Grevenbroich setzt auf Ordnungsdienst und Sozialarbeit Neue Streetworker für die Innenstadt

Grevenbroich · Natalja Pyro und Leon Römer von der Diakonie haben ihre Arbeit als Streetworker aufgenommen. Die Stadt sieht sie als zweite Säule neben dem Ordnungsdienst, um der Probleme etwa in Bahnhofsviertel und Stadtpark Herr zu werden.

Von Pöbeleien, Lärm, Schlägereien und Drogendeals berichten Anwohner des Bahnhofsviertels immer wieder. Probleme gibt es auch im Stadtpark und auf der Stadtparkinsel, im vergangenen Jahr kam es dort zu Auseinandersetzungen mit Verletzten. Mit Platzverweisen und anderen ordnungsbehördlichen Maßnahmen allein lassen sich die Probleme nicht lösen, die Stadt reagiert deshalb zweigleisig. Neben der Verstärkung des Ordnungs- und Servicedienstes (OSD) der Stadt sind jetzt zwei Streetworker im Bereich der Grevenbroicher Innenstadt unterwegs. Ihre Aufgabe: Kontakte zu Menschen mit Problemen knüpfen, Vertrauen aufbauen, Hilfe anbieten.

Wiederholt hatten sich Anwohner über Drogensüchtige und Menschen, die sich regelmäßig im Freien treffen, beispielsweise Unrat hinterlassen, beschwert. Die Stadt suchte nach Lösungen. „Wir nehmen diese Sorgen und Nöte ernst. Darum haben wir den OSD ausgebaut und verstärken ihn weiter“, betont Bürgermeister Klaus Krützen bei der Vorstellung der Streetworker. Von Anfang an sei neben restriktiven Maßnahmen aber auch eine weitere Säule geplant – aufsuchende Sozialarbeit.

Nachdem sich eine Lösung im Zuge des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK) nicht realisieren ließ, traf die Stadt im vergangenen Jahr eine Vereinbarung mit der Diakonie Rhein-Kreis Neuss. Die hat Erfahrung, ist bereits seit dem Jahr 2002 mit Streetworkern in der Jugendarbeit in Neuss aktiv. „Hier in Grevenbroich haben wir ein anderes, erwachsenes Klientel – Drogenabhängige beispielsweise oder Menschen ohne festen Wohnsitz“, erläutert Stephan Butt von der Diakonie. Er stellt klar, was Streetwork nicht leisten kann. „Wir sind keine ,Feuerwehr’, werden nicht in wenigen Tagen oder Wochen das Stadtbild verändern“, sagt Butt. Und: „Wir fragen nicht, was Menschen für Probleme machen, sondern, welche Probleme die Menschen haben.“ Deshalb sei mit messbaren Erfolgen auch noch nicht sofort zu rechnen.

Das ist jetzt die Aufgabe von Natalja Pyro und Leon Römer. Die 28-Jährige aus Mönchengladbach hat neun Jahre in der Psychiatrie gearbeitet. Ihr 24 Jahre alter Kollege lebt in Hemmerden. Er war während des Studiums jeweils ein halbes Jahr in der Suchtberatung in einer Justizvollzugsanstalt sowie in der Bewährungshilfe aktiv. „Wichtig ist, dass wir das Vertrauen der Menschen gewinnen, damit sie über ihre Probleme erzählen und wir ihnen Hilfe anbieten können“, erzählt Leon Römer. In den vergangenen Tagen haben die beiden ihr Zuständigkeitsgebiet erkundet, das die Innenstadt und das Bahnhofsumfeld sowie den Stadtpark umfasst, aber auch das Stadion am Alten Schloss. Dort war es wiederholt zu Vandalismus gekommen. Natalja Pyro und Leon Römer haben zudem bereits erste Kontakte zu Menschen geknüpft und zu Einrichtungen, deren Hilfsangebote sie vermitteln können – von der Caritas über die Grevenbroicher Tafel bis hin zum Sozialamt.

In der überwiegenden Zeit werden die beiden Streetworker zusammen unterwegs sein. Gemeinsame Gänge mit den Mitarbeitern des städtischen Ordnungs- und Servicedienstes, die etwa Platzverweise aussprechen können, soll es wegen der ganz unterschiedlichen Aufgaben bewusst nicht geben. Der Vertrag mit der Diakonie läuft zunächst bis zum Ende des Jahres 2020. Die Kosten der Stadt Grevenbroich belaufen sich für jedes Jahr auf jeweils 118.000 Euro. Bürgermeister Klaus Krützen betont: „Das Geld ist gut investiert.“

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