Turnverein Orken feiert sein 125-jähriges Bestehen Erster Sport-Erfolg wurde beim Hinken erzielt

Orken · Der TV Orken hat einen Grund zum Feiern: Seit 125 Jahren ist er fester Bestandteil der Grevenbroicher Vereinslandschaft. Zum ersten Mal machte er mit einer heute unbekannten Sportart von sich reden.

 Das älteste Foto aus dem Archiv des TVO: Es zeigt vermutlich die Gründer des 1896 aus der Taufe gehobenen Vereins. 
  Fotos (4): Archiv TVO

Das älteste Foto aus dem Archiv des TVO: Es zeigt vermutlich die Gründer des 1896 aus der Taufe gehobenen Vereins. Fotos (4): Archiv TVO

Foto: Archiv Turnverein Orken

Die Hans-Winzen-Halle ist der ganze Stolz des TV Orken. Das vereinseigene Gebäude wurde in den vergangenen Monaten umfassend renoviert und fit für die Zukunft gemacht. Solch ideale Bedingungen hatten die Turner nicht immer. Viele Jahre lang diente ein ausrangierter Eisenbahnwaggon als ihr einziges Domizil. Daran erinnert ein Festbuch, das im Mai aus besonderem Anlass herausgegeben wird. Der TVO blickt auf sein 125-jähriges Bestehen zurück.

Das macht der 1896 gegründete Verein dann mit einer Verspätung von zwölf Monaten. „Wegen der Corona-Pandemie waren größere Veranstaltungen im vergangenen Jahr nicht möglich“, sagt Präsident Heinz-Peter Korte. „Da wir auf das Feiern aber nicht verzichten wollen, werden wir unser Jubiläum nun unter dem Motto ,125 Jahre plus eins nachholen.“ Den Auftakt des Festjahres bildet ein Empfang am 7. Mai, bei dem Archivar Richard Sachse erstmals das Ergebnis seiner monatelangen Recherchen vorlegen wird.

 Präsident Heinz-Peter Korte (l.) und Archivar Richard Sachse.

Präsident Heinz-Peter Korte (l.) und Archivar Richard Sachse.

Foto: Wiljo Piel/wilp

Sachse hat das Festbuch verfasst, das auf 240 Seiten den Werdegang des heute rund 700 Mitglieder starken Vereins skizziert. „Leicht war das nicht“, sagt er. Denn aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg gibt es so gut wie keine Dokumente mehr – abgesehen von einem Foto, das in den 1890er Jahren entstand und vermutlich die Gründerväter des TVO zeigt. Erstmals schriftlich erwähnt wurden die Orkener Turner in einem Bericht der „Grevenbroicher Zeitung“ vom Mai 1904: Vorsitzender Ludwig wurde darin lobend hervorgehoben, weil er beim Gustorfer Sportfest den zweiten Platz im Hinken belegte. „Es ist mir allerdings ein Rätsel, um welche Sportart es sich dabei gehandelt haben könnte“, sagt der Archivar.

 Die Geschichte und Erfolge des Turnvereins schildert eine Festschrift, die am 7. Mai offiziell herausgegeben wird.

Die Geschichte und Erfolge des Turnvereins schildert eine Festschrift, die am 7. Mai offiziell herausgegeben wird.

Foto: Archiv Turnverein Orken

Ausschlaggebend für die Gründung des Turnvereins könnten die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit gewesen sein, die im April 1896 in Athen ausgetragen wurden – und aus denen der Deutsche Carl Schuhmann mit vier Siegen und insgesamt fünf Medaillen als einer der erfolgreichsten Athleten hervorging. „Das könnte auch hier eine Initialzündung ausgelöst haben – ähnlich wie ihn die Tennisclubs beim Becker-Boom in den 1990ern erlebten“, vermutet Richard Sachse.

 Eine Mädchengruppe des Turnvereins Orken präsentierte sich in den 1950er bei einem Festumzug auf der Düsseldorfer Straße.

Eine Mädchengruppe des Turnvereins Orken präsentierte sich in den 1950er bei einem Festumzug auf der Düsseldorfer Straße.

Foto: Archiv Turnverein Orken

In den Anfangsjahren turnten die Orkener noch in den Sälen der Gaststätten Esser und Chargé. 1924 baten sie den Bürgermeister von Elsen dann schriftlich darum, ihnen einen eigenen Platz zuzuweisen – mit Erfolg. Auf dem Gelände des damaligen FC Orken erhielten sie ein Areal, in dem sie unter freiem Himmel ihren Leibesübungen nachgehen konnten. Vor Regen und anderen Wetterunbilden gut geschützt, brachten sie ihre Utensilien in einem ausrangierten Eisenbahnwaggon unter, der gleich nebenan geparkt wurde. Diesem Gelände, das gleich am Eingang zum Türling liegt, sind sie bis heute treu geblieben.

Seine erste, noch bescheidene Halle errichtete der Turnverein in den Jahren von 1957 bis 1961. Doch als die Mitgliederzahl die 300 überstieg, wurde das Gebäude allmählich zu klein. Es war 1984, als der damalige Vorsitzende Hans Winzen seinen Vorstandskollegen erstmals die Vision einer Hallenerweiterung vorlegte – die einige Jahre später dann auch umgesetzt wurde. 1991 konnte das vergrößerte Gebäude bezogen werden.

In seinem Rückblick auf 125 Jahre hat Richard Sachse auch so manchen sportlichen Erfolg notiert. So stellte der Verein etwa zu Beginn der 1950er Jahre eine erfolgreiche Turnerriege, „die zu den Nonplusultras des Gladbacher Turngaus zählte“, berichtet der Archivar. Eines der Mitglieder, der 90 Jahre alte Toni Stump, fühlt sich auch heute noch dem TVO verbunden. Der Verein richtete 1992 nicht nur die Faustball-EM im Schlossstadion aus, sondern stellte auch gleich zwei eigene Europameister: Sascha de Vries (Wushu/Kung Fu) und Udo Holländer (Judo). Und: Die Prellballer schafften 2015 sogar den Aufstieg in die erste Bundesliga.

 Eine Luftaufnahme aus dem Jahr 1962 zeigt die kleine Halle des Turnvereins neben dem Fußballplatz im damals noch üppig bewaldeten Türling.

Eine Luftaufnahme aus dem Jahr 1962 zeigt die kleine Halle des Turnvereins neben dem Fußballplatz im damals noch üppig bewaldeten Türling.

Foto: Archiv Turnverein Orken

Das Angebot des nunmehr 126 Jahre alten Vereins kann sich sehen lassen: „Wir haben insgesamt 29 Abteilungen “, sagt Heinz-Peter Korte. „Darunter viele Ball- und Breitensportarten, Gesundheitsangebote und natürlich Turnen.“ Ungewöhnlich: Seit 1969 bildet auch der Musikzug TV Orken eine Abteilung des Vereins, der zudem die Tambourkorps Orken und Elsen unter seinem Dach beherbergt. Apropos: Mit ihrem Jägerzug „Gut Heil“ mischen die Turner auch aktiv im örtlichen Sommerbrauchtum mit.

Die Pandemie hat der TVO ohne große Verluste überstanden. „Wir haben nur wenige Mitglieder verloren – und registrieren jetzt wieder einen enormen Wiederanstieg der Zahlen“, sagt Heinz-Peter Korte, der als Vorsitzender des Stadtsportverbandes auch die anderen Grevenbroicher Vereine im Blick hat: „Von rund 15.000 Mitgliedern sind lediglich 700 wegen Corona ausgestiegen – das ist überschaubar.“

Sein Jubiläum will der TVO nicht nur am 7. Mai feiern. Im Laufe des Jahres soll es noch weitere Veranstaltungen geben – eventuell ein Volleyballturnier, ein Sommer- und ein Oktoberfest sowie ein vorweihnachtliches Turnen.

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