich mit dem Taxi in die Domstadt gefahren. „Er kam aus Berlin – von dort war er es absolut nicht gewöhnt, dass nachts keine Busse mehr fahren.“

Der Mord an einem Taxifahrer in der Nachbarstadt Wipperfürth im August 2015 liegt noch nicht so lange zurück; er geschah gegen 23 Uhr auf dem Marktplatz. Wie geht man damit um, wenn man selbst nachts Taxi fährt? „Ich muss zugeben, dass ich mich in Hückeswagen genauer umgucke, was auf den Straßen so los ist, als ich das in Wuppertal getan habe“, sagt Reinecke ernst. Dort sei man einer von vielen Fahrern gewesen, die Zentrale sei immer besetzt – in Hückeswagen sei er hingegen weitgehend auf sich alleine gestellt. Ein dauerhafter Begleiter sei die Angst hingegen nicht.

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