Erasmus-Gymnasium in Grevenbroich Zehntklässlerinnen lernen Selbstverteidigung

Grevenbroich · Um für brenzlige Situationen gerüstet zu sein, organisiert Lehrerin Alexandra Jesse am Erasmus-Gymnasium erstmals Selbstverteidigungskurse.

Dümmliche, frauenverachtende Sprüche, sexuelle Übergriffe – junge Mädchen sind Gefahren ausgesetzt. Furcht in Mut zu verwandeln, ist leichter gesagt als getan. Damit das funktioniert, organisiert Alexandra Jesse jetzt den ersten Selbstbehauptungskursus für Mädchen. Dazu sind am 25. Juni sämtliche Schülerinnen der Jahrgangsstufe „EF“, also der vormaligen Klasse 10, eingeladen.

„Es ist ein Pilot. So etwas gab es an der Schule noch nie“, berichtet die Sport-und Englischlehrerin. Auf die Idee der Aktion kam sie, weil sie im vergangenen Schuljahr die Abiturientinnen des Abschlussjahrgangs fragte, was sie gerne als letzte Lehreinheit mitmachen würden. „Die Nachfrage nach Selbstverteidigung war groß“, erinnert sich die Lehrerin. „Es ein total wichtiges Thema für die jungen Frauen.“ In diesem Alter gehen sie abends aus, sind alleine unterwegs und machen schmerzhafte Erfahrungen mit sexuellen Belästigungen und Übergriffen. „Deshalb ist es wichtig, Strategien zu erlernen“ – und zu erproben.

Unterstützt durch die Kampfsportschule Wing Tsun aus Wevelinghoven, sollen situative Übungen absolviert werden. Wie erkenne ich Gefahrensituationen, was mache ich, wenn ich in eine solche zu geraten drohe? „Zeit zu gewinnen und sich möglichst souverän aus der Gefahrenzone zu bringen, ist eine wichtige Maßnahme“, weiß Alexandra Jesse. Deeskalierend zu wirken, um sich unauffällig der eventuellen Aufmerksamkeit zu entziehen, eine weitere. Und prinzipiell gilt: Nie alleine unterwegs zu sein. Empfehlungen, die Alica Hammelstein (16) und Alessia de San (15) prinzipiell beherzigen – und für das Plus an Sicherheit gerne am Kursus teilnehmen. „Gefahren zu begegnen und in kritischen Situationen richtige Maßnahmen ergreifen zu können, ist total wichtig“, sagen die beiden Schülerinnen. Was ist richtig, was bloß die zweitbeste Lösung, „da kann man was lernen“.

Aufgeteilt in zwei Gruppen werden die etwa 70 Teilnehmerinnen von drei Trainern und Betreuerin Alexadra Jesse am Aktionstag dann von 8.30 bis 10 Uhr beziehungsweise 10.30 bis 11.50 Uhr erste Übungen kennen lernen. „Fest zuzuschlagen oder mit Kraft zu treten sind Dinge, die normalerweise keiner macht. Das muss man erst lernen“, weiß die Sportlehrerin. Auch der Einsatz des überaus stabilen Ellenbogens als probates Mittel zur Gegenwehr soll vorgestellt werden. Weil das Erasmus-Gymnasium zwar Turnhallen, aber nicht über Equipment wie Sandsäcke und Co. zum Boxen verfügt, bringen die Trainer diese Utensilien mit. Möglich macht den Tag in finanzieller Hinsicht der Förderverein des Erasmus-Gymnasiums. „Nach der Aktion frage ich das Feedback bei den Teilnehmerinnen und Trainern ab. Ist die Resonanz positiv, könnte der Selbstverteidigungskursus ein jährlicher Termin für die jeweiligen EF-Mädchen werden.“

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