Angebot in Haan „Gute Stube“ bietet Hilfe bei Demenz

Haan · Nach einer fast sechsjährigen Pause öffnet die gute Stube des Demenznetz Haan wieder seine Pforten. Ab dem 27. April kehrt das wöchentliche Hilfsangebot für Menschen mit Demenz zur Entlastung pflegender Angehörigen ins Haus am Park zurück. Weitere helfende Hände und Ehrenamtler werden gesucht.

Maria Nävy arbeitet ehrenamtlich in der Guten Stube mit. Die 77-Jährige ist selbst familiär betroffen und hat dann eine Fortbildung gemacht. Weitere Ehrenamtler sind willkommen.

Maria Nävy arbeitet ehrenamtlich in der Guten Stube mit. Die 77-Jährige ist selbst familiär betroffen und hat dann eine Fortbildung gemacht. Weitere Ehrenamtler sind willkommen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die Pflege eines an Demenz erkrankten Angehörigen, das wissen die Betroffenen nur allzu gut, ist unvorstellbar kräftezehrend: Das Wesen des an Demenz Leidenden verändert sich mit Zunahme der Krankheit, einige verstummen, andere werden aggressiv. Die meisten sind über weite Strecken des Tages verwirrt, vergessen und erinnern sich nicht. Anders als Kleinkinder lassen sich die zumeist älteren Menschen aber nicht so einfach von einem Ort zum nächsten verfrachten. Viele haben noch einen eigenen Willen und tun diesen auch kund. Diskussionen oder gutes Zureden kosten Nerven, die bei den pflegenden Angehörigen nach langer Belastungsphase manchmal auch einfach blank liegen, weiß Annelie Gilles von der Demenzberatung der AWO in Haan.

All jenen will die „Gute Stube“ eine wertvolle Auszeit ermöglichen. „Es ist wichtig, als pflegender Angehörige auch einfach mal ein paar Stunden für sich zu haben und seine Dinge zu erledigen“, sagt Maria Reich, Leiterin des Senioren- und Pflegeheim Haus am Park, Ort in dem die gute Stube künftig eingerichtet sein wird. „Dieses Angebot gab es vor gut fünfeinhalb Jahren schon mal“, verrät Reich. „Allerdings ist es aufgrund schrumpfender Teilnehmerzahlen eingestellt worden.“

Nun sei der Bedarf wieder sehr groß, wissen die Fachfrauen, die über das Demenznetz zusammenarbeiten. „Gerade in Haan fehlt es an Angeboten für demenzerkrankte Menschen. Wir haben hier in der Stadt nur eine einzige Tagespflege, zu der die Angehörigen die zu Pflegenden für einige Stunden am Tag bringen können, um einfach mal selbst wieder zur Ruhe zu kommen“, sagt Gilles. Das sei ungemein wichtig, um die wertvolle, aber ebenso kräftezehrende Arbeit langfristig leisten zu können. „Wie so vieles gelingt auch die Pflege besser, wenn sie auf mehrere Schultern verteilt wird“, unterstreicht die Fachberaterin.

Im Haus am Park sollen künftig jeden Mittwoch bis zu neun Menschen mit Demenz für einige Stunden zusammenkommen. Die Tagesstruktur bleibt dabei jedes Mal dieselbe. Ab neun Uhr starten die Teilnehmenden mit einem gemeinsamen Frühstück. Danach wird der müde Körper mit etwas Sitzgymnastik und kurzweiligen Ballspielen in Schwung gebracht. Sind alle wach, wird gemeinsam gesungen, gespielt und vorgelesen. „Wenn das Wetter dazu einlädt, werden wir auch spazieren gehen oder unsere schöne Terrasse nutzen“, verrät Reich. Mit einer musikalischen Abschlussrunde sollen die Teilnehmenden um 12 Uhr verabschiedet werden.

Als anerkanntes Hilfe- und Betreuungsangebot wird bei der Guten Stube großen Wert darauf gelegt, die Standards der Betreuung einzuhalten. So kümmern sich insgesamt drei ausgebildete Pfleger und ehrenamtliche Hilfskräfte um die Gruppe, sodass eine gute Eins zu Drei Betreuung möglich ist.

Eine der nun frisch ausgebildeten und ehrenamtlichen Hilfskräfte ist Maria Nävy. Die 77-Jährige hat sich aus familiärer Betroffenheit dazu entschieden, die 40-stündige Fortbildung zu durchlaufen, um Menschen mit Demenz schöne Nachmittage zu bescheren. „Diese Krankheit beschäftigt mich sehr, nicht nur, weil meine Schwester seit Jahren an Demenz erkrankt ist, sondern weil immer mehr Menschen darunter leiden werden“, sagt Nävy. „Die Fortbildung hat mir gutgetan, um einfach mehr und besser zu verstehen, was es mit dieser Krankheit auf sich hat.“ Reich und Gilles würden sich freuen, wenn sich noch mehr Ehrenamtler bereit erklären würden, hin und wieder in der Guten Stube auszuhelfen. Voraussetzung wäre die Teilnahme an der Fortbildung, deren Kosten das Demenznetz trägt. Gilles: „Wer einfach mal hospitieren will, um zu schauen, ob es etwas für einen ist, ist herzlich dazu eingeladen.“

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