Serie Orts- und Straßennamen – Busenbach Familienleben in der alten Dorfschule

Busenbach · Acht Häuser stehen in Busenbach. Aus der ehemaligen Schule wurde in den vorigen zehn Jahren ein schmuckes Wohnhaus.

 Von der rückseitigen Ansicht der alten Schule ist das Fachwerk noch zu sehen.

Von der rückseitigen Ansicht der alten Schule ist das Fachwerk noch zu sehen.

Foto: privat

Busenbach Ruhig ist’s in der kleinen Siedlung, die von der ehemaligen Bahntrasse und einer Kleingartenanlage begrenzt wird. Lediglich die Hähne krähen morgens um die Wette. Die Bebauung stammt überwiegend aus der Nachkriegszeit – bis auf zwei Gebäude, deren Historien in das 19. Jahrhundert zurückreichen. Eins davon gehört der Familie Hager. Nur der große Wohn-Essraum mit Küche und die hohe Decke lassen erahnen, dass das alte Fachwerkhaus einmal als Dorfschule genutzt worden war. Andreas und Cordula Hager haben das Haus 2009 gekauft und aufwendig renoviert. „Bis jetzt haben wir 36 Tonnen Lehmputz, angerührt mit einer alten Lehmputzmaschine aus den 1970er Jahren, an den Wänden und Decken verteilt“, berichtet das Ehepaar, das dort mit seinen Kindern Lina (12), Mateo (9) und Jona (5) lebt.

Zu dem geschichtsträchtigen Haus ist die Familie eher durch Zufall gekommen. „Ich wollte mich im Wipperfürther Amtsgericht nach Grundstücken erkundigen, da lief gerade die Versteigerung des Hauses“, berichtet der 53-jährige Familienvater. Kurzentschlossen steigerte er mit und wurde zum neuen Eigentümer. „Für die besten Sachen im Leben muss man naiv und verrückt genug sein“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

 Der Kamin im Wohnzimmer, dem ehemaligen Klassenraum, ist das Herzstück des Hauses der Familie Hager.

Der Kamin im Wohnzimmer, dem ehemaligen Klassenraum, ist das Herzstück des Hauses der Familie Hager.

Foto: privat im Besitz Fam. Hager

Das Haus war in einem desolaten Zustand, der Garten völlig verwildert. „Wir haben sogar überlegt, es abzureißen und neu zu bauen“, sagt Andreas Hager. Doch die Familie stellte sich der Herausforderung, das alte Fachwerkhaus mittels Naturbaukonzept zu erhalten und fand Unterstützung: „Die Nachbarn sind total herzlich und haben uns vom ersten Tag an Wasser und Strom zur Verfügung gestellt“, erinnert sich das Ehepaar.

Aber erst einmal musste alles raus: Die ehemalige Dorfschule, die 1869 eingeweiht wurde, erhielt einen komplett neuen Dachstuhl, eine Fassadendämmung und einen neuen Grundbalken, für den die gesamte Wand angehoben werden musste. Bis alles fertig ist, wird es jedoch noch einige Zeit dauern. „Das Haus gab es halt nur am Stück und nicht kleiner“, sagt Andreas Hager über die Größe der Wohnfläche und muss lachen. Das Herz des Hauses bildet heute der große Kamin, der mittig im Wohnraum – dem ehemaligen Klassenzimmer – steht und um den sich die Familie gerne versammelt.

 Die Familie Hager vor der aufwändig renovierten ehemaligen Dorfschule Busenbach.

Die Familie Hager vor der aufwändig renovierten ehemaligen Dorfschule Busenbach.

Foto: privat

Wie der Klassenraum früher ausgesehen hat, weiß Nachbar Reimund Bach, der seit seiner Geburt – bis auf wenige Jahre – in Busenbach lebt und dort auch aufgewachsen ist. „Wir hatten Karlernst Rübenstrunk als Lehrer, der sehr bekannt und streng war“, erinnert sich der 71-Jährige. 30 bis 33 Kinder seien in dem Klassenraum unterrichtet worden, der später mit einer Glaswand von der Garderobe getrennt war und mit einem Kanonenofen beheizt wurde. Eine Toilette gab es draußen auf dem Hof.

Bachs Vorfahren wohnten in dem zweiten historischen Gebäude in Busenbach, das heute von der Familie Paul bewohnt wird, die bis 2018 auf ihrem Grundstück im Sommer das „Bauerncafé“ betrieben hatten. „1903 hat mein Urgroßvater das Haus von einer Frau Leverkus gekauft“, berichtet Bach. Teilweise hätten bis zu 17 Menschen dort auf engstem Raum gewohnt – ohne Toilette und ohne fließendes Wasser, dafür aber mit einem Schafstall im Haus. Das Wasser hatten sich die Anwohner aus dem Sammelbecken einer der vier Quellen des Busenbachs geholt. Erst mit dem Bau eines neuen Hauses im Jahr 1957, in dem die Familie Bach heute lebt, wurde eine Wasserleitung verlegt.

Ruhig sei es in der Ortschaft schon früher gewesen, zumal der Feldweg in der Siedlung eine Sackgasse war und nur bis zur Schule reichte. „Einmal in der Woche kamen der Bäcker- und der Milchwagen vorbei“, erzählt Bach. Wenn die Wagen im Winter Probleme hatten, den steilen Berg hochzukommen, hätten die Kinder sie angeschoben. „Wir haben aber extra gezogen statt geschoben, damit es länger dauerte“, verrät er lachend.

Die Nachbarn haben sich früher gerne im „Busenbacher Hof“ getroffen, nachdem der ehemalige Bauernhof zu einem beliebten Ausflugslokal umgebaut worden war, das Edmund Reintke bis Ende der 1990er Jahre betrieb. Gemeinsame Nachbarschaftstreffen am Osterfeuer gibt es noch heute.

Die aus Kürten zugezogene Familie Hager fühlt sich sehr wohl in der kleinen Ortschaft, wo jeder zweite Hausbesitzer eigene Hühner hält. „Wir haben lange nach etwas Ländlichem gesucht und wollen gar nicht mehr woanders wohnen“, betont Cordula Hager. „Hier haben wir einen großen Garten, einen Schlittenberg, die Trasse und einen Fledermaustunnel.“ Und natürlich hat die Familie auch einen Hahn und Hühner, die mit den Namen Donald, Rosa-Lu und Angie fast schon eine politische Allianz bilden könnten.

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